Vorsicht, Höhenangst! Wie sich Anleger jetzt absichern
Seit sechs Jahren steigen die Aktienkurse in Deutschland. Die Furcht vor Rückschlägen nimmt zu. Je nach Risikoneigung können Anleger aber ihr Portfolio auf viele verschiedene Arten gut absichern.
Werte in diesem Artikel
von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Fast jeden Tag ein neuer Rekord. Der DAX hat seinen Wert seit der letzten großen Börsenpanik im März 2009 verdreifacht. Noch extremer ging es bei einzelnen Aktien nach oben: Der Kurs des Chipherstellers Infineon, des Spitzenreiters unter den aktuellen DAX-Mitgliedern, ist um mehr als 3.100 Prozent gestiegen. Continental hat um über 1.800 Prozent zugelegt.
Auch Börsenprofis zeigen angesichts solcher Zahlen Anzeichen von Höhenangst. Die Commerzbank riet in der vergangenen Woche, vorerst keine DAX-Positionen mehr aufzustocken. Eine Konsolidierung, also fallende Kurse, sollte nicht überraschen, warnte die DZ Bank, sieht Rückschläge aber nicht als Drama, sondern als Gelegenheit für Käufe.
Fakt ist: Der DAX ist nach den massiven Kursgewinnen nicht mehr billig. Abzulesen ist das an Bewertungskennziffern. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) setzt den Börsenwert des DAX ins Verhältnis zu den Gewinnen der im Index notierten Unternehmen. Da an der Börse die Zukunft gehandelt wird, nehmen Börsenprofis meist die von Analysten für die kommenden zwölf Monate erwarteten Gewinne als Basis.
Über die vergangenen zehn Jahre schwankte dieses KGV für den DAX laut Datendienst Bloomberg zwischen 7 und 14 und ist inzwischen am oberen Rand dieses Korridors. Um weiteres Kursplus zu rechtfertigen, müssten die Unternehmen ihre Gewinne im Jahresverlauf kräftig steigern. Das ist nicht ausgeschlossen, angesichts der noch immer schwierigen Wirtschaftslage aber kein Selbstläufer. Es kann also ungemütlich werden. Auch an der Börse gilt: Jeder Rückschlag ist immer auch eine Chance. Vorausgesetzt, die Anleger haben sich richtig positioniert. Schon kleine Vorsichtsmaßnahmen helfen, die Höhenangst zu bekämpfen.
Nach einer lang gezogenen Rally kann es nicht schaden, bei Top-Performern des Depots einige Stücke zu verkaufen. Insbesondere dann, wenn einzelne Werte überdurchschnittlich stark gestiegen sind und deshalb einen sehr großen Anteil des Depots ausmachen. Durch solche Gewinnmitnahmen wird das Portfolio besser ausbalanciert und zugleich eine Bargeldreserve geschaffen. Sollten die Kurse dann tatsächlich auf breiter Front abrutschen, kann der Anleger mit dieser Reserve neue Aktien kaufen.
Den richtigen Zeitpunkt finden
Ein Problem bei Gewinnmitnahmen ist es, den richtigen Zeitpunkt zu finden. Denn wer zu früh verkauft, verpasst Kursgewinne. Das ist für viele Investoren psychologisch schmerzhafter als Kursverluste. Wer wiederum den perfekten Zeitpunkt zum Ausstieg erwischt hat, steht bald vor der nächsten Herausforderung - er muss den richtigen Zeitpunkt zum Wiedereinstieg finden.Hilfestellung bei der zeitlichen Steuerung liefert die technische Analyse. Diese bei einigen Börsianern verpönte, in der Praxis aber durchaus bewährte Methode geht davon aus, dass sich alle relevanten Informationen in der Kurskurve einer Aktie oder eines Index widerspiegeln und sich damit relativ verlässlichen Aussagen über die zukünftige Entwicklung ableiten lassen. Bewertungskennziffern wie das KGV oder Daten aus der Bilanz eines Unternehmens werden bewusst ausgeblendet. Anhand der Kurskurve sucht ein Charttechniker nach Formationen, die einen bestehenden Trend bestätigen oder - für Absicherungsstrategien wichtig - auf einen Trendbruch hinweisen. Fällt beispielsweise der Kurs unter eine Unterstützungslinie, steigt die Gefahr weiterer Kursverluste deutlich.
Charttechnische Unterstützungslinien sind wichtig auch für eine andere Absicherungsmethode: den Stoppkurs. Dieser Mechanismus wird von etlichen Anlegern unabhängig von der Großwetterlage an den Börsen angewendet. Dabei wird bereits beim Kauf einer Aktie ein bestimmtes Kursniveau als eine Art Reißleine festlegt. Fällt der Kurs unter den Stoppkurs, wird das Wertpapier verkauft. Als grobe Orientierung gelten 20 bis 30 Prozent unter dem Einstiegskurs - oder ein Kursstand knapp unter einer charttechnischen Unterstützungslinie.
Steigt der Aktienkurs, zieht der Anleger seinen Stoppkurs schrittweise nach oben. Im Idealfall hat der Kurs nach einiger Zeit so stark zugelegt, dass der Stopp über dem Einstiegsniveau liegt.
Ein Stoppkurs soll verhindern, dass ein Anleger zu lange an einer Aktie festhält und dadurch extreme Kursverluste erleidet, die auch langfristig nicht aufzuholen sind. Stoppkurse bieten sich insbesondere bei sehr riskanten Aktien an, also kleineren Werten oder Unternehmen, die im operativen Geschäft Verluste schreiben. Auch der Stoppkurs kann zur Falle werden. Wenn es dumm läuft, wird eine Aktie genau auf dem Tiefpunkt ausgeknockt.
Eine gute Orientierung bei der Suche nach dem richtigen Zeitpunkt für eine Neuausrichtung des Depots verspricht eine Strategie, die der Physiker und Aktienexperte Thomas Gebert entwickelt hat. Anfang der 1990er-Jahre suchte Gebert nach Indikatoren, die auf steigende beziehungsweise fallende Kurse des DAX hinweisen (siehe Investor-Info). Aus seinen Ergebnissen hat Gebert einen Indikator entwickelt, durch den Anleger beispielsweise frühzeitig vor dem verheerenden Crash gewarnt wurden, den der Zusammenbruch der Investmentbank Lehman im Jahr 2008 auslöste. Derzeit spricht der Gebert-Indikator übrigens dafür, weiter investiert zu bleiben.
Einfache Strategien
Erstaunlich erfolgreich auch über längere Zeiträume sind rückblickend zudem Strategien, die sich an eigentlich ganz banalen Kriterien orientieren: der durchschnittlichen Kursentwicklung des DAX in einzelnen Monaten oder einer Verteilung des Vermögens über mehrere Vermögensklassen (siehe Investor-Info).Wertvolle Hinweise liefert die Asset-Allokation-Ampel, die einmal monatlich in Euro am Sonntag veröffentlicht wird (das nächste Mal in Ausgabe 12). Sie analysiert die Kursentwicklung wichtiger Indizes, Mittelzuflüsse bei Indexfonds und Researchmeinungen zu verschiedenen Anlageklassen. Zuletzt stand die Ampel für deutsche Aktien auf Grün.
Wer zur Absicherung seines Depots direkt auf fallende Kurse setzen will, greift auf spezielle Instrumente zurück. Erfahrenen Investoren bieten sich Short-Zertifikate an. Diese Papiere laufen in die entgegengesetzte Richtung ihres Basiswerts. Fällt beispielsweise der DAX um ein Prozent, geht es mit dem Short-DAX, der unter anderem über ein Produkt der Deutschen Bank abgebildet werden kann (ISIN: DE 000 DB2 SRT 5), um ein Prozent nach oben.
Geht die Wette auf, federn Kursgewinne des Short-Papiers Kursverluste des Gesamtdepots ab. Wenn die Kurse an den Börsen hingegen weiter steigen, würde durch die Absicherung Wert vernichtet. Dieses Risiko ist fester Bestandteil eines Absicherungssystems. Auch eine Haftpflicht- oder Reiseausfallversicherung kostet schließlich Geld.
Schmerzmittel Dividende
Wem das alles zu kompliziert ist, der investiert am besten langfristig und stockt sein Depot monatlich mit kleineren Beträgen auf. So holt man sich über die Zeit Investments zu unterschiedlich hohen Preisen ins Portfolio, ein Kursrutsch schlägt damit nicht so stark zu Buche.Auch Aktien substanzstarker Unternehmen bieten meist mehr Sicherheit als der breite Markt. Mit regelmäßigen Dividendenzahlungen, also Gewinnbeteiligungen, machen sie es einem Anleger zudem leichter, schwache Börsenphasen auszusitzen. Europäische Aktien mit einer hohen Dividende sind in einem Indexfonds von iShares, dem Euro Stoxx Select Dividenden 30, gebündelt (ISIN: DE 000 A0H G2P 4).
Die wichtigsten Signale
Der DAX bewegt sich trotz des Ausrutschers vom Herbst 2014 meist in einem stabilen Aufwärtstrend. Solange er sich innerhalb dieses Trendkanals hält, besteht aus Sicht der Charttechnik für Aktionäre kein Anlass zur Sorge. Gefährlich wird es, wenn der Kurs aus dem Kanal herausfallen sollte. Auf dem Weg nach unten gibt es mehrere Unterstützungslinien. Sie entstehen immer dort, wo sich der Kurs in der Vergangenheit längere Zeit festgesetzt hatte. Oder an Punkten, an denen der Index mehrere Male abgeprallt ist. Die 200-Tage-Linie, derzeit bei etwa 9800 Punkten, errechnet sich aus dem durchschnittlichen Kurs über den entsprechenden Zeitraum und hat einen ähnlichen Charakter wie eine Unterstützung.Investor-Info
Gebert-Strategie
DAX oder Geldmarkt
Vier Indikatoren entscheiden über die Richtung des Gebert-Indikators: Leitzins und Inflation im Euroraum; Jahreszeit; Euro/Dollar-Kurs. Mindestens zwei Faktoren müssen positiv sein, damit das Papier in den DAX investiert. Dreht der Indikator auf "Verkaufen", wird das eingesetzte Kapital in den Geldmarkt umgeschichtet. Seit 1996 hat die Strategie eine Rendite von 18 Prozent jährlich erzielt. Einfach umsetzen können Anleger den Gebert-Ansatz über ein Zertifikat der Bank of America/Merrill Lynch (ISIN: DE 000 ML0 RR6 4).
Saison-Muster
Zwei Monate Ruhepause
August und September sind für den DAX historisch gesehen die schlechtesten Monate. Exakt erklären lässt sich das nicht. Eine Theorie besagt, dass Analysten zu Jahresbeginn oft zu optimistische Gewinnschätzungen aufstellen und zu Beginn der zweiten Jahreshälfte diese Schätzungen der Realität anpassen müssen, was wiederum die Aktienkurse belastet. Ein Zertifikat der RBS (ISIN: NL 000 019 630 1) bildet den DAXplus-Seasonal-Strategy-Index ab: Es investiert in den DAX, aber nur von Oktober bis Juli. In der Ruhepause bleibt der Kurs unverändert.
Arero
Risiko breit verteilt
Wer sein Geld möglichst breit über verschiedene Anlageklassen verteilt, minimiert das Verlustrisiko, profitiert aber dennoch von steigenden Kursen. In diesem Sinne investiert der Arero "Weltfonds" (ISIN: LU 036 086 386 3), der vor allem auf börsennotierte Indexfonds setzt. 60 Prozent des Portfolios fließen in internationale Aktien, 25 Prozent in Renten, 15 Prozent in Rohstoffe. Die Kosten für den Anleger sind mit 0,45 Prozent niedrig.
Ausgewählte Hebelprodukte auf Continental
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Continental
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Julian Mezger für Finanzen Verlag, Ismagilov / Shutterstock.com
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Analysen zu Infineon AG
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18.12.2024 | Infineon Outperform | Bernstein Research | |
18.12.2024 | Infineon Buy | Jefferies & Company Inc. | |
09.12.2024 | Infineon Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
06.12.2024 | Infineon Buy | Jefferies & Company Inc. | |
05.12.2024 | Infineon Buy | Warburg Research |
Datum | Rating | Analyst | |
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18.12.2024 | Infineon Outperform | Bernstein Research | |
18.12.2024 | Infineon Buy | Jefferies & Company Inc. | |
06.12.2024 | Infineon Buy | Jefferies & Company Inc. | |
05.12.2024 | Infineon Buy | Warburg Research | |
05.12.2024 | Infineon Buy | Jefferies & Company Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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09.12.2024 | Infineon Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
18.11.2024 | Infineon Halten | DZ BANK | |
13.11.2024 | Infineon Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
12.11.2024 | Infineon Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
29.10.2024 | Infineon Neutral | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
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30.06.2023 | Infineon Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
09.06.2023 | Infineon Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
12.05.2023 | Infineon Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
05.05.2023 | Infineon Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
04.05.2023 | Infineon Underperform | Jefferies & Company Inc. |
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