US-Wahlkampf

Trump oder Clinton? Wer die Kurse bewegt

09.03.16 15:00 Uhr

Trump oder Clinton? Wer die Kurse bewegt | finanzen.net

Die Kandidatenkür der Parteien tritt in die entscheidende Phase ein. Jetzt geht es zunehmend um Inhalte, die Pläne der Aspiranten können Kurse bewegen.

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von Julia Groß, Euro am Sonntag

Einmal noch lieferte Donald Trump am Dienstagabend seine gewohnte Brachialrhetorik ab: Die deutsche Flüchtlings­politik sei "ein Desaster", hierzulande "drohe radikalislamischer Terrorismus". Doch dann wurde der Selfmademillionär ungewohnt sanft. Er sei ein "Versöhner", behauptete er bei seinem Statement zum Vorwahlsieg in sieben von elf US-­Bundesstaaten. Ungeachtet seiner zahllosen demagogischen Tiefschläge attestierte er sich dann selbst: "Ich werde noch zum Diplomaten."

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Der Super Tuesday mit einem Dutzend Vorwahlen zur Kür der Präsidentschaftskandidaten ist vorbei, und Hillary Clinton und Donald Trump haben deutliche Fortschritte auf dem Weg zur endgültigen Nominierung gemacht. Entschieden ist das Rennen jedoch noch nicht. "Dafür sind wir jetzt womöglich an einem Punkt, an dem die Finanzmärkte beginnen, sich für die Programme der Kandidaten zu interessieren", sagt Paul Donovan, leitender Volkswirt bei der Investmentbank UBS. Gerade angesichts der zuletzt immer häufiger aufflackernden Sorge hinsichtlich eines konjunkturellen Abschwungs in den Vereinigten Staaten könnten wirtschaftsbezogene Aussagen der Kandidaten in den kommenden Wochen und Monaten Kurse bewegen. Anleger sollten außerdem wissen, dass der Dow-Jones-Index seit über 100 Jahren in Wahljahren sehr häufig einem bestimmten Muster folgt (siehe Investor-Info).

Zwar hat sich aufseiten der Demokraten Hillary Clinton bereits recht deutlich von ihrem Konkurrenten Bernie Sanders abgesetzt, doch sie profitierte am Super Tuesday von ihrer Popularität bei den schwarzen Wählern. Diese haben in den Südstaaten, wo sieben der zwölf Super-Tuesday-Wahlen stattfanden, ein hohes Gewicht. Zieht der Wahlzirkus nach Norden weiter, könnte Clintons Vorsprung wieder schmelzen. Noch ist Trump zu schlagen Bei den Republikanern führt Trump, doch nicht uneinholbar. Noch nicht. Umfragen zufolge liegt er auch in den meisten Staaten vorn, in denen die republikanischen Wähler noch nicht abgestimmt haben. Jetzt folgen viele Wahlen, bei denen der Gewinner alle Delegierten eines Staates für den Nominierungsparteitag zugeschlagen bekommt, nicht wie bisher im Verhältnis der gewonnenen Stimmen. Weil es deshalb um größere Stimmenpakete geht, könnten die Wettbewerber Cruz oder Rubio das Ruder noch herumreißen - oder Trump könnte endgültig davonziehen.
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Was ist von diesen Kandidaten in Sachen Wirtschaftspolitik zu erwarten? Den USA geht es gut, die Arbeitslosenzahlen sind auf dem niedrigsten Stand seit 2008, die Wirtschaft wächst moderat, aber stabil. Trotzdem spüren viele Amerikaner davon wenig, das mittlere Haushaltseinkommen sinkt seit Jahren.

Überraschungen unerwünscht

Ein überzeugendes Rezept dagegen hat bisher keiner der Präsidentschafts­aspiranten vorgestellt. Am allerwenigsten Donald Trump, dessen Standpunkte - ­außer in Bezug auf Immigranten, die er ablehnt - nebulös sind. Er will das ­Steuersystem vereinfachen und die Erbschaft- und Unternehmensteuer senken. Das klingt wirtschaftsfreundlich, doch seine extrem protektionistischen Aussagen verschrecken die Finanzwelt. Hinzu kommt: Das Faktencheckportal Politifacts hat 78 Prozent von Trumps Wahlkampfaussagen als falsch entlarvt. Fazit: Trump ist der Wall Street viel zu unberechenbar.

In dieser Hinsicht ist Hillary Clinton das genaue Gegenteil - und deshalb ist ihr die Finanzszene relativ wohlgesinnt. Sie ist Teil des politischen Establish­ments, man weiß, was man von ihr erwarten kann. Sie steht zum Beispiel für eine moderate Bankenregulierung. Superreiche und Investoren müssten unter ihr aber mit höheren Steuern rechnen. Angesichts der republikanischen Mehrheit im Kongress könnte sie - ebenso wie Sanders - jedoch kaum alle Vorhaben wie gewünscht durchsetzen.
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Deutlich radikaler kommen die drei anderen Kandidaten daher. Der Demokrat Bernie Sanders fordert eine Erhöhung des Mindestlohns auf Bundes­ebene von 7,25 auf 15 Dollar. Er will Banken zerschlagen, Studiengebühren abschaffen und verspricht eine staatliche Krankenversicherung. Finanziert werden soll das durch Steuererhöhungen. Ins andere Extrem fällt der äußerst konservative Republikaner Ted Cruz, der mehrere Ministerien und die Steuerbehörde abschaffen möchte. Cruz liebäugelt mit dem Goldstandard und einem Einheitssteuersatz von zehn Prozent.

Marco Rubio gilt als parteiinterner Wunschkandidat der führenden Republikaner in Washington. Er hat bereits ­einen detailreichen Vorschlag zur Vereinfachung des Steuersystems vorgelegt. Dabei sollen von sieben nur noch zwei Steuersätze, nämlich 15 und 35 Prozent, übrig bleiben, Abschreibungen größtenteils wegfallen. Obamas Krankenversicherungsreform will er ebenso kassieren wie den Nuklearvertrag mit dem Iran und die Annäherung an Kuba.

Während das US-Anlegermagazin "Barron’s" bereits davon spricht, dass Trump und Sanders die Börsen zerstören, warnt der renommierte Kolumnist Barry Ritholtz davor, der Politik zu viel Einfluss auf die Märkte zuzusprechen. Ob er recht hat, könnte sich schon am 15. März zeigen, wenn in weiteren fünf Bundesstaaten abgestimmt wird.

Investor-Info

US-Präsidentschaftszyklus
Prognose: Sommerrally

Anleger sollten ihre Investmententscheidungen sicherlich nicht ausschließlich an his­torischen saisonalen Zyklen ausrichten. Es ­schadet aber nicht zu wissen, dass der Dow-­Jones-Index seit über 100 Jahren erstaunlich oft ein Tief im zweiten Quartal eines Wahl­jahres ausbildet. Typischerweise folgt eine Sommerrally, die bis zum Jahresende anhält.

Im Chart sind der Übersicht halber nur drei Wahljahre dargestellt (1988, 1996, 2012), in denen der Index dem Muster recht gut folgte. Wer im zweiten Halbjahr auf steigende Kurse setzen möchte, kann zum Beispiel in den ­iShares-ETF auf den Dow-Jones-Index (ISIN: DE 000 628 939 0) investieren. Als guter Tipp für ein Wahljahr gilt außerdem die Aktie des Fernsehsenders CBS (ISIN: US 124 857 202 6). Das Unternehmen sollte von höheren Einschaltquoten und Wahlwerbespots profitieren und ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von zwölf moderat bewertet. Der Aktienkurs hat seit Jahresbeginn um 7,5 Prozent zugelegt.

Bildquellen: spirit of america / Shutterstock.com, INDRANIL MUKHERJEE/AFP/Getty Images

Nachrichten zu CBS Corp.

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Analysen zu CBS Corp.

DatumRatingAnalyst
13.08.2019CBS OutperformImperial Capital
30.05.2019CBS OutperformWolfe Research
19.02.2019CBS OutperformImperial Capital
05.11.2018CBS OutperformImperial Capital
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26.09.2018CBS BuyB. Riley FBR
DatumRatingAnalyst
09.01.2018CBS HoldPivotal Research Group
16.02.2017CBS HoldPivotal Research Group
12.01.2017CBS HoldPivotal Research Group
16.03.2016CBS NeutralUBS AG
04.11.2015CBS NeutralUBS AG
DatumRatingAnalyst
15.07.2016CBS SellUBS AG
13.08.2009CBS sellCaris & Company, Inc.
31.03.2009CBS sellUBS AG

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