Mögliche Auswirkungen der BRRD-Richtlinie auf Kreditwürdigkeit der Banken
Bis Ende 2014 müssen die Mitgliedsstaaten der EU die neue Richtlinie zur Sanierung und Abwicklung von Banken (BRRD) in nationales Recht umgesetzt haben.
Dabei planen Deutschland, Österreich und Großbritannien im Gegensatz zu anderen Mitgliedsstaaten, die Regelungen zur Gläubigerbeteiligung ("Bail-In", Haftungskaskade) bereits ab dem 1. Januar 2015 in Kraft zu setzen. Daher wird Standard & Poor’s Ratings Services voraussichtlich bereits im Januar 2015 die möglichen Auswirkungen auf die Bankenratings in diesen Staaten überprüfen.
Die geplante Gläubigerbeteiligung trägt aus unserer Sicht zwar wesentlich dazu bei, dass die Möglichkeiten europäischer Regierungen, Gläubiger notleidender Banken zu schützen, beschränkt werden. Jedoch wird die Umsetzung der "Bail-In"-Regelungen nicht der einzige Auslöser für mögliche Ratingveränderungen sein. Darüber hinaus wird es gegebenenfalls notwendig sein, weitere Reformen für einen effektiven Abwicklungsrahmen und eine verringerte implizite staatliche Unterstützung zu entwickeln. Die Intentionen der Politiker sind in diesem Zusammenhang ebenfalls wichtig. Derzeit erhöht die Aussicht auf mögliche staatliche Unterstützung der Bankengläubiger unsere Ratings systemisch wichtiger Banken um bis zu zwei Stufen.
Zwei mögliche Szenarien für Bankenratings
Unsere Kreditanalysten erwarten für Banken, deren Ratings die Erwartung einer staatlichen Unterstützung durch die Regierungen Deutschlands, Österreichs, oder des Vereinigten Königreiches beinhalten, dass unsere Überprüfung der Ratings im Januar 2015 zu einem von zwei möglichen Ergebnissen führen könnte:
• Sollten wir zu der Überzeugung kommen, dass durch die neue Gesetzgebung eine außergewöhnliche staatliche Unterstützung von Banken bereits in naher Zukunft weniger vorhersehbar wird, aber wichtige Sachverhalte nach wie vor ungeklärt sind, würde dies dazu führen, dass wir betreffende Ratings zunächst auf CreditWatch mit negativen Auswirkungen stellen würden mit dem Ziel, sie nach drei Monaten wieder herunterzunehmen.
• Sollten wir jedoch der Meinung sein, dass diese ungeklärten Sachverhalte hinsichtlich der Vorhersehbarkeit staatlicher Unterstützung nicht vor Ende 2015 geklärt werden, würden wir zunächst die Ratings und Ausblicke nicht verändern.
Überprüfung der Ratings bisher nicht betroffener Banken erst Ende 2015 geplant
Für Banken mit Hauptsitz in einem EU Mitgliedsstaat, der die neuen "Bail-In"-Regelungen der BRRD-Richtlinie erst bis Januar 2016 in nationales Recht umgesetzt haben wird, werden wir voraussichtlich erst gegen Ende des nächsten Jahres die möglichen Ratingimplikationen dieser Regeln überprüfen.
Von Stefan Best, Managing Director, Standard & Poor’s Ratings Services Frankfurt
Hier kommentieren jede Woche Analysten von Standard & Poor’s Credit Ratings Services (S&P) die Entwicklungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten - und welche Herausforderungen sich daraus für Wachstum und Stabilität ergeben. S&P ist seit 30 Jahren mit inzwischen neun Standorten in Europa vertreten, im Frankfurter Büro arbeiten 120 Mitarbeiter aus 19 Ländern. Mehr Infos unter www.spratings.de
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.