Bevorstehender Crash?

Berkshire-Chef Warren Buffett verkauft Aktien in Milliardenhöhe: Darum sieht Marktexperte Kevin O'Leary keinen Grund zur Sorge

12.09.23 23:00 Uhr

Berkshire-Chef Warren Buffett verkauft Aktien in Milliardenhöhe: Darum sieht Marktexperte Kevin O'Leary keinen Grund zur Sorge | finanzen.net

Die Zahlenvorlage zum zweiten Quartal von Berkshire Hathaway legte offen, dass Warren Buffett mittels seines Investmentvehikel Aktien in Höhe von acht Milliarden US-Dollar losschlug. Manche Marktbeobachter erkennen in den Aktienverkäufen des "Orakels von Omaha" einen Grund zur Sorge. Kevin O'Leary nimmt jedoch eine andere Position ein.

Werte in diesem Artikel

• Einige Marktbeobachter sehen in Buffetts Aktienverkäufen Anzeichen für Crash
• O'Leary: "Nur eine kleine Änderung in seinem riesigen Portfolio"
• Dennoch ist auch O'Leary skeptisch über Wohlergehen der US-Konjunktur



Die Unternehmensberichte von Berkshire Hathaway werden von Quartal zu Quartal vonseiten der Anlegergemeinde mit höchster Spannung erwartet. Investoren wie Analysten erhoffen sich durch die aufmerksame Lektüre der Unternehmenskennziffern und -aktivitäten Hinweise darauf, wie die Börsenlegende die jeweilige Marktlage einschätzt. Auch die letzte Zahlenvorlage von Buffetts Investmentholding über das abgelaufene zweite Quartal sorgte für reichlich Gesprächsstoff.

Berkshire verkauft Aktien - Crash voraus?

Aus dem Bericht konnte entnommen werden, dass Berkshire zwischen dem 1. April und 30. Juni 2023 deutlich mehr Aktien abgestoßen als gekauft hat. Netto belief sich das Volumen der Aktienverkäufe auf acht Milliarden US-Dollar. Wenn Warren Buffett Aktien abstößt und damit das bereits beachtliche Cash-Polster von Berkshire weiter füttert, schrillen bei so manchen Beobachtern die Alarmglocken - so auch dieses Mal. Beispielsweise sieht Bestsellerautor Robert Kiyosaki in Berkshires Aktientransaktionen der vergangenen Monate Anzeichen dafür, dass Buffett einen baldigen Aktiencrash erwartet. Auch der Wirtschaftsprofessor Steve Hanke von der John Hopkins University in Baltimore (Maryland) wies in einem Interview mit "Business Insider" darauf hin, dass der Schritt von Berkshire im Einklang mit der Vorbereitung auf einen wirtschaftlichen Abschwung stehe, da besonders US-Aktien momentan mit einem Aufschlag bewertet würden. "Buffett hat eine lange Geschichte der Anhäufung von Reserven, wenn sich wirtschaftliche Gewitterwolken auftürmen, bereit, Gelegenheiten zu ergreifen, wenn der Sturm zuschlägt", warnt Hanke.

Weiteren Grund zur Sorge erkannten einige Marktbeobachter darin, dass Buffett das Tempo der Berkshire-Aktienrückkäufe gedrosselt hat. Im zweiten Quartal kaufte Berkshire deutlich weniger Aktien zurück als noch im ersten Quartal: Lag dieser Wert in den den ersten drei Monaten des Jahres noch bei 4,4 Milliarden US-Dollar, sank das Volumen der Aktienrückkäufe zwischen April und Juni auf nur noch 1,4 Milliarden US-Dollar und blieb damit deutlich hinter der Konsensschätzung der beobachtenden Analysten zurück. Einige Experten interpretierten diesen deutlichen Rückgang so, dass Buffett das aktuelle Kursniveau der Berkshire-Papiere als überbewertet oder zumindest nicht mehr als unterbewertet einschätzt. Dieser Ansicht entspräche es auch, dass Berkshires Cash-Reserven am 30. Juni mit 147 Milliarden US-Dollar in rekordnahe Gefilde angestiegen sind.

O'Leary relativiert Buffetts Aktienverkäufe

Dieser pessimistischen Argumentation folgen aber mitnichten alle Berkshire-Beobachter. Zu denjenigen, die vor einer Überbewertung von Buffetts Aktienverkäufen warnen, gehört der kanadische Geschäftsmann und "Shark Tank"-Fernsehstar Kevin O'Leary. O'Leary spielte das Ausmaß von Buffetts Verkauf herunter und relativiert die Aktientranskationen auf X, früher bekannt als Twitter: "Warren Buffett veräußert Aktien im Wert von 8 Milliarden Dollar? Das ist nur eine kleine Änderung in seinem riesigen Portfolio".

O'Leary denkt, dass es bei diesem Schritt weniger um die Vorhersage eines Marktabschwungs geht, sondern vielmehr darum, die Vielfalt des Portfolios zu erhalten. O'Leary erläuterte seinen Standpunkt auf "Fox News" mit den Worten: "Im Großen und Ganzen sind 8 Milliarden Dollar eine Kleinigkeit. Vielleicht ist dies nur eines seiner neuen Teammitglieder, das ein Portfolio fein abstimmt", wie "Benzinga" zitiert.

Tatsächlich ist die Summe von acht Milliarden US-Dollar - obgleich sie ungefähr der Marktkapitalisierung von DAX-Leichtgewichten wie Zalando, QIAGEN oder Covestro entspricht - für Berkshire-Verhältnisse als relativ gering einzuschätzen. Zum Vergleich: Das Aktienportfolio von Berkshire war am Stichtag 30. Juni 2023 insgesamt 353 Milliarden US-Dollar wert, die Summe von acht Milliarden US-Dollar entsprich folglich nur einem Anteil von knapp über zwei Prozent.

Darum warnt O'Leary dennoch vor zu viel Optimismus

Dennoch hat O'Leary keineswegs eine rosarote Brille auf, wenn er die Aussichten der US-Konjunktur in den kommenden Monaten bewertet. Auch der kanadische Marktkenner sieht potenzielle Herausforderungen für die US-amerikanische Finanzlandschaft. Eine besonders große Gefahr erkennt er bei kleinen US-Unternehmen, die für 60 Prozent der US-Arbeitsplätze stehen. "Angesichts der anhaltenden Vollbeschäftigung in Verbindung mit dem Mangel an Kapital, das in den wichtigen Sektor der Kleinunternehmen fließt, könnte die zweite Jahreshälfte von wirtschaftlichen Umwälzungen geprägt sein", meint O'Leary im "Fox News"-Interview. O'Leary, der selbst in seiner jahrzehntelangen Investorenkarriere in viele kleine Unternehmen investierte, kritisiert in diesem Zuge die enormen finanziellen Aufwendungen, die den großen US-Konzernen zur Verfügung gestellt werden, während die kleinen Unternehmen benachteiligt würden. Im Zusammenspiel mit dem wachstumshindernden Hochzinsniveau werde die US-Wirtschaft in den kommenden Monaten vor großen Herausforderungen stehen - einen Aktiencrash sagt O'Leary allerdings nicht voraus.

Redaktion finanzen.net

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