Börsenstrategien Teil 2

Systematisch den DAX schlagen - Wie es geht

25.09.13 14:00 Uhr

Mit klaren Regeln zu mehr Rendite. €uro am Sonntag stellt weitere Investmentstrategien vor, die langfristig bessere Performance bringen als DAX oder Euro Stoxx. Mit Zertifikaten lassen sich diese leicht umsetzen.

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Indizes

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von Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Strategie 4: Bereits in den 1950er-Jahren hat der US-Ökonom Harry M. Markowitz nachgewiesen, dass sich mit einem gut diversifizierten Portfolio, dessen einzelne Bestandteile wenig Abhängigkeiten untereinander aufweisen, das Gesamtrisiko senken lässt — ohne dass deswegen auf Gewinn verzichtet werden muss.
Dieses Prinzip kann auf Börsen­indizes übertragen werden. Meistens werden die einzelnen Mitglieder nämlich nur nach der Markt­kapitalisierung und dem Ausmaß der Handelsumsätze ausgesucht und gewichtet. Die Korrelation der Einzelwerte zueinander und ihre Schwankungsstärke spielen selten eine Rolle.

Anders beim DAXplus-Minimum-Variance-Germany-Index der Deutschen Börse. Hier werden von den 30 DAX-Titeln nur diejenigen ausgewählt, die die niedrigste Volatilität der vergangenen zwölf Monate aufweisen und deren Kurse sich relativ unabhängig voneinander be­wegen. Durch das zweite Kriterium wird die Klumpenbildung einzelner Sektoren wie etwa Autos, Banken oder Versicherungen vermieden.

Das Konzept geht auf. Seit Auflage des Index im Februar 2007 wurde der DAX mit einem Plus per annum von 7,5 Prozent um 4,5 Prozentpunkte pro Jahr übertroffen.

Auch beim Risiko erfüllte die Minimum-Varianz-Strategie die Erwartungen mit einer geringeren jährlichen Schwankungsbreite seit 2007 von zwölf Prozent gegenüber dem deutschen Leitindex (15,6 Prozent).
Vor allem in Abwärtsphasen zeigen die defensiven Titel ihre Stärke, bleiben bei Hausseperioden aber zurück. Besonders für Langfristanleger eignet sich das RBS-Minimum-Varianz-Germany-Papier auf das ­risikoärmere DAX-Pendant, bei dem zwischenzeitlich aber auch große Kursverluste drin sind.



















Strategie 5: Noch mehr Risiko weist der Sharpe-Ratio-Anlagestil auf. Sharpe Ratio ist eine Kennzahl, die die Rendite einer Geldanlage in ihrer Abhängigkeit von der Volatilität bewertet. Je höher diese Maßzahl, desto mehr entschädigt der Ertrag Anleger für das eingegangene Risiko. Ein Sharpe Ratio deutlich über eins zeigt an, dass eine hohe Mehrrendite gegenüber einer risikolosen Geldanlage erzielt worden ist.
Das Maß wird sozusagen für das Chance-Risiko-Verhältnis eines Investments verwendet. Die Deutsche Börse wendet es auf den DAX an, indem sie einen Index berechnet, der die Aktien aus dem DAX herausfiltert, die das höchste Sharpe Ratio haben — also das optimale Chance-Risiko-Verhältnis. Die RBS offeriert auf diesen DAXplus-Maximum-Sharpe-Ratio-Index ein Zertifikat (siehe Investor-Info).

Den DAX geschlagen
Der Anlagestil funktioniert. Seit Anfang 2007 wurde der deutsche Leitindex mit einem Jahresergebnis von 7,32 Prozent um 4,31 Prozentpunkte per annum übertroffen — bei etwas niedrigerem Risiko, in Zahlen knapp zwei Prozentpunkte.
Verglichen mit dem Minimum-­Variance-Barometer (siehe Punkt 4) schneidet der Sharpe-Ratio-Anlagestil seit Anfang 2007 allerdings schlechter ab. Er schwankt stärker und bringt weniger Ertrag ein. Das liegt vor allem daran, dass in Baissephasen die Kursstürze heftiger sind. In Aufschwungperioden wie 2007 und nach der Finanzkrise von 2009 bis 2011 ließ der Sharpe-Ratio-­Anlagestil die Minimum-Va­riance-Strategie dagegen hinter sich.

Nicht zuletzt deswegen, weil teilweise auch Versicherungs- und Finanzaktien, also weniger defensive Werte, vertreten waren. Wer besser abschneiden will als das deutsche Leitbarometer und risikobereit ist, sollte daher auf deutsche Bluechips mit optimalem Chance-Risiko-Risi­ko-Verhältnis setzen.
Wer aber ein DAX-Pendant mit geringen Bewegungen und trotzdem gutem Ertrag haben will, dem ist zu Minimum-Variance zu raten.

Strategie 6: Kursrückgänge werden auch durch Ausschüttungen abgefedert. Es gibt Studien, die besagen, dass langfristig zwei Drittel der Rendite durch Dividenden erzielt werden. Das erkannte vor mehr als 70 Jahren schon der Vater der Wertpapieranalyse, Benjamin Graham. Er sprach sich für die Dividendenrendite als wichtiges Kriterium bei der Aktienauswahl aus. Aber erst Jahrzehnte später wurden Dividendenstrategien populär. Eine der bekanntesten ist die Top-Twelve-Dividendenstrategie. Dabei nehmen Anleger halbjährlich jeweils die zwölf Aktien mit der höchsten Dividendenrendite aus dem DAX ins Depot.

Das Konzept funktioniert. Seit 2000 erzielte ein Zertifikat der Bank of America (ISIN: DE 000 ML0 C6Z 8) auf diese Weise 3,9 Prozent Jahresrendite, der DAX stieg nur um 1,8 Prozent jährlich. Die Schwäche liegt im Risiko. Die Volatilität ist identisch mit der des DAX. Das führte dazu, dass in der Finanzkrise die Dividendenstars um 45 Prozent abstürzten — auch weil viele Finanzinstitute dabei waren.

Um das zu verhindern, hat Achim Matzke, Leiter Technische Analyse der Commerzbank, den Dividendenstil mit Charttechnik kombiniert. Angewandt wird die Strategie auf Aktien aus dem Euro Stoxx 50, die hohe Ausschüttungen aufweisen.

Sie müssen charttechnisch attraktiv sein und aus mehreren Sektoren und Ländern stammen. Jeder Wert erhält einen Stoppkurs. Wird dieser erreicht, wird der Titel verkauft. Das schützt vor hohen Verlusten. In der Finanzkrise 2008 gab der Anlagestil 30 Prozent nach, der Euro Stoxx 50 fast 60 Prozent. Kein Wunder, dass seit 2005 die Commerzbank-Dividendenstrategie um 88 Prozent zulegte, der Euro Stoxx 50 dagegen nur um 28 Prozent — trotz einer geringeren Volatilität von 17 Prozent (Euro Stoxx: 23).

Fazit: Die Dividendenstrategie ist gut, hinkt den erfolgreichsten Anlagestilen Gebert und Saison aber hinterher. Für Risikoaverse eignet sich dagegen der Minimum-Varianz-Stil. Auch Sharpe Ratio ist vom Risiko noch vertretbar.
Aggressiver sind dagegen die Saison- und die Analystenstrategie. Dividenden- und Gebert-Strategie liegen dazwischen. Wichtiger als die Volatilität ist aber, dass Anleger den gewählten Stil auch in schwierigen Zeiten durchhalten. Denn nur langfristig zahlt er sich aus. 



















Investor-Info

Minimum-Varianz-Strategie
Weniger Risiko, mehr Gewinn

Starke Kursschwankungen können ganz schön ­Nerven kosten. Defensive Anleger greifen besser zum Papier der RBS auf den DAXplus-Minimum-­Variance-Germany-Index. Derzeit enthält das Papier ­unter anderem die DAX-Schwergewichte Deutsche Telekom, Siemens und Fresenius. Zu den Titeln, die wegen starker Schwankungen draußen bleiben müssen, gehören ThyssenKrupp oder Commerzbank. Quartalsweise wird der Index angepasst. Ein Titel darf maximal zehn Prozent Gewicht erreichen, um Verzerrungen zu vermeiden. Dividenden werden wie beim DAX angerechnet. Für das Papier erhebt die RBS eine Verwaltungsgebühr von einem Prozent jährlich, der Spread liegt bei 0,77 Prozent. 

Sharpe Ratio
Augeklügeltes Portfolio

Anleger, die sich auf die Aktien mit dem besten Chance-Risiko-Verhältnis konzentrieren wollen, ­ können zum Papier der RBS auf den DAXplus-Maximum-Sharpe-Ratio-Index greifen. Für das Produkt wird eine jährliche Verwaltungsgebühr von einem Prozent fällig. Im Gegenzug investieren Anleger in ein risikoadjustiertes Portfolio, das derzeit unter ­anderem aus den Aktien der Deutschen Post, der ­Munich Re und der Allianz besteht. Lanxess und K + S hingegen sind nicht enthalten. Die Zusammensetzung wird vierteljährlich angepasst. Die Gewichtung eines einzelnen Unternehmens ist auf zehn Prozent beschränkt. Die Spanne zwischen Geld- und Briefkursen beträgt 0,74 Prozent.

Dividendenstrategie
Technik trifft Dividende

Dividenden sind nicht nur wichtig für den Gesamt­ertrag einer Aktie. Sie bieten einen gewissen Puffer, wenn es an der Börse mal nicht so läuft. Bei sehr großen Verlusten klappt das allerdings nicht mehr. Um dieses Risiko zu verringern, kombiniert die Commerzbank für ihren Dividenden-Strategie-Index ­ europäischer Aktien die Aussicht auf hohe erwartete Dividenden mit charttechnischer Analyse. Nur wenn der Kursverlauf technisch überzeugt, wird der Titel in den Index aufgenommen. Derzeit besteht das ­Barometer aus sechs Werten, darunter Allianz und Daimler. Stoppkurse sichern die einzelnen Titel ab. Einmal im Jahr wird der Index überprüft. Für das Zertifikat auf das Aktienbarometer nimmt die Commerzbank ein Prozent Gebühr jährlich. 

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