Analyst: Teslas Gewinn stützt sich weiterhin nur auf den Verkauf von Umweltzertifikaten
Tesla ist der nach Marktkapitalisierung größte Autobauer weltweit. Die Tesla-Aktie konnte allein in diesem Jahr um mehr als 400 Prozent zulegen. Und dennoch: Allein mit dem Verkauf seiner Autos wäre der Konzern nicht profitabel. Das Unternehmen verlässt sich nach wie vor auf den Verkauf von behördlichen Gutschriften.
Werte in diesem Artikel
• Tesla kann das fünfte Quartal in Folge einen Gewinn ausweisen
• Ergebnis hätte ohne Verkauf von Emissionszertifikaten anders ausgesehen
• Wie lange kann sich Tesla so noch in den schwarzen Zahlen halten?
Am Mittwoch vergangener Woche feierten Anleger das Tesla-Zahlenwerk zum dritten Quartal 2020. Der US-Elektroautobauer aus dem kalifornischen Palo Alto konnte das fünfte Quartal in Folge schwarze Zahlen schreiben. Der Nettogewinn belief sich im Ende September abgelaufenen Jahresviertel auf 331 Millionen US-Dollar - eine Steigerung um 131 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.
In den drei Quartalen konnte der Konzern von CEO Elon Musk 320.000 Autos an die Kunden bringen. An seinem Jahresziel von 500.000 Auslieferungen hält Tesla trotz Corona-Krise fest, auch wenn man von Unternehmensseite zugibt, dass die Zielerreichung schwieriger geworden sei.
Quartalsgewinn dank Verkauf von Gutschriften
Während Tesla-Chef Elon Musk das abgelaufene Quartal, wie MarketWatch berichtet, als das beste aller Zeiten feierte, zeigt sich Garrett Nelson, Analyst bei CFRA, skeptisch. Zwar habe Tesla das fünfte Quartal in Folge einen Gewinn gemeldet, doch auch in diesem Quartal wäre Tesla ohne den Verkauf der Abgasrechte an andere Autohersteller, die eine schlechtere Umweltbilanz haben und sonst gewisse Emissionsstandards aktuell oder in Zukunft nicht mehr erfüllen könnten, nicht profitabel gewesen.
Zachary Kirkhorn, Chief Financial Officer von Tesla, habe Analysten bereits im letzten Quartal in einer Telefonkonferenz mitgeteilt, dass sich die Einnahmen aus dem Verkauf von behördlichen Gutschriften im Jahr 2020 gegenüber 2019 "ungefähr verdoppeln" würden - und Tesla übertrifft diese Prognose sogar. Denn allein in den ersten neun Monaten habe Tesla damit bereits 1,179 Milliarden US-Dollar eingenommen - im gesamten Jahr 2019 waren es noch 594 Millionen US-Dollar.
Im dritten Quartal 2020 haben sich die Einnahmen aus dem Verkauf der Gutschriften auf 397 Millionen US-Dollar belaufen. Sie haben dafür gesorgt, dass Musks Aktienbonus finanziert und ein Gewinn von 331 Millionen US-Dollar verbucht werden konnte. "Erneut waren die Einnahmen aus Krediten für die Autoaufsicht ein weiterer wichtiger Treiber des Taktes", gibt MarketWatch Garrett Nelson, aus einer Mitteilung an Kunden wieder.
Wie lange geht Teslas "Geschäftsmodell" noch auf?
Nun bleibt die Frage, ob Tesla sich auch im vierten Quartal in den schwarzen Zahlen halten kann - jetzt wo das Unternehmen Kirkhorns Prognose für die Einnahmen aus den Gutschriften-Verkäufen bereits erreicht hat. Zudem ist nicht klar, wie lange Tesla weiter auf dieses "Geschäftsmodell" setzen kann, denn auch andere Autobauer nehmen den Wandel hin zur Elektromobilität in Angriff. Zum einen dürfte die Konkurrenz am E-Automarkt damit wachsen und Tesla könnte Kunden verlieren, zum anderen dürften damit Einnahmen aus den Verkäufen der Gutschriften wegfallen, da andere Autobauer dann ihre eigenen Gutschriften sammeln.
Bereits nach den Zahlen zum zweiten Quartal gab Gordon Johnson, CEO und Gründer von GLJ Research, in CNBCs "Squawk Box" zu bedenken, dass das Geschäftsmodell "auf geliehener Zeit" basiere und die Gewinne des Musk-Konzerns schon bald wieder zurückgehen dürften, da sich das Unternehmen bisher nur auf behördliche Gutschriften verlassen könne.
Doch Tesla zeigt sich optimistisch: In einem Q10-Formular von Ende Juni dieses Jahres erklärte der E-Autobauer, weiterhin verschiedene handelbare Gutschriften für Kraftfahrzeuge zu verdienen und diese auch weiterhin "an Automobilunternehmen und andere regulierte Unternehmen" zu verkaufen, "die diese Gutschriften nutzen können, um Emissionsstandards und andere regulatorische Anforderungen zu erfüllen".
Einnahmen aus Umweltzertifikaten steigen - Preise sinken
Kritiker monieren schon seit geraumer Zeit, dass Tesla sein Geld mit Gutschriften und nicht mit den Autos selbst verdiene. Doch anstatt mehr Autos zu höheren Preisen zu verkaufen, setzt Musk auf Preissenkungen. Der Preis für den Model S wurde erst kürzlich nach unten korrigiert und nun wurde wohl erneut diskutiert, die Preise insgesamt zu senken.
"Wenn das Auto zu teuer ist und die Leute nicht genug Geld auf ihrem Bankkonto haben, können sie es nicht kaufen, unabhängig vom Wertversprechen", gibt MarketWatch den Tesla-CEO wieder. "Es ist wichtig, die Preise zu senken, damit die Leute buchstäblich nur genug Geld haben, um es zu kaufen."
Um seine Bewertung von rund 400 Milliarden US-Dollar zu rechtfertigen, sollte Tesla wohl aber so langsam aufhören, sich auf den Verkauf der behördlichen Gutschriften zu verlassen und es schaffen, sich mit dem Verkauf seiner Autos in der Profitabilität zu halten.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Nadezda Murmakova / Shutterstock.com, Sergio Monti Photography / Shutterstock.com
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