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Die Energiewende - ein Projekt mit hohen Kosten

26.08.14 12:42 Uhr

Die Energiewende - ein Projekt mit hohen Kosten | finanzen.net

Die Energiewende ist nichts weniger als der Komplettumbau der deutschen Stromversorgung.

Vor allem die im Vergleich mit der konventionellen Erzeugung eher kleinteilige Erzeugung von Wind- und Solarstrom führt zu einer Umstellung von einem zentralen zu einem dezentralen Versorgungssystem. Entsprechend sind mit einem solchen Mammutprojekt sehr hohe Kosten verbunden, die sogar die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft beeinträchtigen könnten.

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Die Kosten der Förderung der erneuerbaren Energien

Die Regelungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) fördern den Ausbau der Erzeugung der erneuerbaren Energien, verursachen aber gleichzeitig hohe Kosten für die Konsumenten. Der Erzeugerpreis für die erneuerbaren Energien ist durch Langfristverträge festgelegt. Dabei ist ein bestimmter Preis - unabhängig vom Erzeugungsvolumen - für den erzeugten Strom über einen bestimmten Zeitraum garantiert. Gemäß EEG muss der aus erneuerbaren Energien erzeugte Strom vollständig und mit Vorrang in das Netz eingespeist werden. Die Netzbetreiber haben also die Verpflichtung, den Strom von den Produzenten zu den festgelegten Preisen einzukaufen. Das bedeutet, dass es für Wind- oder Solarstrom keinen variablen Preis und damit kein Preisrisiko gibt. Stattdessen trägt der Erzeuger das Volumenrisiko.

Der vertraglich festgelegte Preis ist derzeit im Durchschnitt deutlich höher als der variable Börsenpreis für den konventionell erzeugten Strom. Die Preisdifferenz wird den Konsumenten in Form der EEG-Umlage in Rechnung gestellt; andernfalls würde ein Systemdefizit zu Lasten der Anbieter entstehen.

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So ist der Strom durch den Ausbau der erneuerbaren Energien vergleichsweise deutlich teurer geworden. Dazu haben die direkten Subventionen für die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien den Preisbildungsmechanismus in den Gro߬handelsmärkten weitgehend ausge¬schaltet, der damit keine Investitions¬impulse mehr liefert.

Zukünftige Kostenkontrolle?

Hohe Energiekosten sind im relativen Vergleich ein Nachteil für die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit. Deshalb sind die Maßnahmen zur Kostenkontrolle sowohl von Unternehmensseite als auch im Sinne einer vorausschauenden Politik wesentliche Voraussetzungen für den Erfolg der Energiewende. Die kürzlich in Kraft getretene Novelle des EEG-Gesetzes soll eine schrittweise Abkehr von den garantierten Zahlungen für die Produzenten einleiten, und die Betreiber der Großanlagen zur Vermarktung des Stroms verpflichten. Wir erwarten zudem, dass durch Kosten¬effizienz, Skaleneffekte und nicht zuletzt den technologischen Fortschritt die Kosten für die mit erneuerbarer Energie erzeugte Megawattstunde reduziert werden können.

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Dennoch: Sollte der Kostenanstieg nicht gedämpft werden, sehen wir den Erfolg der Energiewende in Frage gestellt.

Von Tuomas Ekholm, Director Corporate Ratings bei Standard & Poor’s Ratings Services Frankfurt



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