BASF-Aktie in Rot: BASF schlägt Gewinnerwartungen trotz Umsatzeinbruchs
BASF hat zum Jahresauftakt von einem deutlichen Anstieg der Verkaufsmengen in Teilen des Geschäfts profitiert und operativ mehr verdient als vom Markt erwartet, obwohl der Umsatz schwächer ausfiel als von Beobachtern prognostiziert.
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An der Prognose für 2024 hielt der Chemieriese aus Ludwigshafen fest.
BASF verbuchte im ersten Quartal ein um Sondereffekte bereinigtes EBITDA von 2,71 Milliarden Euro. Das sind 5,3 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, übertrifft aber den von Vara Research erhobenen Konsens von 2,57 Milliarden Euro. Flüsterschätzungen am Markt waren zuletzt von 2,7 bis 2,9 Milliarden Euro ausgegangen.
Niedrigere Preise in fast allen Geschäften sowie negative Wechselkurseffekte führten zu einem Rückgang der Umsätze um 12,2 Prozent oder 2,4 Milliarden auf 17,6 Milliarden Euro. Hier hatte der Markt mit etwa 1 Milliarde Euro mehr gerechnet. Deutliche Absatzsteigerungen in den Segmenten Chemicals, Materials, Nutrition & Care und Industrial Solutions beeinflussten den Umsatz positiv. Niedrigere Mengen bei Agricultural Solutions und Surface Technologies wurden dadurch überkompensiert.
Netto und nach Anteilen Dritter wies BASF einen Überschuss von 1,4 Milliarden Euro aus - 12,4 Prozent weniger als noch vor Jahresfrist.
Die Jahresprognose, die ein bereinigtes EBITDA von 8,0 bis 8,6 Milliarden Euro nach 7,7 Milliarden Euro und einen Free Cashflow für die Gruppe zwischen 0,1 und 0,6 Milliarden Euro vorsieht, wurde bestätigt. Eine Umsatzprognose gibt es nicht.
"BASF muss sich weiter verändern" - Führungswechsel beim Chemieriesen
Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und die Explosion der Energiepreise: Die sechsjährige Amtszeit von BASF-Chef Martin Brudermüller war von Krisen geprägt.
Sein Nachfolger Markus Kamieth übernimmt in unsicheren Zeiten mit noch immer sinkenden Gewinnen. "BASF muss sich weiter verändern", gab Kamieth am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Mannheim die Marschrichtung vor. "Dafür können wir auf unsere Erfolge und Stärken aufbauen, aber wir müssen uns auch neue Prioritäten für die Zukunft setzen." In einigen Monaten wolle er dazu genaue Einblicke geben. Die Anfang 2023 gefallene Entscheidung zur Schließung mehrerer Anlagen am Stammsitz Ludwigshafen sei richtig gewesen, sagte Brudermüller. "Aber es wird noch mehr kommen." Denn Basischemikalien seien in Europa wegen strukturell höherer Energiepreise dauerhaft weniger wettbewerbsfähig.
Brudermüller war seit 2018 Vorstandschef, 36 Jahre arbeitete er für den weltgrößten Chemiekonzern. Künftig soll er den Mercedes-Benz-Aufsichtsrat führen. Kamieth muss BASF nun aus der tiefen Krise führen, in der sich die Chemieindustrie befindet. Die Branche litt lange unter schwacher Nachfrage und hohen Produktionskosten. Brudermüller hatte zu Jahresbeginn den Sparkurs am Stammsitz Ludwigshafen verschärft, da BASF seit zwei Jahren in Deutschland rote Zahlen schreibt. Eine weitere Milliarde Euro soll jährlich eingespart werden, auch ein weiterer Stellenabbau ist damit verbunden. Anfang 2023 hatte BASF schon den Abbau von weltweit 2600 Stellen angekündigt, knapp zwei Drittel davon in Deutschland. Ende März arbeiteten in Ludwigshafen gut 38.400 Menschen - rund 560 weniger als ein Jahr zuvor. Weltweit hat der Konzern knapp 111.900 Beschäftigte.
NEUER VORSTANDSCHEF STEHT VOR MARATHON
"Es sind noch immer stürmische Zeiten für die Chemie", sagte Brudermüller in seiner letzten Rede als BASF-Chef vor rund 5000 Anteilseignern. "Eine so langanhaltende Nachfrageschwäche wie in den vergangenen Jahren habe ich noch nicht erlebt." Allerdings habe es im ersten Quartal eine leichte Belebung gegeben. "Dennoch können wir eine grundlegende Wende in der Branchendynamik noch nicht bestätigen. Voraussetzung dafür ist, dass sich der aktuelle positive Trend auch in den kommenden Quartalen fortsetzt."
Im ersten Quartal bekam BASF deutlich niedrigere Verkaufspreise zu spüren. Der Umsatz sank um gut zwölf Prozent auf 17,5 Milliarden Euro. Dazu trugen auch negative Wechselkurseffekte bei. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) schrumpfte um mehr als fünf Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. BASF führte das vor allem auf höhere Bonusrückstellungen zurück. Das Ergebnis fiel dennoch besser aus als von Analysten erwartet, die im Schnitt einen Rückgang auf 2,56 Milliarden Euro prognostiziert hatten. Im Gesamtjahr erwartet BASF unverändert einen Anstieg des bereinigten operativen Gewinns auf 8,0 bis 8,6 (2023: 7,7) Milliarden Euro.
Investoren erwarten nun von Kamieth, dass er BASF wieder auf Kurs bringt. Ihm übergebe Brudermüller eine Baustelle, vor allem Ludwigshafen sei zum Problem geworden, seit es dort kein billiges Gas mehr gebe, sagte Fondsmanager Arne Rautenberg von der Union Investment. "Sie müssen bei der Suche nach Auswegen aus der Misere in Ludwigshafen auch eigene Akzente setzen", erklärte er an Kamieth gewandt. "Bei weiter schwierigen Rahmenbedingungen wird das kein Sprint, sondern ein Marathon."
Via XETRA verlor die BASF-Aktie zuletzt 0,64 Prozent auf 50,99 Euro.
FRANKFURT/MANNHEIM/LUDWIGSHAFEN ((Dow Jones/Reuters)
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Bildquellen: BASF, BASF SE
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