Wer auf den Crash wartet, verpasst die Hausse
Crashpropheten haben in unsicheren Zeiten Hochkonjunktur.
von Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG, Traunstein
Die höchste Anerkennung und Aufmerksamkeit genießen jene Börsengurus, die einen Börsencrash bereits richtig vorhersagen konnten. Und gerade in den zurückliegenden 15 Jahren haben sich die Warnungen mehr als einmal bewahrheitet. Was mir jedoch auffällt: Die Propheten des Untergangs haben ihre Meinung nie geändert! Sie sahen und sehen immer schwarz für die Kapitalmärkte. Wer also auf so bedeutende Experten wie Marc Faber, Felix Zulauf, Jim Rogers aber auch Roland Leuschel gehört hat, deren Börsenkommentare ich immer sehr gerne lese und schätze, der hatte wahrscheinlich nie den Mut in Aktien zu investieren.
Marc Faber prophezeite vor zwei Jahren eine Marktkorrektur bei US-Aktien von mindestens 20 Prozent. "Leider" ist der Markt nicht gefallen, sondern ohne große Rücksetzer um mehr als 30 Prozent gestiegen. Regelmäßig wiederholt Faber diese Aussagen; Anfang 2014 warnte er wieder. Dieses Mal soll der Markt um 30 Prozent einbrechen. Die Begründungen sind für den Leser immer gut nachvollziehbar. Doch dabei gehen die wirklich guten Börsenjahre an den Anlegern vorbei. Viele dieser oft selbst ernannten Börsengurus haben übrigens meist keine Verantwortung für Kundengelder.
Vermeintliche Börsengurus übernehmen keine Verantwortung
Wer langfristig Kapital anlegen will, sollte also nicht die Überschriften irgendwelcher Börsenbriefe lesen oder den Crashprognosen vertrauen, sondern sich mit nachweislich funktionierenden Strategien beschäftigen; auch wenn sie oft langweilig erscheinen. Ein schönes Beispiel ist das Norwegen-Modell. Der Government Pension Fund Global wurde 1990 gegründet und ist heute der größte Staatsfonds der Welt. Er legt die Öleinnahmen des skandinavischen Landes für zukünftige Generationen an. Stets investiert er 60 Prozent in Qualitätsaktien, 35 Prozent in Renten und Liquidität sowie fünf Prozent in Immobilien. Anlageziel ist ein reales Kapitalwachstum zu erreichen, und das geht nur mit Produktivvermögen. Das Ergebnis: Der Staatsfonds durchbrach nach neuen Daten der Zentralbank Anfang dieses Jahres die Grenze von 5 Billionen Kronen. Erstmals ist er mehr 5,11 Billionen Kronen wert, umgerechnet rund 611 Milliarden Euro. Experten erwarten, dass sich der Fonds auch künftig gut entwickeln wird. Sein Wert belief sich 2013 auf 183 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung Norwegens. Bis 2030 soll er auf 220 Prozent steigen.
Wer übrigens die Börsenbriefe der Chrashgurus genauer liest, wird feststellen, dass zum Beispiel Faber ebenfalls sehr viel von der Gleichverteilung des Geldes auf verschiedene Anlageklassen hält. Egal, was gerade an den Märkten passiert, teilt er sein Vermögen zu je einem Viertel auf Immobilien, Aktien, Anleihen und Gold auf und passt diese Mischung jährlich neu an.
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