Die Hausse nährt die Hausse
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Seit Monaten das gleiche Spiel. Der Aktienmarkt prescht nach oben. Die allseits beschworene Korrektur lässt sich einfach nicht blicken.
Es ist wie verhext. Oder einfach nur der ganz normale Börsenwahnsinn, wo der berühmte gesunde Menschenverstand nicht weiterhilft.
Angebot und Nachfrage bestimmen die Kurse. Das sind wir. Handeln wir Menschen rational wie es die klassische Portfoliotheorie formuliert? Wohl kaum. Als Einzelner schon eher, aber in der Masse? Der Herdentrieb existiert nicht nur an der Börse. Wenn Feuer ausbricht, weiss jeder im Kino, dass nur bei einer besonnenen Räumung viele gerettet werden können. Kaum schreit jemand „Feuer“, bricht Panik aus und alle verstopfen den engen Ausgang.
Das Verhalten lässt sich auf die Börse übertragen. Irgendwann lodert das Feuer und jemand schreit ganz laut: Hausse! Die letzten Skeptiker werfen ihr Handtuch beiseite und kaufen Aktien, als gäbe es morgen keine mehr. Noch sind sich die Experten uneins. Ein gutes Zeichen. Gefährlich wird es erst, wenn alle einer Meinung sind. Davon sind wir weit entfernt.
Nicht wenige Experten warnen vor einer Überhitzung der Märkte. Die Skepsis bietet einen fruchtbaren Boden für die Kursparty. Auf Dauer reicht das natürlich nicht aus. Die Gewinnentwicklung der Unternehmen muss langfristig den Anstieg untermauern. Vergessen Sie nicht, dass das Börsenspektakel zu einem großen Teil aus Psychologie besteht. Schon ein einfacher Blick auf den Chart offenbart das: Beide DAX-Charts unterscheiden sich nur durch die zeitliche Perspektive. Die erste Grafik zeigt den Dax seit März diesen Jahres, die zweite seit Sommer 2007.
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Ist es nicht so, dass man beim Blick auf den ersten Chart den Eindruck gewinnt, der Markt sei „teuer“? Beim Blick auf den langfristigen Chart relativiert sich der Eindruck.
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Wenn die Märkte lange genug steigen, gewinnt die Psychologie Oberhand. Selbst die Zweifler werden mutiger. Das sind die Käufer von morgen. Die Hausse nährt die Hausse. Ein beständiger Anstieg erweckt Sicherheit. Die Baisse ist vergessen und die letzten Monate werden gedanklich fortgeschrieben. The trend is your friend. Natürlich, aber man darf nicht so lange warten, bis buchstäblich jeder von einer „ausgemachten Hausse“ überzeugt ist. Irgendwann bricht jeder Trend. Alles, was zu sicher scheint, kann keine außergewöhnliche Rendite abwerfen.
Heiko Aschoff ist selbständiger Trader und Geschäftsführer der Investment Ideen GmbH. Als Banker und Pensionsfondsmanager war er mitverantwortlich für über sieben Milliarden Euro Anlagevolumen. Im Börsendienst www.investment-ideen.de stellt er seine persönlichen Anlageempfehlungen vor.
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