Boeing-Aktie profitiert: Ryanair erwirbt 150 Boeing-Mittelstreckenjets - Boeing im April mit weniger Auslieferungen
Europas größter Billigflieger Ryanair kauft wieder im großen Stil bei Boeing ein.
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Europas größter Billigflieger Ryanair kauft wieder im großen Stil bei Boeing ein. Die Bestellung umfasse 150 Mittelstreckenjets in der neuen Langversion 737 Max 10, wie beide Unternehmen am Dienstag mitteilten. Hinzu kommen Optionen über weitere 150 Maschinen des Typs. Für den US-Hersteller ist das Geschäft ein großes Ding, zumal die Zulassung der Langversion durch die Behörden nur noch aufgrund einer maßgeschneiderten Ausnahme möglich ist. An den Börsen kam die Bestellung der irischen Ryanair gut an.
Die Boeing-Aktie legt nach den Neuigkeiten im US-Handel zeitweise um 1,71 Prozent auf 200,63 US-Dollar zu. Für das Ryanair-Papier ging es in Dublin um rund vier Prozent nach oben.
Laut Preisliste kommen allein die fest bestellten Maschinen auf einen Gesamtwert von etwa 20 Milliarden Dollar (18,1 Mrd Euro). Allerdings sind beim Kauf von Flugzeugen hohe Rabatte üblich. Ryanair will die neuen Maschinen nach eigenen Angaben im Wesentlichen aus dem laufenden Geschäft finanzieren. Für andere Optionen bleibe das Unternehmen aber offen, hieß es in der Mitteilung aus Dublin.
Die Billigfluggesellschaft erwartet die ersten Jets des Typs im Jahr 2027. Die weiteren sollen bis zum Jahr 2033 folgen. Mit rund jedem zweiten der neuen Jets will Ryanair die eigene Flotte vergrößern. Die anderen sollten ältere Maschinen ersetzen. Die Ryanair-Aktionäre müssen dem Geschäft noch auf der Hauptversammlung im September zustimmen. Für die bevorstehende Sommersaison plant Ryanair bisher mit einer Flotte von gut 500 Flugzeugen.
Bisher betreibt das Unternehmen die 737 Max in der Billigfliegerversion 737 Max 8200 mit 197 Sitzen und hat vor allem viele Boeing 737-800 mit 189 Sitzen in der Flotte. In die 737 Max 10 will das Unternehmen 228 Sitze einbauen lassen - und nutzt das zulässige Maximum von 230 Plätzen damit fast aus. Zum Vergleich: Das Konkurrenzmodell A321neo des weltgrößten Flugzeugherstellers Airbus aus Europa fasst bis zu 244 Sitze.
Außerdem testet Airbus eine Langstreckenversion des Jets. Die Variante mit dem Namen A321XLR ist dank einer deutlich größeren Reichweite auch für Verbindungen etwa von Mitteleuropa nach Amerika geeignet und soll spätestens Mitte 2024 und in den Liniendienst gehen. Ein vergleichbares Modell in dieser Größe hat Boeing nicht im Angebot.
Die 737 Max 10 soll dem US-Konzern helfen, bei den Flugzeugtypen für die Kurz- und Mittelstrecke nicht weiter an Boden zu verlieren. Denn Airbus hat den einstigen Marktführer in dem absatzstärksten Segment schon vor Jahren abgehängt. Seit dem Absturz zweier Boeing 737 Max mit insgesamt 346 Toten und den daraufhin verhängten Flugverboten für den Typ steckt der US-Konzern zudem in einer schweren Krise. Zwar dürfen die Maschinen nach einigen technischen Nachbesserungen inzwischen in den meisten Ländern wieder starten. Doch Boeing konnte den Rückstand gegenüber Airbus bisher nicht wieder aufholen.
Damit Ryanair die 737 Max 10 erhalten kann, muss der Typ erst noch von den US-Behörden zugelassen werden. Boeing hatte deshalb lange zittern müssen, weil für neue Flugzeugtypen ab diesem Jahr eigentlich erhöhte Anforderungen wie ein neues Cockpit-System gelten. Diese Vorschrift war infolge der beiden 737-Max-Abstürze erlassen worden. Ein neues Cockpit hätte Boeing viel Zeit und Geld gekostet. Letztlich gewährte der US-Gesetzgeber dem Hersteller im Dezember eine Ausnahme von dieser Regel.
Unterdessen warfen die jüngsten Probleme an der 737 Max Boeing im laufenden Geschäft im April wieder zurück. Der Hersteller lieferte insgesamt nur 26 neue Verkehrsflugzeuge aus und damit nicht einmal halb so viele wie im März, wie aus seiner am Dienstag veröffentlichten Monatsstatistik hervorgeht. Im Vormonat hatte Boeing 64 Maschinen an seine Kunden übergeben. Der Konzern hatte Mitte April mitgeteilt, dass er die Auslieferung der 737-Max-Jets wegen Fertigungsmängeln und nötiger Inspektionen drosseln müsse.
Den damaligen Angaben zufolge betrifft das Problem eine "erhebliche Anzahl" von Maschinen, die noch nicht an Kunden übergeben wurden oder noch in der Produktion stecken. Die Mängel wurden beim Zulieferer Spirit AeroSystems festgestellt, der die Flugzeugrümpfe von vielen der 737-Max-Jets fertigt. Unterdessen holte Boeing im April neue Bestellungen über 34 Verkehrsflugzeuge herein, musste aber auch 21 Stornierungen hinnehmen.
/stw/zb
DUBLIN (dpa-AFX)
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