Apple-Steuer

Apple macht im App Store Ausnahmen: Amazon muss (fast) keine Provision mehr zahlen

10.04.20 20:02 Uhr

Apple macht im App Store Ausnahmen: Amazon muss (fast) keine Provision mehr zahlen | finanzen.net

App-Shops verdienen an den Käufen der Nutzer mit. Das ist nicht nur bei Apples App Store der Fall, sondern auch bei Googles Play Store. Apple geht allerdings noch einen Schritt weiter und "besteuert" zusätzlich noch die In-App-Käufe. Während einige Anbieter dagegen vorgehen, erhält Amazon eine Sonderbehandlung.

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• Anbieter von iOS-Apps müssen bis zu 30 Prozent ihrer Einnahmen an Apple weiterleiten
• Bestimmte Videostreamingdienste wie Amazon erhalten nun eine Ausnahmeregelung
• Spotify unterstellt Apple unfaires Wettbewerbsverhalten



Alle Wege führen bekanntlich nach Rom, jedoch führt nur ein einziger auf ein Apple-Gerät. Ausschließlich über den Apple App Store können Anwendungen auf iPhones oder iPads heruntergeladen und installiert werden. Eine Einschränkung, die der Konzern ganz bewusst für die eigene Umsatzerzielung verwendet.

Die "Apple-Steuer"

Wenn ein Nutzer eine App über den Apple App Store erwirbt, erhält der iKonzern als Vermittler eine Provision in Höhe von 30 Prozent der Einnahmen. Eine gängige und akzeptierte Praxis, die auch auf anderen Plattformen für die Bereitstellung der Verkaufsoberfläche gilt. Allerdings macht Apple im Gegensatz zu Google nicht an der eigenen Schnittstelle Halt. Auch sämtliche In-App-Käufe müssen die Anbieter über das hauseigene Bezahlsystem abwickeln und können somit die Einnahmen nicht am iPhone-Hersteller vorbeischleusen. Hierdurch wird am Erfolg der anderen mitverdient. Besonders ärgerlich ist dieser Umstand bei Abonnements. Von den laufenden Erlösen behält Apple im ersten Jahr die vollen 30 Prozent inne. In den folgenden Jahren halbiert sich die Abschöpfung. Für die betroffenen Unternehmen hat die Abgabe den Charakter einer Steuer. Lassen die App-Entwickler ihre Preise für die Nutzer gleich, müssen sie einen Verlust hinnehmen. Erhöhen sie hingegen die Preise, werden finanzielle Einbußen zwar vermieden, jedoch sinkt auch die Attraktivität des Angebots. Bei vielen Anbietern sind deshalb In-App-Käufe auf Apple Geräten nicht mehr möglich und ein Abo-Abschluss kann nur über die jeweilige Website erfolgen.

Eine Hand wäscht die andere

Laut einem Bericht des Technikportals "The Verge", hat Apple für Videostreamingdienste ein spezielles Programm ins Leben gerufen, das eine Befreiung der Apps von der Gebühr vorsieht. Einer der Begünstigten ist der Internetgigant Amazon. Für Nutzer von Prime Video war es plötzlich möglich, auch in der iOS-App Filme und Serien direkt zu kaufen oder zu leihen. Ein Wechsel auf die Website war nicht mehr notwendig. Nach Angaben von The Verge, sei nicht genau bekannt, wie lange das Programm schon existiere, jedoch habe Apple bereits bestätigt, dass mit "Altice One" und "Canal+" noch zwei weitere Anbieter an der Kampagne teilnehmen. Die Gebühr entfalle hierbei aber nur auf individuelle Einkäufe. Abonnements sind weiterhin betroffen.

Apple verfolgt mit dem Angebot eine ganz bestimmte Strategie. Das Programm erlaubt Premium-Anbietern ihre eigenen Bezahlsysteme zu verwenden und dadurch die Gebühr zu umgehen. Im Gegenzug verpflichten sich die Teilnehmer aber dazu, bestimmte Anforderungen zu erfüllen. Die Anbieter müssen auf ihren Plattformen grundlegende Apple Dienste, Apps und Features unterstützen. Hierunter fallen zum Beispiel AirPlay 2, eine Siri-Unterstützung und die Apple TV App.

Spotify gegen Apple

Trotz des nun neugeschaffenen Programms werden viele Anbieter auch weiterhin die Gebühr zahlen müssen, da sie sich wahrscheinlich nicht für eine Aufnahme in die Kampagne qualifizieren werden. Damit eckt Apple mit einigen Unternehmen erheblich an.

Der Musikstreamingdienst Spotify wirft Apple ein unfaires Wettbewerbsverhalten vor. Auf einer extra geschaffenen Website namens "Time to Play Fair" macht Spotify seinem Ärger Luft. Schon zum Zeitpunkt der Einführung der Gebühr kritisierten die App-Entwickler das Vorgehen von Apple. Nachdem Spotify letztendlich doch die Konditionen akzeptierte und sein Abonnement für 12,99 Euro statt 9,99 Euro pro Monat bei iOS anbot, kam Apple Music auf den Markt und war für günstige 9,99 Euro im Monat erhältlich. Der Musikanbieter sieht deshalb die Regelung als eine Strategie an, mit der Konkurrenten aus dem Markt gedrängt werden sollen. Der Streit zwischen den beiden Akteuren ist nun sogar schon bis zur EU gelangt. Spotify hat nämlich bei der Kommission eine Kartellbeschwerde gegen Apple eingelegt.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Marek Szandurski / Shutterstock.com, KIMIHIRO HOSHINO/AFP/Getty Images

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