Ray Dalio: Wirtschaft mit "riesigem Durchhänger" - Parallelen zu den 1930ern
Zur Zeit gibt es viele Risikofaktoren, die die Wirtschaft negativ beeinflussen könnten. Hedgefonds-Manager Ray Dalio erkennt die Problematik und sieht Parallelen zu den 1930ern.
• "Der Kreis beginnt zu verblassen"
• Europa und Japan am Limit, USA hat nicht mehr viel Spielraum
• Kein klassischer Crash in Sicht
Die Weltwirtschaftskrise in den 1930ern, die mit dem Schwarzen Freitag 1929 begann, stürzte die globale Wirtschaft in die Misere und sorgte für viele Probleme, Inflation und Hunger. Ray Dalio, Manager des größten Hedgefonds Bridgewater, der mehr als 150 Milliarden US-Dollar an Kapital verwaltet, sieht in der derzeitigen geopolitischen und marktwirtschaftlichen Situation viele Parallelen zu den 1930ern. Was sind die Risikofaktoren und kann eine wirtschaftliche Abschwächung noch aufgehalten werden?
Wirtschaft befindet sich in "riesigem Durchhänger"
In einer von CNBC organisierten Diskussionsrunde mit dem IWF und der Weltbank äußerte Dalio seine Bedenken bezüglich der aktuellen Lage. Die Weltwirtschaft befinde sich in einem "riesigen Durchhänger", "der Kreis fängt an zu verblassen". Laut Dalio scheinen schlechte Zeiten voraus zu sein.
"Europa ist am Limit, genauso wie Japan", äußerte der Manager und fügte hinzu: "Auch die USA haben nicht mehr viel Spielraum." An der Situation könnten auch die Zentralbanken mit einer stimulativen Geldpolitik nicht mehr viel ändern. Denn ein Problem liege bereits in den niedrigen Zinssätzen. Man könne sich Geld leihen und aufgrund der Niedrigzinsen könne man eigentlich damit rechnen, dass man es sowieso nie zurückzahlen muss, wenn man es einfach immer weiterinvestiert.
Schere zwischen Arm und Reich, Populismus von beiden Seiten des Spektrums
Doch welche Parallelen sieht Dalio zu den 1930ern? Vor allem kritisiert er die große Schere zwischen Arm und Reich. In den USA besitzen die obersten 0,1 Prozent der Bevölkerung so viel wie die unteren 90 Prozent. Leute wie Jeff Bezos, Bill Gates oder Warren Buffett versammeln ein Milliardenvermögen auf ihrem Konto, während das Durchschnittseinkommen in den USA 2018 bei knapp 60.000 US-Dollar lag und 13 Prozent der Amerikaner unter der Armutsgrenze von nicht einmal 12.300 US-Dollar jährlich lebten. Die Einkommensunterschiede seien die größten seit den 1930ern und würden zu politischem Stress führen, so Dalio.
Was ihn noch an die 1930er erinnert? Der Populismus - von rechts und von links. "Was wir in den Vereinigten Staaten und weltweit sehen ist ein größerer Konflikt, beinahe mehr Populismus von links und von rechts, ziemlich ähnlich wie in den 30ern", so Dalio. So spalte neben den Vermögensunterschieden auch die Politik, es sei eine "Kapitalismus-Sozialismus-Frage". Diese zwei Faktoren spalten die Gesellschaft und stellen ein großes Risiko für die Wirtschaft und den Markt dar.
China fordert die USA heraus
Hinzu kommt die aufstrebende Macht aus dem Fernen Osten - China - die die bestehende Macht - USA - vor viele Herausforderungen stellt. Dalio sieht die Welt mit vier verschiedenen Typen von Kriegen konfrontiert: "Handel, Technologie, Währung und Geopolitik".
Trotz all der pessimistischen Ansichten glaubt Dalio nicht, dass der Welt eine große Finanz- oder Schuldenkrise bevorsteht. Obwohl der Kreis verblasst, wie der Hedgefonds-Manager es beschreibt, "haben wir nicht die Umstände, die einen klassischen Crash am Ende des Kreises verursachen". Dalio sieht also einen Abschwung der Wirtschaft voraus, eine Krise ist seiner Meinung nach aber nicht in Sicht.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Anja Niedringhaus/AP, Michel Euler/AP