Von der Notenbank zur Notbank
Warum eigentlich müssen Notenbanken eingreifen, wenn die Märkte nicht laufen wie sie sollen? Warum sollen Staaten Banken retten? Die Notenbanken verkommen zu Notbanken.
von Uwe Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Vermögensverwaltung Meridio AG, Köln
Erinnert sich noch jemand an die Deutsche Bundesbank? Ein Hort der Geldwertstabilität, unabhängig, verpflichtet nur dem Wohlergehen der D-Mark. Das Wort eines Bundesbankers hatte Gewicht, die Märkte reagierten darauf. Und das, weil sie wussten, dass die Bundesbank sich nicht dem kurzfristigen Spiel der Märkte unterwerfen würde. Heute ist die Bundesbank eine Abteilung der Europäischen Zentralbank – und die arbeitet anders. Statt den Märkten Rahmen zu setzen und die Geschäfts-Banken nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen, versucht sie zu flicken.
Sie ähnelt dabei der Besatzung eines Bootes, das eindringendes Wasser mit immer größeren Eimern über Bord schüttet, statt nach dem Leck zu suchen und es abzudichten. Dabei ist klar, dass es notwendig ist, erst einmal das Wasser aus dem Schiff zu schippen, damit das Boot nicht sinkt. Aber sich zufrieden zurückzulehnen und auszuruhen, wenn man der Wassermassen erst einmal Herr geworden ist, bringt nichts. Dann wäre Lecksuche angebracht.
Und hier mangelt es der EZB an Vorausschau. Sie lässt sich von den Märkten, die an jeder Ecke des Bootes den Bohrer ansetzen, vorführen. Sie reagiert nur noch, statt zu handeln. Sie schippt Wasser und stopft Löcher, statt den Banken die Bohrer abzunehmen. Sie ist von einer Notenbank zu einer Notbank abgestiegen.
Die Gefahr ist groß, dass die Bohrer am Ende gewinnen: Sie sind in der Überzahl, sie setzen immer neu an, selbst wenn einige ausfallen führen andere das Geschäft weiter. Sie haben als Masse eine gewaltige destruktive Energie. Ihnen Grenzen zu setzen, sie in die Schranken zu weisen, das wäre die eigentliche Aufgabe der EZB. Diese nimmt sie derzeit zu wenig wahr, konzentriert sich nur auf das kurzfristige Stopfen von Löchern. Ein wenig mehr Mut wäre hier hilfreich. Oder eine Rückbesinnung auf die Werte der Bundesbank.
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