Angst vor Elliott

Bayer, thyssenkrupp, Uniper & Co.: Hedgefonds-Milliardär Paul Singer sorgt für Unruhe in deutschen Konzernzentralen

31.03.19 19:37 Uhr

Bayer, thyssenkrupp, Uniper & Co.: Hedgefonds-Milliardär Paul Singer sorgt für Unruhe in deutschen Konzernzentralen | finanzen.net

Der gleichnamige Gründer des weltbekannten Elliott-Hedgefonds, Paul Elliott Singer, ist bekannt für seine aktivistischen Finanzbeteiligungen. Gegenwärtig hat es der Multimilliardär jedoch vermehrt auch auf deutsche Konzerne abgesehen.

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Paul Elliott Singer gründete im Jahr 1977 mit 1,3 Millionen US-Dollar, die er von seinen Familienangehörigen und seinem Freundeskreis zusammen gesammelt hatte, den Hedgefonds Elliott Associates L.P. Nun, rund 42 Jahre später, verwaltet sein Fonds ein Vermögen in Höhe von 34 Milliarden US-Dollar. Der Fonds bringt es seit seiner Auflegung auf eine durchschnittliche Rendite von 13,1 Prozent pro Jahr.

Ein Top-Verdiener in der Branche

Singer beschäftigt in seinen Niederlassungen in New York, London, Hongkong und Tokio insgesamt 464 Mitarbeiter und 168 professionelle Händler. Mit einem Privatvermögen von ungefähr 3,2 Milliarden US-Dollar steht Singer auf dem 19. Platz der weltweiten bestverdienenden Hedgefonds-Manager.

Die vermeintlich simple Strategie

Die Investmentphilosophie und Anlagestrategie von Paul Singers Hedgefonds ist dabei relativ einfach zu beschreiben. Denn der Elliott-Fonds beteiligt sich einfach mit großen Aktienpaketen an diversen Unternehmen und versucht dann Einfluss auf die Geschäftspolitik zu nehmen und seine eigene Beteiligung in die Höhe zu treiben. Die britische Tagezeitung The Guardian beschrieb die Geschäftspraktiken des US-Investors einmal mit den Worten: "Es werden billige Schulden ausgekauft und wenn möglich mit Profit verkauft oder der Schuldner wird verklagt, die gesamte geschuldete Summe zu zahlen."

Die "Heuschrecke" in Argentinien

Einer der umstrittensten Deals des nun schon 74-jährigen US-Investors, war der Rechtsstreit in dem südamerikanischen Land Argentinien, welcher genau nach dem von The Guardian beschriebenen Schema ablief. Singer kaufte zusammen mit anderen Investoren, nach der Insolvenz von Argentinien im Jahr 2001, unzählige Staatsanleihen des Landes auf und verklagte die Südamerikaner auf die 100 prozentige Rückzahlung der Schulden.

Elliott nimmt Deutschland ins Visier

Seit geraumer Zeit ist Paul Singer jedoch auch in Deutschland aktiv und sorgte nun schon des Öfteren für Angst und Schrecken in den Konzernzentralen. Neben kleineren Nebenwerten wie dem 3D-Druckspezialisten SLM Solutions oder dem Düsseldorfer Industriekonzern GEA beteiligte sich der Elliott-Fonds auch an deutschen Schwergewichten wie Uniper, thyssenkrupp und Bayer.

Der Hedgefonds sucht seine Opfer sehr gezielt aus

Singer wählt für seine größeren Engagements dabei immer genau die Konzerne aus, die sich in einer umfassenden Umstrukturierungsphase befinden. Als sich der Elliott-Fonds im vergangenen Jahr beispielsweise am Stahlriesen thyssenkrupp beteiligte, gerieten der damalige Vorstandschef Heinrich Hiesinger und der frühere Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Lehner so unter Druck, dass sie ihre Positionen im Konzern abtraten.

Laut Insidern sind die Methoden des Hedgefonds jedoch nicht so gnadenlos wie viele denken. So meint Thomas Meurer, der zusammen mit der Anwaltskanzlei Hengeler Müller, derartige Verfahren betreut: "Man darf nicht den Fehler machen, diesen Investoren mangelnde Seriosität vorzuwerfen." "Sie gehen hochprofessionell vor und decken bei einigen Unternehmen echte Schwächen auf. Sie halten ihnen gewissermaßen den Spiegel vor," so der Experte weiter.

Mit SLM hat sich Singer verspekuliert

Die Vorhaben des aktivistischen Investors Singer sorgen jedoch keineswegs immer für Begeisterung bei den Aktionären wie das Beispiel des 3D-Druckspezialisten SLM Solutions zeigt. Nach einem erfolgreichen Börsengang und einem Übernahmeangebot von GE Aviation aus den USA kletterte die Aktie zwischen 2014 und 2016 von ihrem Ausgabepreis bei rund 20 Euro auf über 42 Euro. Als Paul Singer jedoch Wind von der Übernahme bekam, kaufte er sich mit seinem Fonds bei SLM Solutions ein und versuchte den Übernahmepreis erheblich zu steigern. Doch Ende Oktober 2016 ließ GE Aviation den Deal mit SLM platzen und kaufte stattdessen die ebenfalls deutsche 3D-Druckfirma Concept Laser GmbH.

Der von Singer angestrebte Konzernumbau von SLM brachte dem Unternehmen jedoch auch nach der geplatzten Übernahme keinen wirklichen Effizienzgewinn. Dagegen brachte erst kürzlich die Meldung, dass Singer seit Investment deutlich aufgestockt habe, zumindest dem Aktienkurs deutlich Schub. Die Anteile pendeln derzeit um rund 9,70 Euro.

Übernahmepoker mit Fortum

Mit der gleichen Methode wie bei SLM Solution agierte Paul Singer auch beim deutschen Versorger Uniper. Als der finnische Energieversorger Fortum Interesse an einer Übernahme von Uniper bekundete, wurde auch Singer aktiv und kaufte massive Anteile der E.ON-Tochter. Während sich Fortum mit einen Übernahmepreis von 22 Euro pro Aktie an 49,99 Prozent an Uniper beteiligte, wehrte sich Singer vehement gegen eine komplette Übernahme des Konzerns und trieb die Preise der Aktie auf gegenwärtig über 26,89 Euro.

Die Bayer-Aktie raubt auch Elliott den letzten Nerv

Für erhebliche Unruhen sorgte Singer auch beim Chemie- und Pharmakonzern Bayer. Denn vor rund einem Jahr soll sich der aktivistische Investor auch erstmals beim DAX-Schwergewicht eingekauft haben. Über die genaue Höhe der Beteiligung ist aber nur wenig bekannt, denn sie liegt noch unter der Grenze von drei Prozent und ist somit nicht öffentlich bekannt.

Singer drängt nach Übernahme zur Aufspaltung

Laut Insidern soll der Elliott-Fonds auf eine Aufspaltung des Agrarchemie-Konzerns drängen. Doch mit der Übernahme von Monsanto verfolgte das Management von Bayer genau das gegenteilige Ziel. Bayer-CEO Baumann wollte durch die Übernahme des umstrittenen Glyphosat-Produzenten unter anderem einer feindlichen Übernahme entgehen und eine Konzernaufspaltung verhindern.

Bayer könnte nun zum Opfer weiterer Hedgefonds werden

Da sich die Marktkapitalisierung des Konzerns jedoch nun schon von über 100 Milliarden Euro auf nur noch rund 53 Milliarden Euro reduziert hat, dürften auch die ursprünglichen Pläne von CEO Baumann nicht aufgehen. Bei der nun sehr günstigen Bewertung des Bayer-Konzerns könnten weitere aktivistische Investoren aufspringen.

Der Elliott-Effekt kann für Kurssprünge sorgen

Die Historie zeigt jedoch eindeutig, dass auch Paul Singer nicht mit allen seinen Einschätzungen richtig liegt, dennoch führen seine Börsen-Engagement häufig zu dem sogenannten "Elliott-Effekt". Der Effekt beschreibt einen Zusammenhang zwischen dem bekannt werden einer Investition des Milliardärs und dem allgemeinen Interesse der Kapitalmarktinvestoren an dem jeweiligen Unternehmen. Allein dieser Effekt lässt häufig somit schon die Kurse des beteiligten Konzerns ansteigen.

Der Konzern-Schreck

Trotz dieser positiven Auswirkungen für die Aktienkurse lehrt Paul Singer deutschen CEOs in der Regel das Fürchten. Denn wo die Mannschaft des Elliott-Fonds auftaucht, rollen häufig die Köpfe in der Konzernzentrale.

Pierre Bonnet / finanzen.net

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Bildquellen: CC BY-NC-SA 2.0/World Economic Forum, Thos Robinson/Getty Images for New York Times

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