US-Steuerreform poliert Telekom-Bilanz - Investitionen belasten Aktie
Die Deutsche Telekom hat im vergangenen Jahr neben dem brummenden US-Mobilfunkgeschäft auch von der Steuerreform in den USA profitiert.
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Den Gewinn konnten die Bonner dank eines milliardenschweren Sonderertrags um knapp 30 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro steigern, wie der DAX-Konzern am Donnerstag mitteilte. Allein 1,7 Milliarden davon stammten aus der Neubewertung von Steuerpositionen bei T-Mobile US infolge der von US-Präsident Donald Trump angestoßenen Senkung von Unternehmenssteuersätzen. Die unerwartet kräftigen Investitionspläne der Deutsche Telekom schreckten die Anleger aber ab - die Aktie fiel auf ein Tief seit 2015 und beendete den Tag 2,37 Prozent tiefer bei 12,97 Euro.
"Danke auch an Donald", scherzte Vorstandschef Tim Höttges über den Gewinn. Er hatte am Vorabend eine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2024 erhalten. Beim Thema Aktienkurs allerdings war dem Telekom-Chef nicht mehr zum Scherzen zumute. Ausländische Investoren seien verunsichert über die Regulierung in Europa und ob das Unternehmen die hohen Investitionen in die Netze auch zurückverdienen könne, so Höttges. Das verstärke den Effekt, das dividendenstarke Titel derzeit verstärkt in Staatsanleihen getauscht würden.
Die Aktie war bereits in den vergangenen Wochen deutlich abgerutscht, Anfang Dezember lag der Kurs noch über 15,50 Euro. Am Donnerstag sackte die T-Aktie nach den Zahlen am Dax-Ende um 2,52 Prozent auf 12,95 Euro ab. Der Konzern will im laufenden Jahr die Investitionsausgaben noch einmal von 12,1 Milliarden Euro auf 12,5 Milliarden hochschrauben - viel mehr als von Analysten mit 11,8 Milliarden geschätzt.
Das enttäusche trotz ansonsten stabiler Kerngeschäfte, schrieb Analyst Jonathan Dann von der Investmentbank RBC Capital Markets. Die wachsenden Investitionen und die auch wegen des starken Euro wohl überraschend verhaltene Entwicklung des operativen Ergebnisses dürften zu sinkenden Erwartungen am Markt führen, meinte Credit-Suisse-Experte Goran Drobnjakovic.
Im Mai will Höttges den Investoren und Analysten die Ratio hinter den hohen Investitionen erklären - gute Netze brächten Kunden und letztlich Geschäft, so der Telekom-Chef. Er wandelt beim Breitbandausbau auf schmalem Grat: Der Bund ist mit rund einem Drittel an der Telekom beteiligt, die Politik würde gerne einen schnellen Breitbandausbau sehen. Andere Investoren sorgen sich hingegen auch darum, ob nicht zu viel Geld in Glasfasertechnik gesteckt wird - auch wenn von den Mehrausgaben in diesem Jahr kaum etwas zusätzlich in die Glasfaser fließen soll. Denn da befinde man sich schon am Limit, sagte Finanzchef Thomas Dannenfeldt.
Ohnehin war nicht alles Gold, was glänzt. Ohne die bilanzielle Schützenhilfe aus Washington hätte ein Gewinnrückgang in den Büchern gestanden. Im dritten Quartal hatte die Telekom auf ihr Sorgenkind T-Systems eine milliardenschwere Abschreibung wegen fehlender Aufträge verbuchen müssen, im vierten Quartal kam fast eine Milliarde Wertminderung im Europageschäft dazu.
Außerdem schlug den Bonnern die Beteiligung an der britischen BT Group auch 2017 wieder auf den Magen. Die Aktie der Briten hatte infolge eines Bilanzskandals deutlich an Wert verloren - was die Bonner wiederholt dazu zwang, den BT-Wert in der Bilanz herunterzuschreiben. Mit Erträgen aus dem Verkauf von kleineren Unternehmensteilen und durch eine Neubewertung von Mobilfunklizenzen in den USA konnte die Telekom das alles alleine nicht wettmachen.
Dabei läuft es an immer mehr Stellen im Konzern rund - bis auf die Großkundentochter T-Systems. "Die Deutsche Telekom wächst auf ihren Märkten weltweit", sagte Höttges. Großer Treiber blieb die schon seit einiger Zeit profitabel und rasant wachsende Tochter T-Mobile US, die ihre Zahlen schon vorgelegt hatte.
In diesem Jahr soll nun auch erstmals seit vielen Jahren wieder die Europasparte zum geplanten Anstieg des operativen Konzernergebnisses beitragen. In Deutschland war das dank des besseren Laufs im Mobilfunk und bei Breitbandanschlüssen schon im Vorjahr gelungen. Insgesamt hat sich das Management ein Plus von 4 Prozent auf 23,2 Milliarden Euro beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen vorgenommen. 2017 war das operative Ergebnis um 3,8 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro gestiegen.
Die Aktionäre sollen eine um 5 Cent gestiegene Dividende von 0,65 Euro je Aktie erhalten. Diese wird nur noch in bar ausgezahlt. Zuvor hatte die Telekom wegen anstehender Frequenzauktionen immer wieder die Kasse schonen wollen und die Dividende auf Wunsch auch in Aktien ausgeschüttet.
Den Umsatz steigerte die Telekom um 2,5 Prozent auf 74,9 Milliarden Euro, ohne die Belastungen aus dem starken Euro wären es 3,6 Prozent Plus gewesen, hieß es.
In Deutschland erhöhte die Telekom nach eigenen Angaben den Marktanteil bei neuen Breitbandanschlüssen für schnelles Internet und Fernsehen im vierten Quartal auf ein Drittel. Im Mobilfunk steigerte das Unternehmen die Erlöse mit dem Mobilfunkservice - also mit Sprache und Daten - um 1,7 Prozent. Wäre das Roaming nicht abgeschafft worden und hätte die Bundesnetzagentur nicht die Durchleitungsentgelte in andere Netze gekappt, wäre das Plus 3,6 Prozent hoch ausgefallen. Vodafone (Vodafone Group) hatte im abgelaufenen Quartal 3,2 Prozent erreicht, Telefonica Deutschland (Telefónica Deutschland) 0,8 Prozent.
Sorgenkind bleibt T-Systems. Der neue Chef Adel Al-Saleh hat eine schwere Aufgabe vor sich, der Auftragseingang brach im vergangenen Jahr um fast ein Viertel ein, Umsatz und bereinigtes operatives Ergebnis gingen zurück. Einen Verkauf des unter hartem Preisdruck stehenden klassischen IT-Outsourcing-Geschäfts der Tochter schließt die Telekom nun nicht mehr aus, wie Dannenfeldt sagte. Der Betriebsrat sieht die Pläne aber kritisch./men/stk/jha/
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