Geldanlage-Report Armin Brack

ProSiebenSat.1 - Jetzt kaufen? - Was für ein Comeback!

14.01.10 10:02 Uhr

ProSiebenSat.1 - Jetzt kaufen? - Was für ein Comeback! | finanzen.net

Auch hierzulande gab es in den letzten Monaten spektakuläre Comebacks wie beispielsweise bei ProSiebenSat.1.

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Für Deutschlands größte Fernsehsenderkette kam die konjunkturelle Erholung gerade noch rechtzeitig. Auf Grund einer enorm hohen Schuldenlast, verursacht durch die unverantwortliche Unternehmenspolitik des Großaktionärs Lavena Holding (hinter der sich die Private Equity-Gesellschaften Permira und KKR verbergen), stand das Unternehmen im Frühjahr kurz vor dem Super-GAU.

Der in Folge der Finanzkrise massiv einbrechende (Fernseh-)Werbemarkt führte ProSieben tief in die roten Zahlen - und Substanz, von der man hätte zehren können, war kaum mehr vorhanden, siehe oben.

Die in 2008 aufgelaufenen Verluste von netto 129 Millionen Euro bei Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten in Höhe von vier Milliarden Euro, zehrten das Eigenkapital bis auf sieben Prozent der Bilanzsumme auf. Ein Wert, der höchste Alarmstufe bedeutet und normalerweise nur von Banken ausgewiesen wird.

Genau diese Banken drohten nun aber, den viel zitierten Hahn zuzudrehen, nachdem zu allem Überfluss hohe Abschreibungen auf die 2007 erworbene skandinavische Senderkette SBS vollzogen werden mussten.

*Geschäft springt gerade noch rechtzeitig an

Unterstützt von den staatlichen Konjunkturmaßnahmen und drastischen Sparprogrammen gelang dem Unternehmen dann im Sommer wieder der Turnaround.

Beim Betrachten des Charts kommen viele Anleger aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie kann es sein, dass ein renommiertes Unternehmen wie ProSieben seinen Aktienkurs von 2003 bis Herbst 2007 von fünf auf 30 Euro versechsfacht und die Aktie dann innerhalb von 18 Monaten auf unter einen Euro, also auf unter ein Dreißigstel des lokalen Höchststandes einbricht?

Die Erklärung findet sich ebenfalls in der oben angesprochenen extremen Verschuldung des Unternehmens. ProSieben kam selbst im Krisenjahr 2008 auf einen Umsatz von über drei Milliarden Euro. Die Börsenbewertung war aber im Tief auf gerade noch 100 Millionen Euro gefallen. In "normalen" Jahren ist ProSieben aber in der Lage einen operativen Gewinn von über den Daumen gepeilt 500 Millionen Euro zu erzielen.

Die Großaktionäre drehten also absichtlich ein gewaltiges Rad bei ProSieben. Mit minimalem Eigenkapital sollte der höchst mögliche Umsatz erzielt werden, was nur über eine enorme Verschuldung möglich war. Der Markt musste auf Grund des dramatischen Wirtschaftseinbruchs im Zuge der Finanzkrise eine mögliche Insolvenz mit in den Kurs einpreisen - daher der dramatische Absturz.

Umgekehrt wurde es im Anschluss durch das sich langsam verbessernde wirtschaftliche Umfeld aber wieder wahrscheinlicher, dass ProSieben nochmal die Kurve kriegt und vielleicht sogar zu alter Ertragsstärke zurückfinden kann. In einem solchen Fall führt dann die hohe Verschuldung zu einer enorm hohen Rendite auf das vorhandene Eigenkapital. Bei einem wirtschaftlichen Eigenkapital von 458 Millionen Euro (Ende 2008 laut Bilanz) und einem "möglichen" Gewinn vor Steuern und Zinsen von rund 500 Millionen lag die Bruttorendite theoretisch über 100 Prozent.

Die Aktie war damit zu einem echten Schnäppchen geworden.

*Ärgern Sie sich nicht

Wenn Sie auch zu den Anlegern gehören, die nun sagen: "Hätte ich die Aktie im Frühjahr bloß gekauft", so grämen Sie sich unnötig. Denn: Genauso gut wäre es möglich gewesen, dass ProSieben den Weg von Arcandor gegangen wäre und in der Insolvenz geendet hätte.

Arcandor ist ein gutes Beispiel, weil die Aktie in 2007 ebenfalls ein Hoch bei rund 30 Euro markiert hat und damals sogar noch eine mehr als doppelt so hohe Marktkapitalisierung wie ProSieben hatte.

Bei Arcandor wurden ähnliche Managementfehler gemacht wie bei ProSieben. Auch bei Arcandor setzten die Großaktionäre, insbesondere Sal. Oppenheim und Madeleine Schickedanz, alles auf eine Karte und schossen über eine Kapitalerhöhung zusätzliches Geld in die Aktie.

Der Unterschied: Bei Arcandor funktionierte die Rettung nicht, der Konzern musste Insolvenz anmelden und die Aktie brach auf 17 Cent(!) ein und dürfte vermutlich nie wieder nennenswert steigen, weil Arcandor aufgespalten worden ist und die Altaktionäre wahrscheinlich leer ausgehen werden.

Das Ende vom Lied: Die Traditionsbank von Sal. Oppenheim war alleine nicht mehr überlebensfähig und wurde für einen Bruchteil des früheren Werts an die Deutsche Bank verscherbelt.

Anleger sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass diese Szenarien bei Anteilsverschiebungen und bedingt durch die geringe Zahl an frei handelbaren Aktien schnell wieder hinfällig werden können.

MEIN FAZIT:

- Wer ProSieben bei einem Euro gekauft hat, und wusste was er tat, hat für die nun exorbitant hohen Buchgewinne durch den Anstieg der Aktie ein Totalverlustrisiko in Kauf genommen und den Gewinn auf Grund seines Mutes verdient.

- Wer ProSieben bei einem Euro gekauft hat, und nicht wusste was er tat, der läuft Gefahr bei künftigen ähnlich gefährlichen Transaktionen sein gesamtes eingesetztes Kapital zu verlieren.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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14.11.2024ProSiebenSat1 Media SE OverweightJP Morgan Chase & Co.
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15.11.2024ProSiebenSat1 Media SE HoldDeutsche Bank AG
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