Vermögensverwalter-Kolumne

Anleger haben Angst vor der eigenen Courage

26.04.11 16:00 Uhr

Anleger haben Angst vor der eigenen Courage | finanzen.net

Kurzfristig überwiegen die Risiken, längerfristig jedoch die Chancen.

Kolumne Dr. Alexander Seibold, geschäftsführender Gesellschafter Dr. Seibold Capital, Gmund am Tegernsee

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Anleger schwanken zwischen Angst und Gier. Dies ist die eine Konstante im Verhalten an den Börsen. Die andere ist, dass die jüngsten Ereignisse immer wesentlich stärker beachtet werden als weiter zurück liegende. Die Kombination beider Effekte könnte eine Erklärung dafür liefern, dass es an den Aktienbörsen derzeit sehr nervös zugeht.

Zum einen gibt es kurzfristige, Angst einflößende Ereignisse: Die politische Lage in Nordafrika und im Nahen Osten ist brisant, der Atom-Unfall in Japan noch immer nicht unter Kontrolle, die Schuldenkrise schwelt an vielen Enden. Vor lauter Starren auf den Schreckensnachrichten-Ticker bleibt keine Zeit, den Blick zu öffnen für langfristige Betrachtungen. Denn weltweit betrachtet ist die Wirtschaft in einem besseren Zustand als viele Anleger glauben. Daher gibt es gar keinen Grund, Angst vor der eigenen Courage zu haben.

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Ökonomen warnen vor Überhitzung, nicht Einbruch der Konjunktur

Der Internationale Währungsfonds (IWF) spricht in seinem aktuellen Ausblick von April 2011 eine Warnung aus. Allerdings ist es eine andere Warnung, als die Beobachter Europas sich das vorstellen. Der IWF warnt vor einer möglichen Überhitzung – nicht einem Einbruch – der Weltwirtschaft in den nächsten Jahren. Das Szenario der IWF-Analysten hat für 2010 ein reales, inflationsbereinigtes Wachstum der weltweiten Wirtschaftsleistung von 4,7 Prozent errechnet, und geht 2011 und 2012 von Wachstumsraten in derselben Größenordnung aus. Die Analyse wurde veröffentlicht, nachdem Japan von dem verheerenden Erdbeben heimgesucht und der Nahe Osten von Unruhen durchgeschüttelt wurde. Der Ölpreis war bei Veröffentlichung bereits auf deutlich über 100 US-Dollar gestiegen.

Man mag nun berechtigte Zweifel haben an der Prognose-Fähigkeit der IWF-Ökonomen, die schon häufig danebenlagen. Doch die Botschaft ist klar: Die Weltwirtschaft ist gut in Schwung. Und sie läuft sogar, obwohl die ganze Kraft bisher fast ausschließlich von den großen Schwellenländern Brasilien, Russland, Indien und China stammt. Die entwickelten Staaten kommen erst jetzt langsam aus der Talsohle. Selbst in den USA ist am Arbeitsmarkt ein Hoffnungsschimmer am Arbeitsmarkt zu sehen. Im März 2011 wurden mehr als 200.000 Stellen neu geschaffen, der sechste Monatszuwachs in Folge. Das ist noch keine Jubelmeldung, geht aber in die richtige Richtung.

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Positive Trends werden von aktuellen Nachrichten überlagert

Noch sehe ich keinen neuen Bullenmarkt aufziehen. Wohl gibt es aber eine Möglichkeit für folgendes Szenario: Wenn sich die zahlreichen Nebengeräusche beruhigen, dann könnten sich die positiven Langfristtrends durchsetzen. Als Beispiel wären gesunde Unternehmensbilanzen mit hohen Bargeld-Reserven zu nennen. In vielen Branchen wurden Investitionen lange zurückgehalten, die dringend durchgeführt werden müssen. Gerade in den USA besteht als Folge des herben Wirtschaftseinbruchs 2008/2009 ein regelrechter Investitions-Stau. Das wäre gleich bedeutend mit einem Konjunkturprogramm für viele Branchen. In der Vermögensanlage wird es in den kommenden Monaten mehr denn je darauf ankommen, flexibel zu bleiben. Wie lange die tagesaktuellen Nachrichten den positiven Grundtrend überlagern, ist schwer zu sagen. So lange sollten liquide, nicht mit zusätzlichen Risiken versehene Anlageziele im Vordergrund stehen.

Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.