Fed-Politik - im Hamsterrad gefangen!

Die US-Wirtschaft liefert weiterhin solide Zahlen, doch haben sich Markterwartungen im Hinblick auf eine erste Zinsanhebung der Fed nun bereits auf Ende 2015 verschoben.
Auch die Verzinsung zehnjähriger US-Staatsanleihen hat sich zwar von ihrem Tief leicht erholt, doch mit ca. 2,3 % liegt die Rendite auch weiterhin deutlich unterhalb des Niveaus, welches sie hatte, als der frühere Fed-Präsident Bernanke 2013 die Beendigung des Aufkaufprogramms ins Spiel brachte. Immer weniger Marktteilnehmer scheinen daran zu glauben, dass die Fed die Zügel selbst bei guter Konjunkturlage nachhaltig anziehen wird. Der Gedanke einer Normalisierung - also eine möglichst neutrale Geldpolitik - rückt somit in immer weitere Ferne.
Die Fed weigert sich weiterhin, trotz guter Konjunkturdaten, sich eindeutig zur geldpolitischen Wende zu bekennen. Sie betont stattdessen, dass die Zinsen noch für lange Zeit niedrig bleiben werden, auch wenn sie zwischendurch steigen sollten. Es scheint fast so, als ob die Fed Gründe sucht, die Zinsen nicht anzuheben. Dabei könnte auch ein aufwertender US-Dollar helfen. Zwar ist die US-Wirtschaft relativ geschlossen, allerdings wird der US-Dollar zunehmend zum Gesprächsthema, wie das Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung zeigt - und das, obwohl preisbereinigt noch von keiner signifikanten Aufwertung die Rede sein kann.
Ist die US-Konjunktur tatsächlich nicht ausreichend robust, um stetige Zinsanhebungen auf ein Normalniveau zu verkraften? Das aktuelle Niveau der Langfristzinsen lässt darauf schließen. Denn trotz der Aussage der Fed die Zinsen niedrig halten zu wollen, ist es letztendlich auch eine Frage der Inflationsentwicklung, die die langfristige Rendite beeinflusst. Deshalb sehen die Finanzmärkte kaum eine Gefahr eskalierender Inflation und somit schnell ansteigender Zinsen. Diese Einschätzung scheint auch die Fed zu teilen, wie aus dem Protokoll ihrer jüngsten Sitzung zu erkennen ist. Zudem sorgt sich die Fed trotz aktuell guter Konjunkturdaten um die Stärke der wirtschaftlichen Erholung, was die negative Einschätzung der Zinsmärkte bestätigt. Es scheint, als ob jegliches Wirtschaftswachstum unter dem Wachstumspotenzial, das aktuell bei um die 2,5 % liegen dürfte, eine expansive Geldpolitik benötigt. Konjunkturelle Abkühlungen sind durch die Notenbank zu beheben, das ist offenbar die Philosophie der Fed.
Was unter Alan Greenspan angefangen hat, wird von der Fed seit der Finanzkrise ad absurdum geführt: Die Tendenz der immer weiter fallenden bzw. niedrigen Zinsen. Auch Greenspan hatte die Zinsen nach Rezessionen immer eher unwillig und damit spät angehoben. Die Inflation mag zwar seither nicht angestiegen sein, dafür aber die Anzahl der weltweiten Finanzkrisen. Die globale Finanzkrise von 2008 wird oftmals auf die Deregulierung der Finanzmärkte zurückgeführt. Allerdings haben die Notenbanken das Monopol der Geldschöpfung, und die deutliche Geldmengenausweitung seit Greenspan hat eine entscheidende Voraussetzung für Krisen geschaffen. In anderen Ländern und insbesondere in den Schwellenländern hätte eine deutliche Geldmengenausweitung zu Inflation und einer Abwertung der Währung geführt. Im Fall der USA mit dem US-Dollar als Reservewährung und ihrem anhaltenden Leistungsbilanzdefizit werden Probleme bzw. Krisen exportiert. So häufen sich US-Dollar auf den Finanzkonten von weltweiten Fonds und Notenbanken, anstatt einen lokalen Vertrauensverlust und damit Inflation zu bewirken.
Warum ist die US-Notenbankpolitik von Interesse? Zum einen, weil die deutschen Langfristzinsen von den US-Zinsen beeinflusst werden. Zum anderen, weil es der EZB schwerfällt, den Euro durch eine Bilanzausweitung zu schwächen, wenn die Fed ebenfalls weiterhin eine außerordentlich expansive Geldpolitik betreibt. In Zeiten von Nullzinsen, genereller Bilanzausweitung und Vereinheitlichung der Notenbankpolitik sind deutliche Wechselkurskorrekturen in den Industrieländern unwahrscheinlich; in Schwellenländern sind sie aufgrund der US-Dollar-Geldmenge und internationaler Kapitalbewegungen allerdings umso wahrscheinlicher, wie sich Mitte 2013 zeigte.
Zwar wird immer wieder betont, dass überschüssige Liquidität abgeschöpft werden kann. Allerdings hat sich die Bereitschaft, dies wirklich zu tun, bisher als relativ gering erwiesen, was aktuell auch die Fed bestätigt. Volkswirte prophezeien schon lange, dass eine Politik der exzessiven Geldmengenausweitung, wie sie die Fed betreibt, zu Inflation und finanziellen Krisen führen muss. Zumindest Letzteres hat sich bewahrheitet. Entsprechend hat die expansive Geldpolitik der Fed zwar kurzfristig der Weltwirtschaft den Eindruck von Stabilität vermittelt, doch sind die Kosten der Fed-Politik bis dato nur schwer einzuschätzen. Wenn allerdings vorherige Krisen als Maßstab herangezogen werden, könnte der Weltwirtschaft noch einiges bevorstehen.
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