Borussia Dortmund: 100% Plus

Mein Fazit am 23. Oktober bei einem Preis von 1,75 Euro:

"Im Vergleich zu anderen Fußball-Aktien scheint die BVB-Aktie deutlich unterbewertet. In der Bilanz schlummern hohe stille Reserven. Die Champions League-Qualifikation würde eine komplette Neubewertung der Aktie erforderlich machen."

Einige Siege später rückt die Champions League-Qualifikation ungeachtet der Tatsache, dass wir uns erst am 12. Spieltag befinden, immer näher. Gleichzeitig hat sich der Marktwert der Spieler weiter gesteigert. Beim Länderspiel am Mittwoch wurden gleich vier BVB-Profis erstmals in den Kader berufen. Die Aktie explodierte bis auf ein Hoch von 3,52 Euro und hält sich aktuell im Bereich von 3,30 Euro.

Nun wird von verschiedener Seite gewarnt, die Aktie sei überbewertet.

Die Argumente der Kritiker

Tatsächlich spricht einiges für diese These: Ein sportlicher Einbruch könnte die Champions League-Qualifikation immer noch gefährden. Schließlich sind immerhin noch 22 Bundesligaspiele in der laufenden Saison zu bestreiten.

Die Qualifikation für die Europa League-Endrunde hängt zudem am seidenen Faden. Aus eigener Kraft kann der BVB diese nicht mehr erreichen. Ein Scheitern ist wahrscheinlich. Das würde der Aktie mit Sicherheit einen Dämpfer verleihen.

Doch Kritiker bemängeln vor allem die Mechanismen in der Branche selbst. Selbst die Qualifikation für die Champions League und in der Folge Mehreinnahmen von bis zu 20 Millionen Euro würden nicht garantieren, dass der BVB am Ende des Tages tatsächlich besser da steht als jetzt. Denn, so wird argumentiert, Fußballvereine hätten die Angewohnheit die Mehreinnahmen dann sofort wieder für Einkäufe teurer, neuer Spieler zu "verpulvern". Ob sich diese zusätzlichen Investitionen dann tatsächlich auch lohnen würden, sei sehr fraglich.

"Sportlicher und finanzieller Erfolg korrelieren nicht zwangsläufig", sagt beispielsweise Matthias Schrade von GSC Research. Seiner Ansicht nach liegt der faire Wert der Aktie bei unter zwei Euro.

Warum die Aktie trotzdem weiter steigen könnte

Nimmt man die Bewertung vom Saisonbeginn als Basis, liegen Schrade und auch andere Analysten sicher richtig. Ich bin aber der Ansicht, dass genau die Bewertung von damals, die im Tief gerade einmal einer Marktkapitalisierung von 61 Millionen Euro entsprach, nie und nimmer dem immateriellen Wert des Wirtschaftsunternehmens Borussia Dortmund entspricht.

Der BVB hat Fans in der ganzen Welt. Alleine der Markenname BVB dürfte schon mehr Wert sein als die genannten 61 Millionen Euro. Sponsor Evonik überweist dem BVB beispielsweise immerhin 12 Millionen Euro pro Jahr plus hohe erfolgsabhängige Zusatzzahlungen.

Auch die Summen, die anderswo für Fußballvereine bezahlt werden, geben einen Hinweis darauf, was die BVB-Aktie Wert sein könnte. So wurde der marode englische Traditionsclub FC Liverpool jüngst beispielsweise für umgerechnet 260 Millionen Euro an einen US-Investor verkauft. Klar, derartiges ist in Deutschland wegen der 50+1-Regel aktuell noch nicht möglich. Trotzdem verdeutlicht auch dies den immateriellen Wert des Vereins.

Die nicht börsennotierte Bayern München AG wird beispielsweise auf einen Wert von knapp einer Milliarde Euro taxiert. Erinnert sei auch an die Tatsache, dass der BVB beim Börsengang im Jahr 2000 bei einem Emissionsvolumen von 150 Millionen Aktien mit sage und schreibe 1,65 Milliarden Euro bewertet war. Auch wenn dies im Nachhinein fast unwirklich hoch erscheint, so waren doch Investoren damals bereit, diese Summe zu bezahlen - und das waren nicht ausschließlich Privatanleger. Auch zu dieser Zeit war der BVB bereits hoch verschuldet.

Auch Value-Investoren wie beispielsweise Norman Rentrop kauften die BVB-Aktie später zu weit höheren Kursen als dem aktuellen.

Korrektur abwarten

Vor diesem Hintergrund halte ich es durchaus für möglich, dass die Aktie Kurse von 3,00 Euro mittelfristig halten kann - vorausgesetzt natürlich der sportliche Erfolg hält an.

Kurzfristig könnte es durch den wahrscheinlichen Misserfolg in der Europa League allerdings zu einem Dämpfer kommen. Das weitere Kurspotenzial nach oben scheint zudem begrenzt. Vor diesem Hintergrund scheinen zum jetzigen Zeitpunkt Gewinnmitnahmen in der Tat angebracht.

MEIN FAZIT:

- Der immaterielle Wert des Unternehmens BVB wird von Analysten unterschätzt.
- Dennoch scheint das Kurspotenzial kurzfristig begrenzt. Zumindest Teilgewinnmitnahmen sind daher ratsam.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.