Investitionen in die Netzinfrastruktur - ein wichtiger Bestandteil der Energiewende
Deutschland ist der größte Energiemarkt Europas.
Von Tuomas Ekholm, Director Corporate Ratings bei Standard & Poor’s Ratings Services Frankfurt
Durch die Integration der europäischen Märkte sind auch unsere Nachbarländer von unserem Systemumbau betroffen. Doch ist die Energiewende in Deutschland ein Erfolgsmodell für andere Länder? Wie so oft muss man sagen: Es kommt auf den Blickwinkel an. Der Ausbau der erneuerbaren Energien entwickelt sich nach Plan. Die Volumenziele für 2020 kommen gut voran, vor allem durch den Ausbau von Solar- und Windenergie: Der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix in Deutschland betrug Ende 2013 24 Prozent, ihr Anteil am Gesamt¬energiemix 13 Prozent, Tendenz steigend.
Herausforderung Netzausbau
Der Ausbau der Netzinfrastruktur bei der Umstellung von einem zentralen zu einem dezentralen Versorgungssystem stellt jedoch eine besondere Herausforderung für das Gelingen der Energiewende und das Erreichen der Klimaziele insgesamt dar. Für diesen Ausbau werden Investitionen auch von privaten Kapitalgebern dringend benötigt. Um privates Kapital für den Ausbau der Energieinfrastruktur zu gewinnen, müssen ein entsprechendes regulatorisches Umfeld und stabile Rahmenbedingungen für gute Planbarkeit über mehrere Jahre und eine angemessene, risikogewichtete Kapitalrendite vorhanden sein.
Regulierung positiv für das Rating
Betrieb, Ausbau und Instandhaltung der Netzinfrastruktur sowie Netzentgelte werden in Deutschland streng überwacht; die Aktivitäten bezüglich der Übertragung und Verteilung der Energie liegen in der Zuständigkeit der Bundesnetzagentur. In Deutschland sowie in den meisten nordwest-europäischen Ländern sehen wir diese Regulierung als positiv für unsere Risikoeinschätzung des Geschäfts und damit auch für das Rating, da sie sich durch Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Stabilität auszeichnet. Vor allem Energienetze in Deutschland weisen entsprechend eine hohe Ertrag- und Cashflow-Stabilität auf.
Investitionen in die Netzinfrastruktur
So tätigen Investoren mit einem langen Anlagehorizont - z.B. Versicherungsunternehmen - Investitionen in die Netzinfrastruktur sowie in die erneuerbaren Energien mit langfristig garantierten Vergütungsstrukturen. Diese Investorengruppe ist zunehmend im gesamten Infrastruktursegment als Eigenkapital- sowie Fremdkapitalgeber engagiert.
Dies ist als positives Zeichen zu werten. Denn ein Erfolgsmodell auch für andere Länder kann die Energiewende nur werden, wenn auch künftig ausreichende und angemessene Kapazitäten für die Stromerzeugung und -verteilung zur Verfügung stehen. Dies wiederum ist nur dann möglich, wenn die Rahmenbedingungen die nötigen Investitionen langfristig ermöglichen.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.