Batterie-Rohstoffe

VW-Aktie höher: Volkswagen plant Investition in kanadische Minen - Neuer VW-Chef spricht sich für E-Fuels aus

23.08.22 16:42 Uhr

VW-Aktie höher: Volkswagen plant Investition in kanadische Minen - Neuer VW-Chef spricht sich für E-Fuels aus | finanzen.net

Der Volkswagen-Konzern will sich im Rahmen seiner Batteriepläne künftig stärkeren Zugriff auf Rohstoffe durch hohe Investitionen in Kanada sichern.

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Mit der kanadischen Regierung unterzeichnete Noch-Konzernchef Herbert Diess am Dienstag in Toronto eine Grundsatzvereinbarung zu Batteriewertschöpfung und Rohstoffabsicherung. Das soll auch die ambitionierten Pläne der Wolfsburger mit Elektroautos in Nordamerika untermauern. Dafür will VW sich auch milliardenschwer an kanadischen Minen beteiligen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich bereits am Vortag mit dem kanadischen Premier Justin Trudeau getroffen und dabei eine engere Zusammenarbeit im Energiesektor vereinbart. Diess, der am 1. September den Posten an der VW-Vorstandsspitze an Porsche-Chef Oliver Blume abgibt, gehörte zur Delegation des Kanzlers und unterzeichnete mit dem kanadischen Industrieminister Francois-Philippe Champagne eine Absichtserklärung, wonach beide Seiten prüfen wollen, welchen Beitrag das nordamerikanische Land zur Batteriestrategie von VW leisten kann.

Diess hatte nach dem Dieselskandal, der in den USA aufflog, eine neue Offensive in Nordamerika angekündigt. Vor allem bei den Elektroautos sieht er Chancen, den Konzern-Marktanteil in der Region auf etwa zehn Prozent zu verdoppeln. Dazu braucht das Unternehmen Rohstoffe und Batteriezellen. Neben den geplanten sechs Batteriezellwerken, die VW mit Partnern in Europa errichten will, sollte dazu auch mindestens eines in Nordamerika hinzukommen. Der Standort dafür wird noch geprüft, infrage kommen die Gegend um das US-Werk in Chattanooga im Bundesstaat Tennessee, aber auch ein Standort in Mexiko.

Dazu will VW mit seinen Konzernmarken bis 2030 mehr als 25 batterieelektrische Modelle in Nordamerika anbieten - den Angaben zufolge soll das das umfassendste Angebot am Markt werden. Die Versorgung mit Batterierohstoffen sowie die Produktion von Vorläufer- und Kathodenmaterialien werde einen schnellen Ausbau der Batteriekapazitäten ermöglichen, sagte Diess - "ein wichtiger Hebel für unsere Wachstumsstrategie in Nordamerika."

Nun geht VW bereits die Versorgung mit Nickel, Kupfer und Kobalt für die Zellen an. Dazu nimmt das Unternehmen auch Geld in die Hand. "Wir eröffnen keine eigenen Minen, wir wollen uns aber an kanadischen Minen und Minenbetreibern beteiligen", sagte der für Technik und Batterien zuständige Konzernvorstand Thomas Schmall dem "Handelsblatt". VW will sich damit über langfristige Lieferabkommen Mengen und Preise sichern, etwa im Rahmen einer Gemeinschaftsfirma mit der VW-Batterietochter PowerCo.

"Kanada verfügt über praktisch alle Rohstoffe, die wir für die Batterieproduktion brauchen", sagte Schmall der Zeitung. Einen Teil der Jahresproduktion einer Mine würde sich VW mit eigenen Investitionen sichern, den Rest könne der Minenbetreiber dann am Weltmarkt verkaufen.

80 Prozent der Kosten für Batteriezellen seien Rohmaterialkosten, sagte Schmall. "Früher dachten die großen Autohersteller, es reicht, wenn man Zellfabriken kauft. Heute wissen wir, dass wir viel tiefer in die Wertschöpfungskette reingehen müssen", sagte der Manager der Zeitung. Bei den Minenbetreibern wolle VW maximal mit einer Handvoll Schnittstellenpartner zusammenarbeiten.

Insgesamt will die VW-eigene PowerCo gemeinsam mit Partnern einen zweistelligen Milliardenbetrag in den Aufbau der weltweiten Batterie-Wertschöpfungskette investieren - dazu gehören auch die Batteriezellwerke in Europa. In Kanada könnte es ein einstelliger Milliardenbetrag werden, hieß es weiter.

Kanzler Scholz begrüßte das Vorhaben zwischen Kanada und Europas größtem Industriekonzern. "Das ist ein hervorragender Beleg dafür, dass sich die Zusammenarbeit mit unseren engen Freunden und Verbündeten in Kanada auch im Zusammenhang mit der Rohstoffsicherheit weiter vertieft und kann andere Unternehmen ermutigen, dem zu folgen", sagte Scholz.

Neuer VW-Chef spricht sich für E-Fuels aus

Der künftige Vorstandsvorsitzende des Volkswagen-Konzerns, Oliver Blume, hat sich erneut für sogenannte E-Fuels ausgesprochen. Nur mit Elektromobilität seien die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht zu erreichen, sagte er der "Automobilwoche" am Dienstag. E-Fuels sind synthetische Kraftstoffe für Benzin- oder Dieselmotoren, die weniger umweltschädliche Abgase erzeugen als herkömmlicher Treibstoff.

E-Fuels seien eine sinnvolle Ergänzung zur Elektromobilität, sagte Blume, der auch Porsche-Chef ist. Auch in Jahrzehnten werde es noch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren geben. Mit synthetischen Kraftstoffen könnten diese Autos einen Beitrag zur schnellen CO2-Reduktion leisten.

Blumes Vorgänger bei Volkswagen, Herbert Diess, hatte E-Fuels wegen ihrer schlechten Effizienz abgelehnt und den hohen Stromverbrauch bei der Herstellung kritisiert. Kritiker führen gegen synthetische Kraftstoffe an, dass ihre Herstellung extrem viel Energie brauche und sie deswegen sehr teuer und ineffizient seien. Zudem stießen die Autos bei der Verbrennung von E-Fuels anders als Elektrofahrzeuge klimaschädliches CO2 aus.

Vor einigen Wochen gab es Vorwürfe, dass Blume als Porsche-Chef Einfluss auf Finanzminister Christian Lindner (FDP) und den Koalitionsvertrag der Ampel-Koalition genommen haben soll. In dem Vertrag steht neben dem Vorhaben, ab 2035 in Europa nur noch CO2-neutrale Fahrzeuge zuzulassen, auch ein Bekenntnis zu E-Fuels. Die FDP und Porsche hatten die Vorwürfe zurückgewiesen.

Seit Monaten werden zudem die VW-Marken Porsche und Audi mit einem Einstieg in die Formel 1 in Verbindung gebracht. Ab 2026 sollen die Rennwagen dort ebenfalls mit synthetischen Kraftstoffen unterwegs sein.

Die Vorzugsaktie von Volkswagen klettert am Dienstag auf XETRA zeitweise um 2,12 Prozent auf 142,36 Euro.

DÜSSELDORF/WOLFSBURG/TORONTO (dpa-AFX)

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