Wasserinvestments

Wasseraktien: Großer Durst und sehr viel Dreck

05.11.13 18:00 Uhr

Die neuen Ölfördertechniken verbrauchen riesige Mengen an Wasser. Dadurch könnten neue Märkte für dessen Aufbereitung und effiziente Verwendung entstehen.

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von Julia Groß, Euro am Sonntag

Sechzig Milliarden US-Dollar versprach US-Präsident Barack Obama 2009 im Rahmen seines Konjunktur­pakets für Investitionen in saubere Energien und Umwelttechnik. Nicht wenige Experten rechneten damals mit einem enormen Schub für nachhaltige Technologien in den USA.

Vier Jahre später spricht die ganze Welt nur noch vom amerikanischen Gas- und Ölboom. Das Land steht kurz davor, mehr Öl zu exportieren als einzuführen. Umweltfreundlicher sind die USA dadurch nicht geworden — im Gegenteil. Durch das billige Erdgas und die neu entdeckten Schieferölressourcen sind erneuerbare Energien ins Hintertreffen geraten. Hinzu kommt: Fracking, jene Fördertechnik, die den Aufschwung erst möglich machte, ist ­alles andere als naturverträglich.

Durch die Hintertür könnte hier aber ganz ohne Fördermilliarden ein attraktiver neuer Markt für Hersteller von „sauberer“ Technologie entstehen. Denn beim Fracking werden riesige Mengen von Wasser benötigt — und verschmutzt. Die Förderunternehmen pressen mit einem Chemikaliencocktail versetztes Wasser durch die Bohrlöcher ins Gestein, um Erdgas und Erdöl herauszulösen. Der Wasserverbrauch dabei ist extrem: Pro Bohrloch beträgt er vier bis 30 Millionen Liter. Der größte Teil davon gelangt wieder an die Oberfläche und wird teilweise wiederverwendet. Das Wasser ist dann nicht nur durch die Chemi­kalien, sondern auch durch in den Gas- und Öllagerstätten enthaltenen Stoffe stark belastet.

Ohne Aufbereitung entsorgt
„Ein Riesenproblem“, bestätigt Gerhard Wagner, Leiter Nachhaltige Anlagen bei Swisscanto. Die Förderfirmen lagern das kontaminierte Wasser in offenen Becken. Diese Rückstandsteiche können lecken oder bei starken Regenfällen überlaufen. Viele Betreiber entsorgen die Flüssigkeit einfach im Untergrund, wenn sie nicht mehr wiederverwendet werden kann. Denn der Transport zu Aufbereitungsanlagen erscheint ihnen unwirtschaftlich — bereits das Frischwasser wird oft im Lkw zu den Bohrlöchern gefahren. Allein das soll fast zehn US-Cent pro Liter Wasser kosten. Eine vernünftige Wasseraufbereitung würde also die Profitabilität der Bohrungen schmälern — wenn auch wohl höchstens um wenige Prozentpunkte.

„Die Technologie für die Reinigung solcher Abwässer ist im Prinzip schon vorhanden“, erklärt Wagner. General Electric etwa hat gerade ein Verfahren speziell für Fracking-Flüssigkeiten entwickelt, mit dem das Wasser vor Ort, an der Bohrung selbst, aufbereitet werden kann. Es sei energieeffizienter, weniger risiko­trächtig und nur halb so teuer wie das bisherige Aufarbeitungsprozedere, behaupten die GE-Forscher. Aber auch die heute schon üblichen Methoden zur Klärung von Indus­trieabwässern wie Mikrofiltration, Umkehrosmose oder biologische Verfahren lassen sich bei Schiefergas- und -ölbohrungen einsetzen.

„Allerdings fehlen bislang noch klare gesetzliche Vorgaben, die diesem Markt eine Grundlage geben könnten“, so Wagner von Swisscanto. Zurzeit ist nicht einmal klar, ob einzelne Bundesstaaten oder die Regierung in Washington für entsprechende Regelungen zuständig sind.

Der Nachbar im Norden ist da schon weiter: Die Ausbeutung der kanadischen Teersande ist ebenfalls extrem wasserintensiv. Dabei spülen die Anlagenbetreiber das Öl im Tagebau mit Wasser aus dem Sand, oder sie arbeiten mit Wasserdampf, der durch Bohrlöcher ins Gestein ­gepresst wird und das Öl löst.

Die kanadische Provinzregierung von Alberta, Heimat gigantischer Teersandvorkommen, schreibt Rohstoffunternehmen vor, wie viel Wasser sie benutzen dürfen und wie viel davon recycelt werden muss. Auch die Renaturierung der riesigen Rückstandsbecken, die Förderfirmen standardmäßig 30 bis 40 Jahre lang vor sich hinrotten ­lassen, muss seit einigen Jahren ­beschleunigt werden. General Electric und Veolia verkaufen entsprechende Reinigungssysteme an Minenbetreiber, das kanadische Unternehmen Newalta bereitet beispielsweise den ­giftigen Schlamm aus den Abwasserteichen auf.

„Ausgehend vom derzeitigen Stand kann erwartet werden, dass Anlagenbetreiber bis 2030 jährlich 10,6 Milliarden Barrel Wasser nutzen. Das entspricht einem geschätzten Volumen von 2,5 Milliarden US-Dollar für den Wasseraufbereitungs- und -recyclingmarkt in der kana­dischen Ölsandindustrie“, sagt Jun­wei Hafner-Cai, Analystin im Managementteam der RobecoSAM-Sustainable-Water-Anlagestrategie. Ihrer Meinung nach ist es nicht nur im Interesse der Umwelt, sondern auch der Förderunternehmen, mehr zu recyceln. „Es ist nämlich nicht ­genug Wasser für alle Vorhaben da“, sagt Hafner-Cai.

Umweltsünden schaffen Märkte
Die Entwicklung zeigt: Für Wasserinvestments entstehen immer wieder neue Märkte. Selbst für die Umwelt negative Entwicklungen wie der Fracking-Boom, so bedauerlich sie zunächst für die Natur sein mögen, schaffen neue Ansatzpunkte für nachhaltig orientierte Anleger.

Kläranlagen für Peking
Beispiel China: Das Reich der Mitte leidet unter erheblichem Wassermangel, besonders im Norden, wo jedoch der Schwerpunkt der ­bewässerungsintensiven Landwirtschaft liegt. Hinzu kommen zahl­reiche Stahlbau- und Petrochemieanlagen. Deshalb gilt der Staat aktuell als einer der interessantesten Märkte für Unternehmen, die Wasseraufbereitung betreiben oder die Effi­zienz der Wassernutzung steigern können. „Die Regierung hat das Problem erkannt“, sagt RobecoSAM-Analystin Hafner-Cai. „Bis 2015 sollen allein im Raum Peking 47 neue Kläranlagen gebaut und über 1.000 Kilometer Abwasserleitungen verlegt werden.“

Zum Zug kommen häufig lokale Unternehmen wie China Everbright International, ein Aufbereitungsspezialist aus Hongkong. Bei Indus­trieabwässern sind aber auch oft Joint Ventures mit westlichen Konzernen gefragt.

Der Staat lässt auch Flüsse umleiten und Entsalzungsanlagen errichten. „Das Thema Wassereffizienz spielt darüber hinaus eine ganz große Rolle, sei es bei wassersparenden Bewässerungsanlagen für die Landwirtschaft oder entsprechenden Maßnahmen bei Industrie­anlagen und der Energieerzeugung“, sagt Gerhard Wagner, der unter anderem den Swisscanto-Water-Invest-Fonds verwaltet. „Da sollten sich auf Sicht von fünf bis zehn Jahren in­teressante Möglichkeiten für Investoren ergeben.“

Investor-Info

Ölsandindustrie
Bedarf steigt weiter an

Die Förderung von Öl aus kanadischem Ölsand soll sich bis zum Jahr 2025 nahezu verdoppeln. Entsprechend steigt der Wasserbedarf. Etwa 80 Prozent des Ölsands wird im Tagebau abgebaut. Dort kommen auf jeden Liter Öl drei Liter Wasser, die aktuelle ­Recyclingquote von 72 Prozent eingerechnet. 

Zertifikate
Von Ver- bis zu Entsorgern

Die Auswahl an Themenzertifikaten ist groß. Vontobels aus 20 Aktien bestehender Wasserindex schnitt zuletzt besser ab als die Wasser-Subindizes von Dow Jones und S & P. Interessant im Zusammenhang mit Aufbereitung und Entsorgung ist auch das Global-Waste-Management-Zertifikat, das in die 20 bis 50 größten Abfallwirtschaftsfirmen investiert. 









Robecosam Sust. Water
Blick nach Asien

Der französische Abwasserspezialist Veolia und American Water Works als US-Versorger könnten im Portfolio von Manager Dieter Küffer vom nordamerikanischen Energieboom profitieren. Mit 15 bis 18 Prozent ist der Anteil asiatischer Aktien vergleichsweise hoch. Interessante Beimischung. 

Swisscanto Water Invest
Effizienz ist Trumpf

Mit dem Wasseraufbereitungsspezialisten Pentair oder dem Filteranlagenhersteller Pall setzt auch ­Manager Gerhard Wagner auf Reinigung und Re­cycling von Wasser. Das größte Potenzial sieht er jedoch in Maßnahmen, die die Wassernutzung in Landwirtschaft und Industrie effizienter machen.

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10.09.2013Veolia Environnement kaufenMorgan Stanley
28.08.2013Veolia Environnement kaufenMorgan Stanley
26.08.2013Veolia Environnement haltenGoldman Sachs Group Inc.
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26.08.2013Veolia Environnement haltenGoldman Sachs Group Inc.
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