Allianz-Aktie: Wie Allianz-Chef Bäte einen neuen Rekordgewinn erreichen will
Die erheblichen Auswirkungen der Pandemie hat Europas größter Versicherung besser gemeistert als erwartet. Die Vermögensverwaltersparte lieferte sogar mehr Gewinn ab. Chef Bäte sieht den Konzern auf Kurs.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Schade. Beim Verkauf der Frankreich-Tochter des britischen Versicherers Aviva ging die Münchner Allianz leer aus. Zu Wochen- beginn ging Aviva France für 3,2 Milliarden Euro an den französischen Assekuranz-Konzern Macif Aema. Die Bayern wollten Aviva France zusammen mit dem Lebensversicherungsabwickler Athora übernehmen.
Die Allianz wolle sehr gern ihr Geschäft in Frankreich ausbauen, hatte Chef Oliver Bäte wenige Tage zuvor auf der Bilanzpressekonferenz des DAX- Konzerns klargemacht. Mit ihrer Offerte stieß das Konsortium der Allianz Insidern zufolge jedoch auf Widerstand bei den Gewerkschaften und Avivas Vertriebspartnern in Frankreich. Beide Parteien favorisierten eine nationale Lösung. Aviva France setzt mit drei Millionen Kunden rund acht Milliarden Euro um.
Nun ist die Allianz noch in der Bieterrunde für Aviva Polen dabei. Der Wert der Tochtergesellschaft wird auf zwei Milliarden Euro geschätzt. Neben der Allianz sind auch die italienische Generali und die niederländische NN Group interessiert. Klappt es für die Münchner mit dem Zukauf in Polen, wäre dies ein Sahnehäubchen auf der überraschend starken Bilanz des DAX-Konzerns. Sollte die Allianz als Bieter erneut unterliegen, könnte Europas größter Versicherungskonzern das also gut wegstecken.
Starke Bilanz
Denn anders als viele Konkurrenten haben die Bayern die erheblichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Industrieversicherungssparte AGCS, in der Sachversicherung und auf die Kapitalanlagen besser verkraftet als von Analysten erwartet - vor allem dank eines starken Schlussquartals 2020. Im Gesamtjahr schrumpfte der Umsatz zwar um knapp zwei Prozent auf 140,5 Milliarden Euro. Und mit 10,8 Milliarden Euro operativem Gewinn verdienten die Münchner neun Prozent weniger als im Vorjahr. In der Kasse blieben jedoch 400 Millionen Euro mehr als von Analysten geschätzt.
Ausgerechnet in einem Jahr mit starken Turbulenzen an den Märkten glänzte die Vermögensverwaltersparte der Allianz. Das verwaltete Vermögen stieg um 5,3 Prozent auf knapp 2,4 Billionen Euro - eine Summe fast auf dem Niveau von Frankreichs Wirtschaftsleistung. Als einzige Sparte im Konzernverbund steigerte das Asset Management den operativen Gewinn um sechs Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Das sind knapp 27 Prozent des Konzerngewinns.
Ohne Corona hätte die Allianz ihre ursprünglichen Jahresziele erreicht, konstatierte Chef Bäte. Dazu passend stellt der Vorstand für 2021 zwölf Milliarden Euro für den operativen Gewinn in Aussicht. Im besten Jahr 2019 hatte die Allianz operativ 11,9 Milliarden Euro verdient. Es wäre also ein neuer Bestwert. Allerdings wurde in die Prognose auch eine Schwankungsbreite von einer Milliarde nach oben und unten eingebaut, doppelt so viel wie bei der Allianz bisher üblich.
Freude dürfte den Aktionären auch die Solvenzquote von 207 Prozent bereiten. Der wichtige Parameter für ausreichende Kapitalreserven liegt fast wieder auf dem Niveau von 212 Prozent im Rekordjahr 2019. Man sei stolz darauf, sagte Finanzchef Giulio Terzariol. Der Corona- Crash im März hatte in den Kapitalanlagen deutliche Spuren hinterlassen. Nach einer Umschichtung sehen sich die Münchner gegen weitere Turbulenzen gewappnet. Dennoch verzichtet die Allianz auf Aktienrückkäufe und auf eine Erhöhung der Dividende. Bäte sieht weiterhin Risiken durch die Pandemie und warnt vor überteuerten Aktienmärkten.
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