Aufsteiger in vollem Einsatz

Milliardendeal in der Chipbranche: Was NVIDIA mit der chinesischen ARM plant

02.10.20 01:00 Uhr

Milliardendeal in der Chipbranche: Was NVIDIA mit der chinesischen ARM plant | finanzen.net

Der Grafikspezialist NVIDIA hat sich mit ARM Holdings die größte Übernahme der Chipbranche vorgenommen. Die Behörden in China werden sich den Deal genau anschauen. Gelingt er, bietet sich mächtiges Potenzial.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Schlagkräftiges Marketing gehört zu jedem Milliardengeschäft. "Der Deal schafft ein für das Zeitalter der künstlichen Intelligenz fabelhaft positioniertes Unternehmen", lobt NVIDIA-Chef Jensen Huang mit der soeben beschlossenen Mega-Übernahme in der Chipbranche auch sich selbst. NVIDIA, inzwischen nach Marktkapitalisierung der größte Chipkonzern der Welt, investiert bis zu 40 Milliarden Dollar in eigenen Aktien, Cash und möglichen künftigen Zahlungen in den britischen Chipdesigner ARM Holdings, den die Kalifornier von Japans Technologieholding Softbank erwerben.

"Künstliche Intelligenz ist die stärkste technologische Kraft unseres Zeitalters", sagt Huang, der Nvidia 1993 gründete und für die strategische Ausrichtung verantwortlich zeichnet. In ihrem Stammgeschäft mit Grafikprozessoren versorgen die Amerikaner eine wachsende Gemeinde von weltweit über 200 Millionen Gamern. Die neueste Generation von Hochleistungsgrafikkarten für Computer hat Nvidia soeben vorgestellt, sie kommt diesen Monat auf den Markt und ist laut Einschätzung der Analysten von JP Morgan der Konkurrenz um Längen voraus. Die US-Bank rechnet sowohl im zweiten Halbjahr 2020 als auch 2021 mit einem kräftigen Umsatzschub.

Chips für schlaue Maschinen

Das besondere Entwicklungspotenzial und auch der Aufstieg der Firma an Platzhirsch Intel vorbei zur weltweiten Nummer 1 der Halbleiterbranche hat aber einen anderen Hintergrund: Hochleistungsgrafikprozessoren eignen sich nicht nur zum Zocken, sondern stellen hohe Rechnerleistungen auch in Verbindung mit Software für künstliche Intelligenz bereit.

Die Breite der Anwendungen im Bereich Artificial Intelligence (AI) verschafft den Kaliforniern neue Kundengruppen. Als Spezialist für autonomes Fahren hat sich NVIDIA in den vergangenen Jahren einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Daimler etwa baut mit NVIDIA zusammen eine AI-Plattform, die das Herz der Fahrassistenten von Mercedes-Benz bilden soll.

Mit ARM erweitert Huang den Anwendungsbereich geschickt. Die Chipdesigns des Unternehmens aus Cambridge sind bekannt für ihre Energieeffizienz im mobilen Computing. Nicht umsonst stecken sie in fast allen Smartphone-Prozessoren, auch jenen von Samsung oder Apple, das inzwischen lieber eigene Chips mit ARM-Design baut, als Intels Bausteine zu kaufen.

Effizient und mobil, damit passt ARMs Technologie perfekt für einen riesigen Wachstumsmarkt: das Internet der Dinge, in dem intelligente Maschinen kommunizieren, Produktions- und Logistikprozesse digital ablaufen und auch Autos künftig selbsttätig fahren. "In den kommenden Jahren werden Billionen Computer mit AI ein neues Internet erzeugen, dass tausendfach größer ist als das heutige Netz", sagt Huang. NVIDIA-Chips sollen dieses Netz schlauer Maschinen befeuern.

Gelingt der Deal, wird es der bislang größte in der Branche. Doch die regulatorischen Hürden sind hoch. China, inzwischen der weltgrößte Halbleitermarkt, könnte etwas dagegen haben, dass die für viele chinesische Technologiefirmen wichtigen Chipdesigns von ARM künftig in den Händen eines US-Unternehmens und nicht mehr bei einer asiatischen Tech-Holding liegen. NVIDIA musste unlängst lange auf das Okay aus Peking für einen kleinen Halbleiterzukauf warten. Beim ARM-Deal werden die Chinesen ganz genau hinschauen. Eineinhalb Jahre gibt sich Huang Zeit bis zum Closing. Er weiß genau, warum.

Heißes Ding: Riesiges Wachstumspotenzial, teure Aktie: Der Deal wurde gleichwohl mit weiterem Kursplus quittiert. Riskant.









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