Amazon-Aktie: Bleibt der Langfrist-Trend intakt?

Mit dem Börsengang im Mai 1997 startete der amerikanische Online-Versandhändler seine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Der Emissionspreis pro Anteilsschein betrug damals rund 18 US-Dollar, fast genau 20 Jahre später konnte die Aktie erstmals die magische Marke von 1.000 US-Dollar pro Stück überwinden. Der Versandhändler konnte somit den Preis seiner Anteilsscheine innerhalb dieser Zeitspanne um das 55-fache steigern. Anleger, die sich zum Börsenstart 20 Amazon-Aktien im Wert von 360 US-Dollar in ihr Depot gelegt haben, könnten sich nun über ein Vermögen von fast 20.000 US-Dollar freuen. Nun stellt sich die Frage: Wie hoch kann die Kursrakete noch fliegen?

Das Geschäft brummt

Experten schätzen, dass der Online-Riese täglich rund 1,6 Millionen Pakete an seine Kunden ausliefert. In den USA ist es inzwischen so, dass jeder dritte Online-Einkauf über den Online-Versandhändler Amazon abgewickelt wird. Da der E-Commerce-Riese Millionen von unterschiedlichen Artikeln anbietet, erleichtert er vielen Kunden den Einkauf und sorgt so für eine erhebliche Zeiteinsparung. Diese Entwicklung wird in Zukunft, zu Lasten des stationären Einzelhandels, weiter Fahrt aufnehmen. Schon jetzt haben circa 91 Prozent der Deutschen und sogar 97 Prozent der US-Bürger schon mindestens einmal einen Artikel bei Amazon bestellt. So verwundert es kaum, dass der Online-Händler mit einer Marktkapitalisierung von rund 477 Milliarden US-Dollar neben Apple, Google-Mutter Alphabet und Microsoft zu den wertvollsten Unternehmen der Welt zählt.

Geschäftsfelder haben weiterhin Potenzial

Amazon erschließt sich zusehends neue Milliardenmärkte und beschränkt sich dabei schon lange nicht mehr nur auf den Versand von Filmen, Büchern und Elektroartikeln. Mit Drogerieartikeln, frischen Lebensmitteln und dem Aufbau eines eigenen Modelabels erweitert das Versandhaus seine Produktionspalette um ein Vielfaches. Des Weiteren hat sich das Unternehmen mit Prime Video in der Streaming-Dienst-Sparte etabliert und bietet so auch Netflix Paroli. Mit Angeboten wie Prime Music ermöglicht es Amazon seinen Kunden ebenso auf ein Repertoire von Millionen Songs zurückzugreifen. Mit der Orientierung auf die Kundenbedürfnisse gelingt es dem E-Commerce-Riesen, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Mit einem All-in-one-Erlebnis möchte Amazon seine Kunden in ein Universum einbetten, in welchem jegliche Bedürfnisse befriedigt werden können. Dabei gelingt es dem von Jeff Bezos geführten Unternehmen hervorragend mit immer neuen Investitionen für Wachstum zu sorgen.

12,5 Milliarden für die Zukunft

Allein im Jahr 2015 investierte Amazon rund 12,5 Milliarden US-Dollar in neue Innovationen, Forschung und Entwicklung und steht damit weit vor dem Asien-Konkurrenten Alibaba. Mit diesem Volumen belegen sie hinter Volkswagen und Samsung den dritten Platz aller Unternehmen weltweit. Diese offensive Ausrichtung hat sich in der Vergangenheit für Investoren ausgezahlt, was sich auch unschwer an der Aktienkursentwicklung der vergangenen Jahre ablesen lässt.

Günstig ist anders

Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 84 für das Jahr 2018 ist die Aktie auf dem aktuellen Niveau alles andere als günstig bewertet. Daneben lässt auch das erwartete KBV von 18 nicht gerade auf ein Schnäppchen schließen. Denn dem aktuellen Aktienkurs von rund 1.000 US-Dollar stehen lediglich 55,37 US-Dollar (2018e) an Buchwert gegenüber.

Analysten sind bullish

Trotz des scheinbar unverhältnismäßig hohen Aktienkurses sind die Analystenmeinungen zu den Amazon-Anteilsscheinen durchweg positiv. Von aktuell 26 Analysten, die sich umfassend mit der Aktie beschäftigen, empfehlen 25 zum Kauf und einer zum Halten der Papiere. Die Kursziele erstrecken sich dabei von 900 US-Dollar (Credit Suisse und Morgen Stanley) bis 1.275 US-Dollar (Goldman Sachs).

Rücksetzer können genutzt werden

Anleger, die an den zukünftigen Erfolg von Amazon glauben und von dem weiteren Wachstumspotenzial überzeugt sind, sollten die Aktie im Blick behalten. Jedoch sollte man dabei im Hinterkopf behalten, dass die Fallhöhe der Aktie inzwischen sehr hoch ist. Dennoch dürfen sich Anleger von dem ausgesprochen hohen Kursgewinnverhältnis nicht zu sehr abschrecken lassen. Denn das revolutionäre Geschäftsmodell des Online-Versandhändlers wird noch einige Jahre für eine überproportionale Wachstumsrate sorgen.

Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.net