Geldanlage-Report Armin Brack

RIM: Nächstes Apple-Opfer!?

21.06.11 12:10 Uhr

RIM: Nächstes Apple-Opfer!? | finanzen.net

Research In Motion (RIM): Das nächste Apple-Opfer nach Nokia?

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Nokia schockte vor zwei Wochen mit einer verheerenden Gewinnwarnung. Hauptgrund: Bei den boomenden Smartphones bringen die Finnen keinen Fuß auf den Boden.

Nun meldet sich der nächste Wackelkandidat: Das Research In Motion Top-Produkt BlackBerry liegt in den USA wie Blei in den Regalen. Die Aktie ist im freien Fall. Wie weit die Aktie noch fallen kann, was es für strategische Alternativen gibt!?

Der BlackBerry galt in der Prä-iPhone-Ära als Must-Have für trendbewusste und vielreisende Manager. Beim E-Mail-Verkehr war das eher klobig wirkende Smartphone unschlagbar, beherrschte 90 Prozent des Mobile Internet-Mailingaufkommens.

Doch nun wird man von Apple und Googles Android-Betriebssystem regelrecht überrollt. Tech-Freaks lästerten bereits im Sommer 2009, dass das Gerät kaum multimediafähig sei. Videos schauen? Kein Vergnügen! Apps herunterladen? Welche Apps? Der BlackBerry hat hier kaum was zu bieten. Das Handling beim Downloading ist viel zu umständlich.

Die Quittung für die verfehlte Produktpolitik gibt es jetzt: Bereits mehrfach wurden die Prognosen für 2011 gekürzt. Die Analystenkonferenz am Donnerstag nach Handelsschluss markiert den vorläufigen Tiefpunkt!

Für das nächste Quartal drohen nun gar rückläufige Umsätze und das obwohl der Smartphone-Markt insgesamt um über 50 Prozent jährlich wächst. Technische Probleme sind verantwortlich für Verzögerungen beim Launch der neuen BlackBerry 7-Generation. Das verschärft die Situation zusätzlich.

Der Umsatz erreichte im ersten Quartal noch 4,9 Milliarden US-Dollar. Das sind 12,5 Prozent weniger als im vierten Quartal 2010. Zwar wurden während des ersten Quartals 13,2 Millionen BlackBerry an die Händler ausgeliefert, was aber eben nicht heißt, dass diese auch bereits verkauft sind. Wie ein Schock wirkte die Prognose für das zweite Quartal auf die erfolgsverwöhnten RIM-Aktionäre.

Der Trend bleibt mit einem prognostizierten Umsatz von 4,2 bis 4,8 Milliarden US-Dollar klar rückläufig. Noch deutlicher wird dies beim Nettogewinn je Aktie: In Q4/2010 waren es noch 1,78 US-Dollar, in Q1/2011 1,33 US-Dollar, in Q2/2011 sollen es dann nur noch 0,75 bis 1,05 US-Dollar sein.

Das als Konkurrenzprodukte zum iPad gedachte Playbook ist mit ungefähr 500.000 ausgelieferten Geräten noch zu klein, um nennenswerten Einfluss auf das Ergebnis zu haben. Aber auch hier berichten Händler von einem eher schleppenden Start.

Was sagt das Management?

Das Management hat zunächst mal einen Aderlass zu verkraften. Chief Operating Officer (COO) Don Morrison wirft das Handtuch. Angeblich aus gesundheitlichen Gründen. Das Führungsteam ist ohnehin dünn besetzt und die Kritik an den beiden Co-Vorständen Jim Balsillie und Mike Lazaridis wird verständlicherweise lauter.

Balsillie setzt große Hoffnungen auf das Playbook, weil die darin erstmals eingesetzte QNX-Software auch die Basis für zukünftige BlackBerry-Superphones sein soll. Doch der Markt ist gnadenlos. Erst Recht in der Frühphase des relativ neuen Tablet-Trends, wo die Marktanteile verteilt werden. Wer hier den Start verschläft tut sich extrem schwer. Siehe Nokia bei Smartphones.

Ein Hoffnungsschimmer sind wohl die nach wie vor starken internationalen Verkäufe. Aber auch international bröckelt das Bollwerk bei Geschäftskunden schnell ab. Während es früher für Manager im wahrsten Sinne des Wortes zum guten Ton gehörte, zwischen und während den Besprechungen nur das "Business-Handy" BlackBerry auf dem Tisch zu haben, wird nun auch das iPhone immer salonfähiger, auch für den geschäftlichen E-Mail-Verkehr. Die alte Mentalität "you can´t get fired for using BlackBerry" ist längst überholt, existiert offenbar nur noch in den Köpfen der RIM-Entwickler.

Die Aussagen des Managements klingen etwas nach Durchhalteparolen: Die Übergangsphase neige sich nun dem Ende zu. Es seien substanzielle Investments in neue Technologien getätigt worden, die verlorenen Boden wieder gutmachen würden, heißt es weiter.

Immerhin gab Lazaridis zu, dass man von der Entwicklung in der Branche, ausgelöst ohne Zweifel durch das iPhone und fortgesetzt durch das iPad, überrollt worden sei. Man sei bereits in einer fortgeschrittenen Stufe bei der Entwicklung des neuen BlackBerrys gewesen, als man realisiert habe, dass am Markt ein regelrechtes Performance-Wettrüsten eingesetzt habe. Man sei daher gezwungen gewesen, leistungsstärkere Chips zu verwenden, was die gesamten Zeitpläne bei der Hardware- und Software-Entwicklung durcheinander gebracht habe.

RIM ist damit in der Tat neben Nokia eines der Hauptopfer des phänomenalen Erfolgs von Apple, der in dieser Form auch nicht vorhersehbar war. Insofern muss man die Rechtfertigung des Managements zumindest teilweise gelten lassen.

Wie sind die strategischen Alternativen?

Research In Motion kündigte in der Analystenkonferenz Einsparungsmaßnahmen an, unter anderem auch Personalentlassungen. Das Unternehmen hat momentan weltweit über 17.000 Angestellte.

Doch die Zeit drängt, die für die Profitabilität entscheidenden Margen fallen durch die rückläufigen Absatzzahlen und Zugeständnissen beim Verkaufspreis rapide. In den USA bemängeln Brancheninsider, dass die angekündigten Gegenmaßnahmen bei weitem nicht ausreichen würden. Im Großen und Ganzen sei das, was RIM jetzt mache, ein "weiter wie bisher". Das würde mit hoher Wahrscheinlichkeit zu weiteren Marktanteilsverlusten führen.

RIM versuche, das bereits brennende Haus umzugestalten, statt einen radikalen Schnitt zu machen und das Business dann neu zu fokussieren.

Eine Stoßrichtung könnte sein, die Belegschaft radikal zusammenzustreichen (-70 Prozent), das Management zu feuern und sich auf die Zielgruppe an potenziellen Käufern zu fokussieren, die besonderen Wert auf Sicherheit legt, eine der Stärken des BlackBerry. Sicherheitsaspekte werden angesichts der weiter zunehmenden Hacker-Attacken (siehe FBI-Desaster in dieser Woche) ohnehin immer wichtiger. Hier könnten sich die Kanadier von der Konkurrenz abgrenzen.

Nach dem Motto: Die wirklich wichtigen Verantwortungsträger in einer Firma setzen auf Sicherheit, nicht auf App-Spielereien und ähnliches Gedöns.

Durch die dann deutlich niedrigere Kostenstruktur könnte man zudem den Low End-Markt bei Smartphones abgrasen. Dazu würde die ohnehin starke Marktstellung von RIM in Asien und Lateinamerika passen.

Von derartigen Gedankenspielen scheint das Management allerdings momentan weit entfernt zu sein.

Die Alles-oder-Nichts-Strategie

Doch was planen Balsillie und Lazaridis im stillen Kämmerlein? Immerhin arbeiten die beiden seit 20 Jahren zusammen und haben in dieser Zeit Research In Motion zu einem Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmen gemacht. Gelingt den Kanadiern ein Überraschungs-Coup?

Dieser müsste so aussehen, dass die neue Produktgeneration BlackBerry 7, mit der QNX-Software als Wild Card, der Konkurrenz technologisch deutlich überlegen ist. Ein echter Paukenschlag ist vonnöten. Allerdings gibt es hierfür bisher keine Anzeichen. Die Aktionäre müssen angesichts der aktuellen More-of-the-same-Strategie schon auf ein kleines Wunder hoffen - oder auf eine Übernahme!

Immerhin verfügt RIM noch über drei Milliarden US-Dollar Cash und einen starken Markennamen. Doch wer kommt als Käufer in Frage?

Microsoft - kaum. Die Gates-Firma ist zunächst mal mit der Integration von Skype beschäftigt.

Google - sicher nicht. Mit dem Betriebssystem Android hat das Unternehmen selbst einen Erfolg gelandet und braucht RIM nicht.

Netzbetreiber wie Verizon oder AT&T wollen es sich nicht mit Apple als Kunden verscherzen und werden daher wohl auch stillhalten.

In Frage kommen könnten wohl noch Hewlett-Packard oder IBM zur Ergänzung der Produktpalette. Oder Firmen aus China oder Indien, die auf Schnäppchenjagd sind. Letztere dürften dann aber wohl noch etwas abwarten, bis Research In Motion noch billiger wird.

MEIN FAZIT:

- Research In Motion scheint in der Tat das zweite iPhone- bzw. Google Android-Opfer nach Nokia zu werden.

- Aus meiner Sicht wären drastische strategische Schritte erforderlich, um das Ruder herumzureißen, beispielsweise eine Nischenstrategie.

- Diese ist jedoch nicht in Sicht. Research In Motion spielt Alles-oder-Nichts mit geringen Erfolgsaussichten. Meiden Sie die Aktie!

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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