Morgan Stanley nimmt Lieferkettenprobleme unter die Lupe: Welche Aktien besonders unter der Lage leiden
Die US-Bank Morgan Stanley hat die globale Lieferkettenkrise genauer untersucht und Aktien ausgemacht, die die damit verbundenen Herausforderungen gut meistern und solche, die besonders unter der Lieferkettenproblematik leiden.
Werte in diesem Artikel
• Lieferkettenprobleme stellen Unternehmen vor Herausforderungen
• Morgan Stanley nennt "regionale Champions"
• "Bottleneck"-Unternehmen besonders betroffen
Lieferkettenschwierigkeiten haben nicht nur das Weihnachtsgeschäft 2020 deutlich belastet, auch zahlreiche Unternehmen bekamen die akuten Unterbrechungen in den Lieferketten teils deutlich zu spüren. Analysten von Morgan Stanley haben die Entwicklungen in einem 80-seitigen Report, der CNBC vorliegt, näher unter die Lupe genommen und ermittelt, wer seine Marktposition behaupten konnte und wer besonders unter der Lieferkettenkrise gelitten hat.
Regionale Champions
Den Experten zufolge gibt es Unternehmen, sogenannte "regionale Champions", die "ihre Bedeutung für Lieferketten und die Rolle, die politische Entscheidungsträger spielen könnten, erkannt haben, … um ihre Position trotz des Wettbewerbsdrucks anderer Einflusssphären zu stärken". Diese Unternehmen hätten bei den globalen Herausforderungen im Hinblick auf Lieferketten eine "herausragende Rolle gespielt", zitiert CNBC aus dem Morgan Stanley-Bericht. Die Unternehmen hätten zudem auch "stärkere Rentabilitätstrends gezeigt und die globale Aktien-Benchmark MSCI ACWI deutlich übertroffen", heißt es in dem Bericht. Der MSCI ACWI Index besteht aus Aktien des MSCI World sowie aus Schwellenmarktindizes.
Die Analysten des Finanzhauses haben konkrete Aktien ausgemacht, die sich als "zentral" für die Lieferketten erwiesen haben. Im Bereich technische Hardware nennen die Analysten insbesondere den iPhone-Hersteller Apple, den Computerkonzern HP sowie Cisco, Lenovo, Fujitsu und Hitachi. Und auch im Halbleitersegment, eine der am stärksten von Lieferkettenproblemen betroffenen Branche, haben die Experten "regionale Champions" ausgemacht: Samsung, Intel, Infineon und NVIDIA.
Autohersteller hatten in den vergangenen Monaten ebenfalls besonders unter Engpässen zu leiden, doch nicht alle waren von der Problematik gleich stark betroffen. Positiv heben die Morgan Stanley-Analysten in diesem Zusammenhang die deutschen Autobauer Volkswagen, Daimler und BMW hervor, auch die US-Konkurrenten Ford und GM landen auf der Liste, ebenso wie Tata Motors, Renault, Hyundai und der Automobilzulieferer Continental.
Als konkrete Namen im Softwaresegment nennt Morgan Stanley den IT-Riesen Microsoft sowie IBM, Dell und SAP, während die Buffett-Firma Berkshire Hathaway im Versicherungssegment als "regionaler Champion" ausgemacht wurde. Als Vertreter der Konsumgütersparte sind den Experten Sony, Panasonic und LG Electronics positiv aufgefallen, während im Einzelhandel der Internetriese Amazon eine herausragende Stellung einnahm. Siemens und Volvo halten die Analysten unterdessen für Profiteure im Investitionsgütersegment.
"Flaschenhals"-Unternehmen
Während oben genannte Aktien sich als wichtig für Lieferketten erwiesen haben, gibt es auch jene Unternehmen, die mit den globalen Herausforderungen besonders stark zu kämpfen hatten. Diese seien am stärksten von den Engpässen betroffen gewesen. "Branchen, die in diese Kategorie fallen, sind diejenigen, die den Druck der Lieferkette am stärksten übertragen, teilweise weil die Unternehmen dieser Kohorte trotz zunehmender Automatisierung oder Kapitalinvestitionen anhaltend auf Arbeitseinsätze angewiesen sind", heißt es in dem Bankbericht. Kombiniert mit anderen Faktoren wie der Abhängigkeit von Märkten, die dem Handel oder anderen politischen Friktionen unterliegen, mache dies "solche Unternehmen anfällig für geopolitische und arbeitsmarktbezogene Dynamiken, aber auch von entscheidender Bedeutung für globale Lieferketten". Die Analysten listen entsprechende Unternehmen unter der Kategorie "Flaschenhals", da diese bei Lieferkettenproblemen nur begrenzte Möglichkeiten hätten, "außer die Preise zu erhöhen, um höhere Inputkosten auszugleichen oder die Kapazität durch Rückstände zu rationieren".
Im Halbleitersegment sieht Morgan Stanley dabei namhafte Unternehmen wie STMicroelectronics, NXP Semiconductor, Microchip Technology, Texas Instruments, Analog Device, ON Semiconductor, Globalfoundries, Nuvoton Technology und Nanya Technology betroffen. Im Bereich technische Hardware nennen die Experten BYD Electronics, Wingtech Technology, Unimicron, Kinsus Interconnect Tech und Nan Ya PCB.
Auch Netzwerkausrüster wie Lumentum, II-VI, Corning und CommScope finden sich unter den so genannten "Bottleneck" oder "Flaschenhals"-Unternehmen wieder.
Entspannung an der Lieferkettenfront
Die Lieferkettenproblematik wird aber den Experten zufolge kein Dauerzustand sein. Akute Unterbrechungen ließen bereits jetzt nach und könnten innerhalb der ersten Jahreshälfte 2022 vollständig behoben sein, zeigen sich die Analysten zuversichtlich. Die Logistikkosten werden allerdings wohl auch 2022 deutlich höher bleiben, es sei "unwahrscheinlich, dass die Quarantäne- und Reisebeschränkungen für wichtige transkontinentale Strecken" bis 2022 koordiniert gelockert würden, bis 2023 sei hier mit wenig neuen Kapazitäten zu rechnen.
Redaktion finanzen.net
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