Klimawandel: Naturkatastrophen wirken sich auf Ratings aus

Die negativen Folgen des Klimawandels wird auch die Wirtschaft zunehmend spüren.
Häufiger auftre-tende und extremere klimatische Ereignisse und Naturkatastrophen könnten sich künftig stärker als bisher auf die Kreditqualität von Unternehmen auswirken.
Zu diesem Ergebnis kommt der erst kürzlich von Standard & Poor’s Ratings Services veröffentlichte Bericht "Climate Change Will Likely Test The Resilience Of Corporates‘ Creditworthiness To Natural Catastrophes".
Bisherige Maßnahmen greifen zu kurz
Die von Standard & Poor’s gerateten Unternehmen begegnen den Auswirkungen von Naturkatastro-phen bislang durch eine Kombination von Maßnahmen in den Bereichen Liquiditätsmanagement, Ver-sicherungsschutz und Katastrophen-Risikomanagement. Zusätzlich sollen eigens zugeschnittene Maß-nahmen auf die Folgen von Ereignissen reagieren. Es steht allerdings zu befürchten, dass dieser Maß-nahmenkatalog mit der Zeit an Wirkung verlieren könnte.
Auswirkungen von Naturkatastrophen auf Ratings
Sind Unternehmen von Naturkatastrophen betroffen, ist häufig mit Verlusten an Eigentum zu rechnen. Auch führen diese Ereignisse oftmals zu Unterbrechungen im Markt und bei der Produktion. Bis-lang waren sie jedoch nur selten Auslöser negativer Ratingmaßnahmen. Seit 2005 war bei nur etwa 60 der insgesamt 6300 von Standard & Poor’s durchgeführten Ratingmaßnahmen ein Zusammenhang zwischen Naturkatastrophen und Herabstufungen und Ausblicksänderungen festzustellen. Dies könn-te sich in Zukunft ändern.
Lieferketten besonders betroffen
Künftig könnten die Auswirkungen des Klimawandels zu stärkeren und häufigeren Naturkatastrophen wie tropischen Stürmen, Hochwasser, Dürren und Erdbeben führen. Abhängig davon, wie stark Un-ternehmen in entsprechend risikobehafteten Gegenden engagiert sind und angesichts immer kom-plexeren, weltweit vernetzten Lieferketten werden die Auswirkungen von Katastrophen noch ver-schärft. Auch steigt durch die zunehmend miteinander verwobene Weltwirtschaft die Wahrscheinlich-keit, dass eine zunächst lokal begrenzte Katastrophe ein wichtiges Bindeglied in den Lieferketten der globalen Wirtschaft trifft und dadurch weltweite sowie dauerhafte Auswirkungen zeigt. Die Folgen von Naturkatastrophen könnten daher verstärkt die Herabstufung oder Ausblicksänderung eines Un-ternehmens oder einer Industrie nach sich ziehen.
Von Michael Wilkins, Managing Director und Primary Analyst für Infrastructure & Project Finance bei Standard & Poor’s Ratings Services in London
Hier kommentieren jede Woche Analysten von Standard & Poor’s Credit Ratings Services (S&P) die Entwicklungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten - und welche Herausforderungen sich daraus für Wachstum und Stabilität ergeben. S&P ist seit 30 Jahren mit inzwischen neun Standorten in Europa vertreten, im Frankfurter Büro arbeiten 120 Mitarbeiter aus 19 Ländern. Mehr Infos unter www.spratings.de
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