Aktien Europa: Moderate Verluste - Unklare Lage im Zollstreit belastet
PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte haben am Donnerstag nach den Vortagesgewinnen leicht verloren. Neue Signale im Zollstreit zwischen den USA und China dämpften Hoffnungen auf eine rasche Einigung zwischen beiden Ländern. Zudem gab es durchwachsene Signale von zahlreichen Unternehmenszahlen.
Der EuroStoxx 50 sank am Mittag um 0,52 Prozent auf 5.072,02 Punkte. Außerhalb des Euroraums war die Entwicklung uneinheitlich. Der Schweizer SMI zog um 0,11 Prozent auf 11.821,81 Punkte an, während der britische FTSE 100 um 0,18 Prozent auf 8.388,24 Punkte nachgab.
Die Lage im Zollstreit bleibt unklar. Hatten am Vortag noch Entspannungssignale die Börsen angetrieben, gab es nun Ernüchterung. China wies eine Darstellung von US-Präsident Donald Trump zurück, wonach beide Seiten im Handelsstreit in direktem Kontakt stünden. Zuvor hatten bereits Aussagen der US-Regierung Hoffnungen auf eine baldige Einigung gedämpft. So hat US-Präsident Donald Trump China im Zollstreit seinem Finanzminister Scott Bessent zufolge kein einseitiges Angebot gemacht.
Die Unsicherheit hat Folgen für das Verhalten der Marktteilnehmer. "Wie vielen Privatanlegern geht es aktuell auch den großen institutionellen Investoren, Vermögensverwaltern und Fondsmanagern, deren Arbeit mit einem immer noch völlig unberechenbaren US-Präsidenten Trump nicht leichter geworden ist", betonte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. "Die Volatilität als Risikomaß für ihre Anlageentscheidungen dürfte in den kommenden Wochen und Monaten hoch bleiben und sie von größeren Engagements abhalten."
Zu den Leidtragenden gehörten Luxuswerte. Nach den Gewinnen am Vortag standen sie wieder unter Druck. Größter Verlierer waren Kering, die nach enttäuschenden Umsatzzahlen um 5,5 Prozent fielen. Auch EssilorLuxottica schwächelten nach Zahlen zum ersten Quartal. Hier ging es um 2,6 Prozent nach unten. Damit setzte sich die Schwäche des Sektors in den vergangenen Wochen fort.
Im Bankensektor stießen die Resultate von BNP Paribas auf wenig Gegenliebe. Die Turbulenzen an den Börsen hatten der französischen Großbank zwar im ersten Quartal einen Rekord im Aktienhandel beschert. Allerdings zehrten konzernweit hohe Kosten die gestiegenen Erträge auf. Die Aktie fiel um 3,5 Prozent.
Noch schlimmer erwischte es im Telekommunikationssektor Nokia. Der Netzwerkausrüster blickt angesichts der wechselhaften US-Zollpolitik etwas skeptischer auf seine Jahresziele, worauf die Aktie um 7,6 Prozent absackte.
Es gab aber auch positive Überraschungen. So überzeugten im Chemiesektor Air Liquide. Der französische Gasehersteller war mit Zuwächsen in das neue Jahr gestartet. Die Nachfrage nach medizinischen Gasen blieb anhaltend hoch. Air Liquide zogen um über zwei Prozent an.
Auch Eni waren gefragt. Der italienische Energiekonzern hatte im ersten Quartal mit seinem Gewinn die Erwartungen der Analysten übertroffen. Trotz des Ölpreisrückgangs will das Unternehmen an seinen Ausschüttungsplänen festhalten. Die Aktie gewann 1,6 Prozent.
Überschaubar war unterdessen die Reaktion der Schweizer Schwergewichte Roche und Nestle (Nestlé) auf ihre Zahlen. Beide Aktien verzeichneten nur geringfügige Veränderungen. Der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern reagierte damit auf ein nach Meinung von Analysten unspektakuläres Zahlenwerk. Auch der etwas besser als erwartete Umsatz von Roche brachte nur wenig Impulse./mf/mis