Prof. Otte-Kolumne Max Otte

Beantwortung eines Leserbriefes

14.06.10 09:50 Uhr

Beantwortung eines Leserbriefes | finanzen.net

Lieber Herr Prof. Otte, ...

Werte in diesem Artikel
Aktien

120,75 EUR -0,95 EUR -0,78%

165,40 CHF -3,60 CHF -2,13%

75,96 CHF -0,56 CHF -0,73%

91,56 CHF 0,57 CHF 0,63%

265,80 CHF 1,40 CHF 0,53%

Indizes

19.146,2 PKT 141,4 PKT 0,74%

493,5 PKT 2,1 PKT 0,42%

7.466,2 PKT -56,8 PKT -0,75%

11.591,6 PKT 52,0 PKT 0,45%

15.423,0 PKT 49,7 PKT 0,32%

4.265,7 PKT 19,1 PKT 0,45%

... ich bin seit bald einem Jahr zufriedener Privatkunde. Ihre Mitteilungen lese ich regelmäßig mit großem Interesse.

Erlauben Sie mir bitte, dennoch einige kritische Fragen zu stellen:

Als Schweizer Kunde beunruhigt mich der hohe Anteil Aktien in Euro. Dies vor allem vor dem Hintergrund der hohen Staatsverschuldung und der unterschiedlichen Leistungsbilanzen der EU Staaten. Wenn der Euro zum CHF weiter verliert, wird die Performance neutrali-siert.

Wenn die EZB Inflation fördern würde. Was würde dies für europäische Aktien bedeuten und was für das EUR/CHF Verhältnis?

Wenn einzelne Länder aus dem EUR austreten würden (Beispiel Italien), was passierte dann mit Aktien wie ENI? Korrigieren diese dann nicht massiv?

In letzten „Privatinvestor“ schreiben Sie, dass man mit den dort vorgeschlagenen Titeln sowohl bei einer Inflation wie auch bei einer Deflation einigermaßen ungeschoren davon kommen sollte. Das „einigermaßen“ kann ich nicht einordnen. Deutet die Aussage an, dass man ohne Aktien besser davon kommt?

Angesichts bankrotter Staaten wird längerfristig wohl Inflation, wenn nicht gar Währungsreformen auf uns zukommen. Billiges Geld führt auch zu Vermögenswertinflation.

- Werden deshalb nicht auch Aktien stark korrigieren?

- Sollte ich die Aktienquote reduzieren?

- Zudem eher Schweizer Titel übergewichten?

- Wäre es für einen Schweizer Investor nicht sinnvoll, vorerst einen hohen Cashbestand in CHF zu halten?

Gold halte ich bereits analog Ihren Empfehlungen.

Mit den besten Grüssen und Dank für Ihre kompetente Beratung.

Peter R.

Lieber Herr R.,

vielen Dank für Ihre Zuschrift. Ihre Fragen bewegen sicher viele Leser, daher möchte ich sie an dieser Stelle beantworten.

Sie schreiben, dass Sie als Schweizer der hohe Anteil der Aktien in Euro beunruhigt. Hier unterliegen Sie derselben optischen Täuschung wie viele Privatanleger: Aus Investmentgesichtspunkten ist es völlig unerheblich, in welcher Währung Aktien notiert werden, denn die WähWährung hat auf den Wert der Aktie fast keinen Einfluss. Maßgeblich ist, wo das Unternehmen seine Geschäfte tätigt. Mit Fuchs Petrolub (WKN: 579040) und Nestlé (WKN: A0Q4DC) investieren Sie zum Beispiel in die Weltwirtschaft, mit Rhön-Klinikum (WKN: 704230) oder Praktiker (WKN: A0F6MD) in Deutschland oder Mitteleuropa.

Da gibt es eher eine politisches und rechtliches Risiko, zum Beispiel, wenn Sie in China investieren, obwohl die Währung sehr stark sein dürfte.

Anleger machen im Gegenteil meistens den Fehler des sogenannten „home bias“, dass sie also das Heimatland stark übergewichten. Oft sind 70 bis 80 Prozent der Depots mit Aktien aus dem eigenen Land bestückt – auch zum Beispiel in Neuseeland. Natürlich hat aber die Schweiz viele hervorragende Unternehmen, so dass gerade Sie, als Schweizer, das Heimatland übergewichten können.

Wenn der Euro zum CHF (und anderen Währungen) weiter verliert, wird auch nicht die Performance europäischer Aktien automatisch neutralisiert. Diese Unternehmen – wenn sie global tätig sind – machen dann ja höhere Gewinne (in Euro), was sich positiv auf den Kurs auswirken sollte.

Es beunruhigt Sie, dass ich schreibe, dass man mit Nestlé (WKN: A0Q4DC) oder Beiers-dorf (WKN: 520000) „bei Inflation und Deflation einigermaßen über die Runden kommen“ kann. Sie wollen es genau wissen. Leider ist die Zukunft (fast) immer ungewiss. Das macht viele Menschen nervös. Sie können nicht damit umgehen und versuchen, über ein „System“ und „Prognosen“ die Zukunft dennoch zu erkunden. Das geht meistens in die Hose. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie Ihr Geld in realem Wert erhalten werden – und zudem eine Chance auf eine gute Rendite haben – wenn Sie die oben genannten Aktien halten und fünf bis acht Jahre Zeit mitbringen. Genauer kann ich es Ihnen nicht sagen.

Aktien kauft man, wenn sie billig sind (und ein sicheres Geschäftsmodell haben). Die regionale Streuung richtet sich danach, was man kennt und wo es billig ist. Viele Aktien sind billig, insbesondere in Europa. Aber auch die Klassiker wie Coca Cola (WKN: 850663) sind nicht zu teuer.

Als Schweizer Investor können Sie sicher Schweizer Aktien übergewichten. Ich kann mir bis zu 30 oder 40 Prozent vorstellen, zum Beispiel Nestlé (WKN: A0Q4DC), Novartis (WKN: 904278), Roche (WKN: 851311), Jungfraubahnen (WKN: A0CACJ).

Cash würde ich persönlich nicht allzuviel halten, dann lieber Gold. Ich finde, dass Cash inflationsbedroht ist. Sicher kann eine Zwischenkorrektur bei den Aktien kommen, wenn die Schuldenkrise der Staaten kommt. Wir wissen es nicht. Genauso gut können die Akti-en aber ihren Wert halten und das Geld auf einmal nichts mehr wert sein. Da vertraue ich lieber Nestlé, Coca-Cola oder Beiersdorf, als unseren Staaten.

Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Geschäftsführender Gesellschafter der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH. Ziel des Instituts ist die Aktienanalyse und die Entwicklung von Aktienstrategien für Privatanleger.Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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20.11.2024Nestlé NeutralJP Morgan Chase & Co.
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19.11.2024Nestlé OutperformRBC Capital Markets
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19.11.2024Nestlé OutperformRBC Capital Markets
19.11.2024Nestlé OutperformRBC Capital Markets
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21.11.2024Nestlé HoldDeutsche Bank AG
20.11.2024Nestlé NeutralJP Morgan Chase & Co.
20.11.2024Nestlé NeutralUBS AG
19.11.2024Nestlé HoldJefferies & Company Inc.
19.11.2024Nestlé NeutralJP Morgan Chase & Co.
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