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S&P sieht vier Kernrisiken für globale Banken

20.01.15 12:38 Uhr

S&P sieht vier Kernrisiken für globale Banken | finanzen.net

Die globale Bankenlandschaft wird sich im Jahr 2015 mit vier Kernrisiken auseinandersetzen müssen.

Nach Meinung von Standard & Poor‘s Ratings Services sind das:

1. Die rückläufige Unterstützung seitens der Regierungen in einigen Regionen

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2. Die schwache Konjunktur

3. Anstehende Regulierungsaspekte im Finanzsektor

4. Anhaltende geopolitische Spannungen

Viele Regierungen - vor allem in den reiferen Volkswirtschaften - haben nach der globalen Finanzkrise die Absicht erklärt, ihre Unterstützung für vorrangige Gläubiger von Banken zu reduzieren. Aus Sicht von Standard & Poor’s wird dies wesentliche Veränderungen für die gerateten Banken weltweit nach sich ziehen.

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USA und Europa an der Spitze der Reformwelle

Die USA und Europa stehen weltweit an der Spitze der Reformwelle: die USA haben bereits 2010 den Dodd-Frank-Act verabschiedet und seitdem die Bildung eines Rahmenwerks für die Abwicklung von global systemrelevanten Banken durch die Regulierungsbehörden vorangetrieben. Die EU hat ihrerseits die Richtlinie zur Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten beschlossen, die bereits in einzelnen Ländern - darunter Deutschland - seit Jahresanfang 2015 in Kraft getreten ist. Im Gegensatz dazu werden viele Länder im Asien-Pazifik-Raum nicht diesen Weg beschreiten, obwohl einige von ihnen erste vorsichtige Schritte in Richtung eines eigenen Abwicklungsmechanismus gehen.

Europa: Weniger Unterstützung für systemrelevante Banken

Außer in den USA bietet die Wirtschaft in den meisten Regionen wenig Unterstützung für Banken. Dies zeigt sich vor allem in der Eurozone, wo die wirtschaftliche Erholung wieder ins Stocken geraten ist und wir 2015 von einem BIP-Wachstum von einem mageren Prozent ausgehen. Aus Sicht von Standard & Poor‘s könnte die Reduzierung der staatlichen Unterstützung bei einigen systemrelevanten Banken zu Rating-Herabstufungen führen. Jedoch ist es auch möglich, dass die zusätzlich geschaffenen Puffer, die einige Banken aufgebaut haben und weiterhin aufbauen werden, diesen Druck etwas abmildern könnten. Es wurden bereits bedeutende Fortschritte bei der Verschärfung von regulatorischen Anforderungen an Banken erzielt, um das Risiko und die Auswirkungen künftiger Finanzkrisen zu verringern. Andere wichtige Elemente sind noch in Arbeit. In Europa wird beispielsweise noch an Vorschriften über die rechtliche Trennung von Geschäftsaktivitäten gefeilt, die eine Abwicklung erleichtern sollen. Die Details dieser Regeln könnten aus Sicht von Standard & Poor‘s langfristige Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle der Banken haben, insbesondere bei komplexen internationalen Bankgruppen.

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Geopolitische Spannungen sorgen weiterhin für Risiken

In einigen Teilen der Welt treten aufgrund geopolitischer Spannungen Risiken zutage, die Banken sowohl direkt als auch indirekt betreffen. Während S&P davon ausgeht, dass die geopolitischen Spannungen in der Ukraine und in Russland nur begrenzte Auswirkungen auf die russischen Banken haben werden, könnte mittelfristig das Vertrauen der Anleger in den Sektor als Ganzes abnehmen, das Potenzial weiterer Kapitalflucht und schwächeren Wirtschaftswachstums zunehmen.

Von Louise Lundberg, Senior Director, Standard & Poor’s Ratings Services London

Hier kommentieren jede Woche Analysten von Standard & Poor’s Credit Ratings Services (S&P) die Entwicklungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten - und welche Herausforderungen sich daraus für Wachstum und Stabilität ergeben. S&P ist seit 30 Jahren mit inzwischen neun Standorten in Europa vertreten, im Frankfurter Büro arbeiten 120 Mitarbeiter aus 19 Ländern. Mehr Infos unter www.spratings.de



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