Arbeit an KI

Mark Zuckerberg legt stärkeren Fokus auf Metas KI-Produkte - womöglich auch wegen peinlichem Gespräch mit Google-CEO

18.01.24 23:47 Uhr

Mark Zuckerberg legt stärkeren Fokus auf Metas KI-Produkte - womöglich auch wegen peinlichem Gespräch mit Google-CEO | finanzen.net

Die Facebook-Mutter Meta Platforms gilt inzwischen als einer der führenden Akteure im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI). Dabei wusste Unternehmenschef Mark Zuckerberg offenbar noch vor zweieinhalb Jahren gar nicht genau, womit sich die von ihm ins Leben gerufene KI-Abteilung eigentlich befasst.

• Google-CEO lobte Zuckerberg für KI-Durchbruch - und der wusste von nichts
• KI-Forschungsgruppe bei Facebook bereits 2013 ins Leben gerufen
• KI für Meta größte Investitionspriorität in 2024



Mark Zuckerberg hat bei der Facebook-Mutter Meta Platforms in den vergangenen Jahren wechselnde Themen zur Priorität des Unternehmens erklärt, darunter unter anderem die inzwischen gescheiterte Kryptowährung Libra und das Metaversum, das dem Unternehmen bislang allerdings nur hohe Kosten eingebrockt hat. Von letzterem war Zuckerberg aber so überzeugt, dass er den Konzern im Herbst 2021 sogar von Facebook in Meta Platforms umbenannte.

Womöglich war der Unternehmenschef auch in Gedanken eher auf das Metaversum konzentriert, als er im Sommer 2021 auf einer Konferenz Sundar Pichai traf, den CEO der Alphabet-Tochter Google. Wie "Bloomberg" berichtet, sprach Pichai bei dieser Gelegenheit gegenüber Zuckerberg ein Lob für einen KI-Durchbruch von Facebook aus - allerdings habe der laut Insidern gar nicht gewusst, was der Google-CEO meine. Nach der - wohl eher peinlichen - Begegnung mit Sundar Pichai habe der Selfmade-Milliardär laut der Nachrichtenseite jedoch ein Briefing über die Arbeiten von Meta im KI-Bereich angefordert und sich von da an stärker mit dem Thema befasst, das mittlerweile zu einer neuen Top-Priorität des Unternehmens geworden ist.

Metas KI-Abteilung machte Fortschritte im Hintergrund

Dabei hatte sich Mark Zuckerberg bereits zu einem früheren Zeitpunkt einmal für künstliche Intelligenz interessiert. So rief der Meta-Chef laut "Bloomberg" bereits im Jahr 2013 eine Forschungsgruppe ins Leben, die den Namen FAIR erhielt - ein Akronym für Fundamental Artificial Intelligence Research. Geleitet wird die Abteilung seit ihrer Gründung vom Informatiker Yann LeCun, der laut dem Nachrichtenportal auch als einer der Paten der KI gilt. In der Folge arbeitete Metas KI-Abteilung jedoch offenbar größtenteils isoliert, was sie aber nicht davon abhielt, große Fortschritte zu erzielen.

Auch wenn offenbar noch immer nicht klar ist, welcher Entwicklung das Lob von Sundar Pichai im Jahr 2021 galt, scheint er beeindruckt von der Arbeit von FAIR gewesen zu sein. Tatsächlich konnte sich die Meta-Forschungsgruppe laut "Bloomberg" in den Jahren nach ihrer Gründung allmählich eine Stellung als echter Konkurrent von OpenAI oder Googles DeepMind erarbeiten und einige wichtige Durchbrüche im KI-Bereich verbuchen. Dazu würden etwa die Entwicklung der Software PyTorch zählen, die von Entwicklern für das Erstellen von KI-Apps genutzt wird, sowie die Veröffentlichung eines Bots, der das Strategiespiel "Diplomacy" besser beherrscht als die meisten menschlichen Spieler.

Für Mark Zuckerberg war das KI-Thema aber wohl eher nur in Verbindung mit dem Metaverse-Projekt interessant und zur Sortierung und Empfehlung von Inhalten auf den firmeneigenen Social-Media-Netzwerken. Laut "Bloomberg" verschob sich dieser Fokus offenbar auch nach dem Gespräch mit Sundar Pichai noch nicht, sondern erst mit dem Launch von ChatGPT Ende 2022. Meta stand zu diesem Zeitpunkt selbst kurz vor Veröffentlichung des großen Sprachmodells LLaMA (Large Language Model Meta AI) und habe ab diesem Zeitpunkt selbst einen größeren Fokus auf generative KI gelegt. Laut dem Nachrichtenportal wurden beispielsweise 60 Mitarbeiter von FAIR in eine neue Produktgruppe für generative KI versetzt.

KI bei Meta nun im Rampenlicht - anderer Ansatz als Konkurrenten

"Was die Investitionsprioritäten betrifft, wird KI im Jahr 2024 unser größter Investitionsbereich sowohl für Technik als auch für Rechenressourcen sein", sagte Mark Zuckerberg laut "Business Insider" vergangenes Jahr im Rahmen einer Telefonkonferenz. "Wir werden weiterhin die Priorität einer Reihe von Nicht-KI-Projekten über das gesamte Unternehmen hinweg senken, um die Mitarbeiter für die Arbeit an KI abzustellen", so der Meta-Chef weiter. Analysten werteten diesen Schritt positiv. "Diese neuen [KI-]Geschäfte könnten in den kommenden Jahren eine bedeutende Einnahmequelle für Meta werden", sagte etwa Tejas Dessai, Analyst bei Global X ETFs laut "Bloomberg". Mit der bisherigen Entwicklung des Geschäftsbereichs ist man bei Meta offenbar ebenfalls zufrieden. "Metas Erfolg bei der Entwicklung generativer KI und offener Modelle wie Llama - die über 100 Millionen Mal heruntergeladen wurden - spricht für sich", schrieb ein Unternehmenssprecher laut der Nachrichtenseite in einer E-Mail. Laut "Business Insider" ist die Facebook-Mutter inzwischen sogar einer der führenden Akteure im KI-Bereich.

Dabei verfolgt Meta bei KI eine ganz andere Vorgehensweise als seine Konkurrenten und spricht sich für einen Open-Source-Ansatz aus. So wird etwa auch Metas KI-Sprachmodell Massively Multilingual Speech (MMS) unter der Open Source-Lizenz veröffentlicht, um anderen Forschern die Möglichkeit zu geben, die Software für die Entwicklung eigener Projekte zu nutzen. Das Modell kann laut dpa-AFX mehr als 4.000 gesprochene Sprachen erkennen und soll die Übersetzung, Synthese und Transkription von Sprachen revolutionieren.

"Es war ein sehr kluger Schachzug von Meta, ihre Modelle als Open Source zu veröffentlichen, denn in mancher Hinsicht waren sie etwas spät dran", kommentierte Rishi Jaluria, Analyst bei RBC Capital Markets, gegenüber "Bloomberg". Nun verschaffe der Open-Source-Ansatz dem Unternehmen von Mark Zuckerberg laut dem Nachrichtenportal jedoch einige Vorteile. So könne der Konzern Konkurrenten wie OpenAI, Google oder Microsoft unterbieten, die teils hohe Gebühren für ähnliche KI-Programme erheben. Außerdem könnten die KI-Modelle von Meta als Open-Source-Software schneller entwickelt werden, da nicht nur die eigenen Forscher mit der Technologie arbeiten.

Redaktion finanzen.net

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