Besuch des China-Vorstands

VW-Aktie gibt ab: VW will trotz Hinweisen auf Menschenrechtsverletzungen am China-Werk in Xinjiang festhalten

28.02.23 16:57 Uhr

VW-Aktie gibt ab: VW will trotz Hinweisen auf Menschenrechtsverletzungen am China-Werk in Xinjiang festhalten | finanzen.net

Der Volkswagen-Konzern will auch nach einem Besuch seines China-Vorstands Ralf Brandstätter in dem umstrittenen Werk in der Region Xinjiang an dem Standort festhalten.

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"Natürlich kennen wir die kritischen Berichte, wir nehmen das sehr ernst", sagte der Manager zu Darstellungen, denen zufolge es in der Westprovinz eine systematische Unterdrückung der muslimischen Uiguren geben soll. "Aber wir haben keine Hinweise auf Menschenrechtsverletzungen in diesem Werk - das hat sich nach meinem Besuch nicht geändert."

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Brandstätter war Mitte Februar für zwei Tage in die Stadt Ürümqi gereist, um sich in der örtlichen Fabrik umzusehen. "Ich habe keine Widersprüche festgestellt", meinte Volkswagens/a> China-Chef. "Ich habe keinen Grund, an den Informationen und meinen Eindrücken zu zweifeln. Ungeachtet dessen schauen wir natürlich trotzdem weiter hin."

Ein Bericht des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte hatte im vergangenen Jahr von schwerwiegenden Verstößen in der Gegend gesprochen. "Wir sind in der Tat tief besorgt über die Feststellung in diesem Bericht und haben ihn uns sehr genau angesehen", sagte der Leiter der Außenbeziehungen bei VW, Thomas Steg. "Wir haben die Situation niemals ignoriert oder auf die leichte Schulter genommen, sondern immer wieder deutlich gemacht, dass der Volkswagen-Konzern weder Zwangsarbeit noch andere Formen der Diskriminierung duldet."

Auch laut manchen Nichtregierungsorganisationen soll es in Xinjiang unter anderem Umerziehungslager geben. Der VW-Betriebsrat in Wolfsburg unterstrich, ein formal gesehen fehlender direkter Durchgriff auf die Abläufe in dem Werk "entbindet den Konzern nicht davon, sich den Themen zu stellen und dazu aktiv zu positionieren".

VW-China-Vorstand Brandstätter sieht keine Anzeichen von Menschenrechtsverstößen in seiner Fabrik

Volkswagen hat nach Angaben von China-Vorstand Ralf Brandstätter keine Anhaltspunkte für Menschenrechtsverstöße in seiner Fabrik in der chinesischen Uiguren-Region Xinjiang. Bei seinem Besuch am 16. und 17. Februar habe er den Eindruck gewonnen, dass sich das Management um gutes Betriebsklima bemühe. Integration und Miteinander spielten dabei eine wichtige Rolle. Er habe ausführlich mit sieben Mitarbeitern gesprochen, darunter Angehörigen der muslimischen Minderheit der Uiguren, die in China unterdrückt wird. "In meinen Gesprächen mit den Beschäftigten habe ich widergespiegelt bekommen, dass man froh sei, für SAIC VW arbeiten zu dürfen, auch weil viel Wert auf Qualifizierung gelegt wird."

Mit dem chinesischen Partner SAIC sei man sich einig, "dass wir keine Menschenrechtsverletzungen in unseren Werken dulden". Er könne vor Ort nur die Situation aufnehmen, sagte Brandstätter. Er könne mit Menschen sprechen, daraus Rückschlüsse ziehen und versuchen, die Daten zu verifizieren. Das habe er getan. "Ich habe keine Widersprüche festgestellt." Vertreter der regionalen Regierung habe er nicht getroffen. "Im Mittelpunkt stand ausschließlich der Besuch des Werkes und der Austausch mit den Beschäftigten." Brandstätter kündigte weitere Besuche in dem Werk an. In den vergangenen Jahren hat es wiederholt Berichte über Zwangsarbeit und Umerziehungslager in der Provinz Xinjiang gegeben.

Die Wolfsburger fühlen sich offenbar nicht wohl in der Rolle als Miteigner einer Fabrik, die derart im Rampenlicht der weltweiten Öffentlichkeit steht. Als die Entscheidung für die Fabrik vor gut zehn Jahren gefallen sei, habe die Welt noch anders ausgesehen, sagte VW-Cheflobbyist Thomas Steg bei dem Pressegespräch. Damals hatte VW mit dem chinesischen Staatskonzern SAIC die Strategie "Go West" vereinbart, um den Westen des Landes für die Automobilindustrie zu erschließen. Das änderte sich durch Anschläge, die China uigurischen Islamisten zurechnete. In der Folge schlug die Regierung einen härteren Kurs ein. "Während die chinesische Regierung vorher überwiegend auf wirtschaftliche Entwicklung und Integration setzte, kam ab 2015 ein deutlich stärker repressiver Ansatz hinzu", sagte Steg. Die Verträge für das Werk laufen noch bis zum Ende des Jahrzehnts. VW betonte, man sei zwar zur Hälfte an dem Gemeinschaftsunternehmen mit SAIC beteiligt, habe aber keinen direkten Einfluss auf das Werk. Aufgrund der Struktur des Joint-Ventures könne eine Entscheidung bezüglich des Werkes nicht einseitig von Volkswagen getroffen werden.

Der weltweitgrößte Automarkt China hat für Volkswagen eine große Bedeutung. Die Niedersachsen sind seit knapp 40 Jahren im Reich der Mitte aktiv und betreiben dort zahlreiche Fabriken. Aus den in der Volksrepublik erwirtschafteten Gewinnen finanziert der weltweit zweitgrößte Autokonzern einen großen Teil seines Umbaus zu einem Software-basierten Mobilitätsanbieter. Die Frage eines Rückzugs stelle sich daher nicht, betonte Steg. "Bei einem globalen Konzern, der in neuen Regionen Verträge abschließen will, erwartet man Vertragstreue und Verlässlichkeit." Die Chinesen nähmen die internationale Diskussion über Menschenrechtssituation sehr genau wahr. Zu erwarten, dass es ruhig um das Werk werde, wäre jedoch ein Irrglaube. "Wir könnten uns beklagen, aber am Ende haben wir eine Situation, mit der wir einfach umgehen müssen", sagte Steg. Das Werk habe eine hohe symbolische Bedeutung für die chinesische Regierung, da es für die Entwicklung der strukturschwachen Region stehe.

Die Wolfsburger hatten die Fabrik in Urumqi in der Provinz Xinjiang mit einer Kapazität von 50.000 Fahrzeugen 2012 eröffnet. Während der Corona-Pandemie und den Lieferengpässen schrumpfte die Belegschaft um 65 Prozent auf zuletzt knapp 240 Mitarbeiter. Die Montage von Autos aus Bausätzen wurde eingestellt. Stattdessen erhalten fertig gebaute Fahrzeuge aus anderen Fabriken dort ihren letzten Qualitätscheck - Fahrerassistenzsysteme werden justiert und die Autos getestet, bevor sie an die Händler in der Region geliefert werden. In diesem Jahr sollen in Urumqi 10.000 Fahrzeuge fertiggestellt werden.

Die VW-Aktie verliert via XETRA zeitweise 0,12 Prozent auf 128,18 Euro.

PEKING/WOLFSBURG (dpa-AFX) /

Hamburg (Reuters)

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Bildquellen: Bocman1973 / Shutterstock.com, JuliusKielaitis / Shutterstock.com

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