DWS-Aktie mit Kursrutsch: US-Börsenaufsicht untersucht wohl Nachhaltigkeitsangaben der Deutsche Bank-Tochter
Die US-Börsenaufsicht SEC ermittelt einem Medienbericht zufolge gegen die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS wegen des Verdachts auf Greenwashing.
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Aufseher prüfen, ob der Vermögensverwalter zu lax mit Kriterien bei nachhaltigen Investments umgegangen ist, wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete. Die Ermittlungen der SEC und der Bundesstaatsanwaltschaft in Brooklyn befänden sich in einem frühen Stadium.
Die DWS wies am Donnerstagabend "Anschuldigungen einer ehemaligen Mitarbeiterin entschieden zurück". Man stehe zu den ESG-Offenlegungen in den Jahresberichten hieß es. Zuvor hatte die Firma eine Stellungnahme abgelehnt. Die Deutsche Bank, das US-Justizministeriums sowie die SEC lehnten einen Kommentar zu dem Bericht ab. Hintergrund der Untersuchungen sind dem Blatt zufolge Vorwürfe der früheren Chefin der Abteilung für Nachhaltigkeit bei der DWS. Sie sei der Ansicht, Investitionen auf Basis von Nachhaltigkeitskriterien seien überbewertet worden.
Die Deutsche Bank und ihre Fondstochter treffen solche Vorwürfe empfindlich. Sie haben sich Nachhaltigkeit groß auf die Fahnen geschrieben und wollen das Geschäft in den kommenden Jahren ausbauen. Generell hat der Geldzufluss in Fonds, die mit Vorzügen ihrer Investments bei Umweltschutz, Sozialstandards und guter Unternehmensführung (ESG) werben, zuletzt kräftig zugenommen.
Um Etikettenschwindel - sogenanntes Greenwashing - zu verhindern, fordern Verbraucherschützer einheitliche Standards und Leitlinien für "grüne" Investments. Solche Anlagen sollten nur als nachhaltig bezeichnet werden, wenn sie einen messbaren Beitrag zu Nachhaltigkeitszielen leisten und mehr seien als reine Werbeversprechen. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin hat bereits einen Entwurf für Richtlinien veröffentlicht.
DWS-Aktie bricht nach Bericht über Untersuchungen ein
Die Papiere der Fondsgesellschaft DWS knickten bis zum Handelsschluss auf XETRA um 13,7 Prozent auf rund 36 Euro ein. Erstmals seit Jahresanfang fiel der Kurs unter die exponentielle 200-Tage-Linie, die als Indikator für den längerfristigen Tendenz gilt.
Mit dem Kursrutsch an diesem Donnerstag waren die Papiere zudem das klare Schlusslicht im Nebenwerteindex SDAX. Dieser schloss nahezu unverändert.
Der Börsenwertverlust der DWS betrug mehr als eine Milliarde Euro. Von den 200 Millionen Aktien befinden sich lediglich 31 Millionen Aktien im Streubesitz. Im Fahrwasser der DWS-Aktien fielen die der Mutter Deutsche Bank um gut zwei Prozent und waren damit zweitgrößter Verlierer im leicht nachgebenden, hiesigen Leitindex DAX.
Dem Bericht zufolge soll die DWS die Angaben zu Nachhaltigkeitskriterien beim Asset Management zu hoch angesetzt haben. Die Untersuchungen durch US-Behörden, zu denen auch die Börsenaufsicht SEC zähle, befänden sich in noch einem frühen Stadium, wie das "WSJ" unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet. Am Mittag wurde dann bekannt, dass einem Insider zufolge auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) die DWS in diesem Zusammenhang untersucht.
Der Anfangsverdacht, die sogenannten ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance, zu Deutsch: Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) stark beworben, aber wenig konsequent realisiert zu haben, stehe jetzt gegen DWS im Raum, schrieben die Autoren des Bernecker-Börsenbriefs.
Analyst Mandeep Jagpal von der kanadische Bank RBC schrieb, spezifische Details zu den unbestätigten Medienberichten über die Untersuchungen fehlten derzeit und die Palette möglicher Ergebnisse sei breit. Es sei daher schwierig, Belastungen für die Fondsgesellschaft durch mögliche Untersuchungen zu bewerten. Der deutliche Kursrutsch im Zuge der jüngsten Meldungen könnte Anlegern aber eine Kaufgelegenheit bieten.
Ein Händler wies derweil darauf hin, dass die Vorwürfe zwar bekannt seien, die Aktien gleichwohl belasteten. So hatte die "Süddeutsche Zeitung" bereits Anfang August über die Vorwürfe berichtet.
Washington / FRANKFURT (Reuters /dpa-AFX)
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