Vermögensverwalter-Kolumne

Von der Banken- zur Schuldenkrise

12.03.12 09:46 Uhr

Von der Banken- zur Schuldenkrise | finanzen.net

Erst hieß die Krise „Bankenkrise“ und die Banken sollten zahlen. Jetzt heißt sie Staatsschuldenkrise und die Banken bekommen Geld.

Realistische Änderung des Blickwinkels oder nur gute Lobbyarbeit?

Von Uwe Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Vermögensverwaltung Meridio AG, Köln

Es fing mit den Immobilienkrediten in den USA an: Dort hatten die Banken so gut wie jedem, der ein Haus kaufen wollte, Kredit gegeben. Günstige Konditionen machten schicke Eigenheime für jeden erschwinglich, die Bauindustrie boomte, die Banken geben neue Kredite, der perfekte Kreislauf war geboren. Leider krachte er trotzdem zusammen. Die Folge: Lehman-Pleite, Immobilienkrise, Bankenkrise.

Opferrolle

Die Banken hätten es wissen können. Sie gaben Menschen Kredit, die nie solchen hätten bekommen dürfen. Wozu sitzen dort all die schlauen Analysten, die sich ihr Geld damit verdienen, solche Risiken und Übertreibungen zu erkennen? Und trotzdem sehen sie sich als die Opfer. Im Sinne des Opferschutzes flossen dann ja auch einige Milliarden an die Banken.

Redet heute noch jemand von der Bankenkrise? Nein, denn deren Lobby hat hier ganze Arbeit geleistet. Stattdessen heißt es jetzt Staatsschuldenkrise – obwohl sich substanziell nichts geändert hat. Denn wiederum haben die Banken Kredit gegeben, wo eigentlich kein geliehenes Geld hätte hinfließen dürfen. An die Staaten. Heute heißt es von den Banken, dass Griechenland kein Geschäftsmodell habe, dass die strukturellen Unterschiede in Europa zu groß sind, dass Griechenland und vielleicht auch einige andere Länder nie hätten in die Eurozone integriert werden dürfen.

Wer hat verdient?

Aber wer hat denn die Staatsschulden verkauft, die Anleihen aufgelegt und vertrieben? Haben nicht die Banken seit Jahrzehnten an den Staatsschulden verdient? Konnten die Banken die Entwicklung auch hier nicht kommen sehen? Aber wieder fühlen sie sich als Opfer. Und wieder werden sie mit Milliarden gepäppelt – ein paar mehr diesmal.

Sind die Banken also die Bösen, die um des Profites willen alles verkaufen und wenn es schief geht sind sie es nicht gewesen? Ja, das sind sie. Aber noch nicht einmal mit böser Absicht. Es bleibt das Gefühl, dass die Finanzwelt in einer eigenen Dimension schwebt. Bezüge zum realen Leben sind weder gewünscht noch vorgesehen. Insofern werden die Banken bald erneut Produkte anbieten, Kredite geben, von denen man später sagen wird, dass dies nie hätte passieren dürfen. Sie werden aber wieder gerettet werden, wieder mit Milliarden (oder dann Billionen?), und wieder werden sie die unschuldigen Opfer sein.

Zurückhaltung ist angebracht

Es sind nicht alle, es trifft nicht jeden und böse Absicht mag tatsächlich nicht im Spiel sein. Aber die Finanzwelt hat sich in eine Richtung entwickelt, in der die Stopfen von Problemen mit immer neuem Geld eine einfache Lösung geworden ist. Dies muss nachdenklich machen. Und es sollte jeden Anleger dazu bringen, Zurückhaltung bei den Dingen zu üben, deren Logik sich nicht sofort erschließt. Denn das System Rettungsschirm bringt langfristig keine Rendite.

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