Grünes Geld: Mega-Chance für ein ganzes Jahrzehnt
Erneuerbare Energien dominieren den nächsten Wirtschaftszyklus, glauben Experten. Für Anleger bedeutet dies: einmalige Investmentchancen. Ebenfalls lohnend: Energie sparen in den eigenen vier Wänden. Was Anleger jetzt tun müssen
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von den Euro-Redakteuren Matthias Fischer und Stefan Rullkötter
Der UNO-Klimarat IPCC veröffentlichte kürzlich eine besorgniserregende Studie: Bis 2035, so die Forscher, werden die Gletscher auf den höchsten Bergen der Welt geschmolzen sein. Doch die dramatische Prognose sorgte für höhnisches Gelächter: Die Forscher hatten nämlich einen Zahlendreher publiziert: Nicht 2035, sondern erst im Jahr 2350 soll der Himalaya eisfrei sein.
Also alles halb so schlimm? Leider nicht. Denn die Kernaussage bleibt korrekt: Die Erde erwärmt sich, der Klimawandel ist in vollem Gange. Vor allem Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre nimmt beängstigend rasch zu: Einer Untersuchung des Global Carbon Projects aus dem Jahr 2008 zufolge ist in den Jahren 2000 bis 2007 der CO2-Ausstoß viermal schneller gestiegen als im gesamten Jahrzehnt zuvor. Aber gerade dieses CO2 verursacht den Klimawandel – und mithin den Anstieg der Temperaturen sowie zunehmend extreme Wetterereignisse wie Wirbelstürme oder Überschwemmungen.
Deswegen steht die Reduzierung von Treibhausgasen ganz oben auf der politischen Agenda. Allein, noch können sich die Politiker der Industrie- und der Entwicklungsländer nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen, wie zuletzt die Weltklimakonferenz in Kopenhagen gezeigt hat. Die gemeinsame Abschlusserklärung gibt zwar vor, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen. Aber konkrete Maßnahmen dafür wurden nicht genannt. Dabei drängt die Zeit: 2012 läuft das 1997 beschlossene Kyoto-Protokoll aus – spätestens bis dahin müssen neue, völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen beschlossen werden.
Eines aber steht schon heute fest: Um die CO2-Emissionen zu reduzieren, sollten Erneuerbare Energien und Energiesparen einen viel höheren Stellenwert erhalten. Das wird sich auf das Wachstum der Branche nachhaltig auswirken. So schätzen die Experten der Unternehmensberatung McKinsey, dass sich das Volumen auf dem Weltmarkt in diesen Bereichen von derzeit rund 500 Milliarden Euro auf über 2,1 Billionen Euro im Jahr 2020 mehr als vervierfachen wird.
Vor allem für Solar- und Windenergie werden die Regierungen rund um den Globus in den kommenden Jahren Geld lockermachen. Nach Schätzungen des Nachrichtendienstes Bloomberg New Energy Finance fließen in den nächsten zwei Jahren 120 Milliarden US-Dollar aus Staatstöpfen in die Branche. Damit wird das Thema auch für Anleger immer interessanter: „Schon jetzt sind Investitionen in Klimaschutz und sichere Anlagerenditen kein Widerspruch mehr“, sagte Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU), 44, im Januar 2010 anlässlich der Aktionswoche Klima+Finanzen.
Die Investmentgesellschaft Allianz Global Investors glaubt, dass das Thema Umwelt eine Hauptrolle im nächsten großen Wirtschaftszyklus spielen wird. Bisher gab es in der 200 Jahre langen Wirtschaftsgeschichte fünf sogenannte Kondratieff-Zyklen mit einer Dauer zwischen 40 und 60 Jahren. Jeder dieser Zyklen wurde von Erfindungen und Themen geprägt: Sie reichen von der Dampfmaschine über die Elektrizität bis hin zur Informationstechnologie.
„Während im aktuellen Zyklus das Informationszeitalter zu einer enormen Erhöhung der Arbeitsproduktivität geführt hat“, sagt die Investmentgesellschaft der Allianz in einer gerade erschienenen Studie, „scheint der Schlüssel für eine zukunftsträchtige Wirtschaft im nächsten langen Zyklus die Steigerung der Ressourcen- und Energieproduktivität zu sein.“ Daraus folgt für die Münchner: „Wachstum wird künftig wohl aus einer neuen Mischung aus Ökonomie, Ökologie und gesellschaftlichem Engagement generiert.“
Anleger, die auf langfristige ökonomische Trends setzen, kommen deshalb um das Thema Umwelt in ihrer Anlagestrategie nicht mehr herum. €uro zeigt nachfolgend, wie die energetische Zukunft aussieht, welche Unternehmen und Wertpapiere profitieren und wie sich Energie in den eigenen vier Wänden sparen lässt. Denn auch das rechnet sich - und zwar richtig.
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Nur die Steckdose bleibt
Strom | Sonne, Wind und Erdwärme werden Energieträger wie Kohle oder Uran in der Zukunft ablösen. Langfristig orientierte Anleger setzen auf die Stromerzeuger von morgen
Zittern und Frieren in der deutschen Solarbranche: Die Vergütung für Strom aus Fotovoltaikanlagen soll im Juni 2010 um 16 Prozent gesenkt werden. Und 2011 stehen weitere Senkungen an. „Die Kürzungen bedrohen die deutsche Solarindustrie in ihren Grundfesten und damit den Aufbruch ins Regenerativzeitalter“, wettert Dietmar Schütz, Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energien. Bisher bekommt jeder, der sich eine Solaranlage auf das Dach schraubt, fast 40 Cent pro Kilowattstunde bezahlt. An der Leipziger Strombörse kostet die Kilowattstunde nur um die fünf Cent. Die Differenz begleichen alle Stromkunden – über höhere Preise.
Wegen der Kürzungen werden künftig weniger Solaranlagen in Deutschland montiert werden. Aus globaler Sicht allerdings stimmt die Wachstumsstory: Die auf Ökologie spezialisierte Investmentgesellschaft SAM rechnet damit, dass weltweit 2012 knapp 17 Gigawatt neu installierte Leistung ans Netz gehen werden. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 waren es nur 6,7 Gigawatt. Doch das Wachstum verlagert sich in sonnenverwöhnte Länder. Entsprechend sind besonders solche Geschlossenen Solarfonds interessant, die im Süden Europas investieren.
Vom weltweiten Wachstum werden in erster Linie Hersteller in Asien profitieren: „Dank ihrer überlegenen Kostenposition, hochmodernen Produktionsanlagen und ihres zunehmend guten Zugangs zu Projektfinanzierungen sind die führenden asiatischen Solaranbieter gut aufgestellt, um zusätzliche Marktanteile zu gewinnen“, sagt SAM-Analyst Jean-François Meymandi. Deutsche Solarzellen und -modulhersteller mit Fokus auf den heimischen Markt, wie Phoenix Solar, Solon oder Payom, sehen dagegen düsteren Zeiten entgegen. Auch Gigant Solarworld wird die wachsende Konkurrenz aus Asien zu spüren bekommen.
Doch chinesische Firmen wie Suntech, Trina oder Yingli benötigen Maschinen, mit denen sie ihre Solarzellen und -module produzieren. Und die ordern sie in Deutschland. Darum werden hiesige Hersteller solcher Fertigungsanlagen wie Manz, Centrotherm oder Roth & Rau künftig volle Auftragsbücher haben.
Alle drei verfügen über solide Bilanzen. Anhand der klassischen Bewertungsparameter ist die Aktie von Manz derzeit am preiswertesten: Ihr geschätztes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2010 liegt bei 12,0, das aktuelle Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) bei 1,2. Dabei gilt: Je niedriger diese Zahlen, desto günstiger die Bewertung. Die Aktie von Centrotherm ist daran gemessen deutlich teurer (KGV: 19,9, KUV 1,6), und das Papier von Roth und Rau (KGV 28,9, KUV 1,8) am höchsten bewertet. Damit sind sie keine Schnäppchen mehr – Anleger sollten vielleicht Korrekturen abwarten.
Teuer ist auch die Aktie von SMA Solar (KGV 17,8, KUV 4,5). Innerhalb eines Jahres hat sie um rund 160 Prozent zugelegt. Gemessen an den Kennzahlen ist das Papier ziemlich hoch bewertet, aber bei Kursrücksetzern eine attraktive Investition: Das Unternehmen aus Niestetal bei Kassel ist Weltmarktführer für Wechselrichter – Geräte, die den Gleichstrom aus den Solarmodulen in netztauglichen Wechselstrom umwandeln. Und Wechselrichter müssen in jede Solaranlage, egal wo sie errichtet wird.
Auch die Aktie von Solar Millennium hat auf Jahressicht rasant zugelegt. Das Unternehmen projektiert solarthermische Anlagen, die mit Spiegeln Sonnenstrahlen bündeln, auf diese Weise Flüssigkeit erhitzen und damit Strom erzeugen. In Europa stehen solche Anlagen in Südspanien, weltweit führend sind die USA. Doch Europa will aufholen und plant mit dem ambitionierten Projekt Desertec, riesige solarthermische Kraftwerke in der Sahara zu errichten. Vom zunehmenden Interesse an der Technologie profitiert Solar Millennium als einziges reinrassiges solarthermisches Unternehmen. Allerdings verlor die Aktie zuletzt kräftig: Den Erlangern wurden Ungereimtheiten in der Bilanz vorgeworfen.
Aufwind
In Deutschland gibt es keine solarthermischen Großprojekte. Wegen der meteorologischen Bedingungen ist hier die Windkraft mit einem Anteil von 60 Prozent die Nummer 1 der Erneuerbaren Energien. Aber auch China setzt auf Wind. Der Wachstumssuperstar hat 2009 geschätzte zwölf Gigawatt neue Kapazitäten installiert, damit die Leistung mal eben so verdoppelt und die USA als größten Windmarkt der Welt abgelöst.
Das gibt dem chinesischen Hersteller von Windkraftanlagen A-Power Rückenwind. Dennoch hat die Aktie zuletzt deutlich nachgegeben, weil das Unternehmen sein Kapital erhöhte und zudem mit seinen Geschäftszahlen nicht den Erwartungen der Investoren entsprach. Das Papier sank von über 14 Euro auf 8,60 Euro. Dennoch gilt A-Power als Profiteur des gerade erst beginnenden chinesischen Windkraftbooms. Wegen der hohen Volatilität eignet sich die Aktie nur für sehr risikobereite Anleger.
Ein Kerninvestment in den Sektor ist dagegen Vestas Wind Systems, der weltweit führende Hersteller von Windkraftanlagen. Die Dänen sind rund um den Globus aktiv und haben in den USA im vergangenen Jahr ihren Marktanteil von 13 auf 17 Prozent steigern können. Das Unternehmen ist zudem kaum verschuldet und mit einem KGV von 13,8 auch nicht zu hoch bewertet. Ein weiterer sturmfester Windkraftwert ist Gamesa, der den spanischen Heimatmarkt dominiert und sich zudem in lateinamerikanischen Ländern ausbreitet. Spanien ist nach Deutschland der zweitgröße europäische Windmarkt. Beide Werte gehören zu den Top-5-Positionen im BGF New Energy Investmentfonds, dem größten und ältesten Fonds für Umwelttechnologie. Und im DWS Zukunfts-Energien-Zertifikat hat Vestas mit einem Anteil von 14,2 Prozent das höchste Gewicht.
Mittelfristig werden vor allem Offshorewindparks auf dem Meer boomen. So plant Großbritannien riesige Parks in der Nordsee, die bis 2020 ein Viertel des gesamten britischen Energiebedarfs decken sollen. Der deutsche Energiegigant RWE will bis 2013 einen Hochseewindpark nördlich der Insel Helgoland errichten. Die Windturbinen dafür kommen von Repower, das zu 90,7 Prozent dem indischen Konkurrenten Suzlon gehört. Die Inder würden das Hamburger Unternehmen gern ganz übernehmen. Allerdings wollen laut Insidern zwei US-Hedgefonds ihre Aktien erst ab 150 Euro verkaufen – aktuell kosten sie 130 Euro. Risikobereite Anleger spekulieren auf eine komplette Repower-Übernahme.
Abwärts
Noch keine wesentliche Rolle im nachhaltigen Energiemix spielt die Geothermie, bei der mit Erdwärme Strom erzeugt wird. Allerdings weist das Segment innerhalb der Branche die stärksten Zuwächse auf. Daldrup & Söhne plant und führt geothermische Bohrungen durch. Das Geschäft brummt: Das Unternehmen saß Ende 2009 auf einem Auftragsbestand von 75 Millionen Euro – im Vorjahr waren es zur gleichen Zeit 50 Millionen Euro gewesen. Das US-Unternehmen Ormat bietet die komplette Wertschöpfungskette an - von der Planung bis zur Anlage. Im dritten Quartal 2009 konnte Ormat seinen Umsatz um 20 Prozent auf 119,8 Millionen Dollar und seinen Gewinn sogar um 48 Prozent auf 23,4 Millionen Dollar steigern. Und das, obwohl es bei der Geothermie in den USA keine staatlich garantierten Einspeisevergütungen gibt.
Lesen Sie, worauf Sie bei Geschlossenen Solarfonds achten müssen Fotovoltaikfonds | Beteiligungen mit garantierten Einspeisevergütungen Sonnenschlussverkauf in Europa
Eitel Sonnenschein herrscht derzeit bei den Anbietern von Solarbeteiligungen. 2009 konnten die Initiatoren für Erneuerbare-Energien-Projekte – gegen den Trend des Gesamtmarkts für Geschlossene Fonds – 150 Prozent mehr Anlegergelder als im Vorjahr einsammeln. Insgesamt waren es 556 Millionen Euro. Der Run der Anleger auf die Solar-investments ist ungebrochen: Das Versprechen der Fondsanbieter, mit den gesetzlich garantierten Einspeisevergütungen über einen Zeitraum von 20 Jahren ebenso sichere wie nachhaltige Renditen zwischen sechs und 13 Prozent jährlich erzielen zu können, lässt Fotovoltaikfonds derzeit heller strahlen als Immobilien- und Schiffsbeteiligungen.
Für dunkle Wolken sorgen allenfalls die Pläne der Bundesregierung und anderer EU-Staaten, die Solarstromvergütung für Freilandanlagen zu kürzen. Vorsicht ist deshalb bei deutschen oder internationalen Zeichnungsangeboten angeraten, die bis zum 30. Juni 2010 ihre Solaranlagen erst noch errichten und ans Netz bringen müssen. „Es ist nicht auszuschließen, dass auch unerfahrene Initiatoren noch schnell mit Fonds auf den Markt kommen“, warnt Daniel Kellermann vom Informationsportal greenvalue.de. „Der Stichtag liefert Vertrieben gute Verkaufsargumente.“ Anleger laufen so Gefahr, an qualitativ minderwertige Beteiligungen zu geraten. „Es drohen hierzulande Zustände wie im Herbst 2008 in Spanien, als durch eine ähnliche Torschlusspanik bei vielen Solarprojekten technisch und rechtlich Schindluder getrieben wurde“, meint Chorus-Geschäftsführer Peter Heidecker, der seit 2005 Solarfonds auflegt.
Mehr zeitlichen Spielraum haben deutsche Fotovoltaikfonds bei Standorten in Italien. Dort gilt die aktuelle Höhe der Einspeisevergütung bis Ende 2010 – und ist für 20 Folgejahre garantiert. Während das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz kein Laufzeitende, wohl aber jährlich reduzierte Vergütungen vorsieht, ist das italienische Recht auf den konkreten Auslaufzeitpunkt 31. Dezember 2010 bezogen. Für die danach geltende Vergütung wird bereits verhandelt, sie wird dann voraussichtlich um rund 15 Prozent auf etwa 30 Cent pro Kilowattstunde sinken. „Bei der Höhe der aktuellen italienischen Einspeisevergütung kann man fast schon von einer Überförderung sprechen“, meint Initiator Markus Voigt. „Zudem hat Süditalien im Vergleich zu deutschen Standorten eine wesentlich höhere Sonneneinstrahlung.“ Für Investoren bedeutsam, weil es dort keine Einschränkungen bei der Anlagengröße und bei den eingesetzten Modulen gibt.
In den Fokus der Initiatoren rückt auch Frankreich, das gerade die Einspeisevergütungen leicht reduziert, dafür aber einen „Regionalfaktor“ eingeführt hat: Für Solaranlagen im Norden Frankreichs erhalten Investoren eine höhere Vergütung als für die im Süden. Ob Griechenland sich als Solarstandort mit staatlicher Vergütungsgarantie rechnet, hängt davon ab, ob es langfristig Euroland bleibt – oder Ausschüttungen in Heimatwährung fließen. Wichtig: Anleger sollten darauf achten, dass bei den eingesetzten Fotovoltaikzellen nach 20 Jahren mindestens noch 80 Prozent Leistung garantiert sind. Das erhöht die Chancen auf einen hohen Verkaufserlös bei Fondsauflösung.
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Intelligente Netze und Speicher | Erneuerbare Energien brauchen eine mitdenkende Infrastruktur. Deswegen investieren Regierungen und Unternehmen Milliarden
An „Yann“ erinnern sich die deutschen Windmüller besonders gern. Das Sturmtief mit dem modischen Vornamen fegte während der vergangenen Weihnachtsfeiertage durch die Republik und trieb die Windräder fast nonstop an. Die Konsequenz: Einnahmerekord – dank der im Erneuerbare-Energien-Gesetz festgelegten Vergütungssätze. Die Netzbetreiber dagegen jammern über die Weihnachtsbescherung. Die Rotoren produzierten nämlich mehr Strom, als Deutschland brauchen konnte. Deswegen purzelten die Preise an der Leipziger Strombörse EEX am 26. Dezember ins Minus – die Versorger mussten sogar Geld drauflegen, um ihren Strom überhaupt noch loszuwerden.
Die Schwankungen bei der Produktion sind das Dilemma der Erneuerbaren Energien. Ein Kern- oder Kohlekraftwerk produziert dagegen Strom auf Ansage. Nur wenn es gelingt, die Schwankungen auszugleichen, bieten die Erneuerbaren eine Alternative zu den mit fossilen Brennstoffen betriebenen Kraftwerken. „Die Branche kann ihr Klimaschutzpotenzial nicht ausschöpfen“, klagt denn auch Hermann Albers. In Spitzenzeiten, so der Präsident des Bundesverbandes Windenergie, würden Windparks abgeschaltet, damit die herkömmlichen Kraftwerke im Dauerbetrieb bleiben können.
Die Lösung wären intelligente Netze und Speicher. Wenn die Windräder wie am zweiten Weihnachtsfeiertag nonstop rotieren, muss die zu viel erzeugte Energie gespeichert werden, um dann bei der nächsten Flaute abgerufen werden zu können. Vor allem Pumpspeicherkraftwerke binden bisher solche Überschüsse, andere Technologien wie Druckluft- und Wasserstoffspeicher sind vorerst noch zu teuer.
Auch die Politik kennt die Problematik: Alle EU-Nordsee-Anrainerstaaten und das EU-Mitglied Irland haben deshalb eine Nordsee-Offshore-Initiative ins Leben gerufen. Ziel: Die Länder wollen ihre Energienetze miteinander verbinden. Vor allem in Skandinavien würden dann riesige Wasserspeicherwerke stehen, die zu viel erzeugte Energie einlagern und bei Bedarf zur Verfügung stellen. „Es geht um eine grundlegende Umgestaltung und Modernisierung der Stromnetze“, sagt Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP), 64. Bis Ende des Jahres soll nun das Projekt präzisiert werden, das Schätzungen zufolge bis zu 30 Milliarden Euro kosten wird.
Aber selbst wenn das Megaprojekt scheitern sollte – dass in den Ausbau von Netzen und Speichern künftig viel Geld investiert werden muss, ist unstrittig. Geld, auf das die „Großen Drei“ in Europa gierig stieren. Wieder einmal gehen der deutsche Technologiegigant Siemens, der französische Konzern Alstom und das Schweizer Unternehmen ABB bei Ausschreibungen für Kraftwerke und Netze in Wettkampfstellung.
Allerdings nimmt Energie bei den einzelnen Unternehmen einen unterschiedlichen Stellenwert ein: Während bei Alstom rund 67 Prozent der Umsätze mit energetischen Produkten und Dienstleistungen gemacht werden, ist es bei ABB knapp die Hälfte und bei Siemens rund ein Drittel. Zwar sind die Aktien der Großen Drei nicht mehr günstig, aber sie eignen sich als langfristiges Investment.
Bei Pumpspeicherkraftwerken hat ABB derzeit die Nase vorn. Die Schweizer waren an der Errichtung des Vorarlberger Kopswerk II, eines der modernsten Kraftwerke dieser Art weltweit, maßgeblich beteiligt und bauen derzeit beim Schweizer Kraftwerk Linth-Limmern federführend mit. Bei einem europäischen Infrastruktur-Megaprojekt allerdings dürften Siemens und Alstom im Vorteil sein. Schließlich sind sowohl Deutschland als auch Frankreich EU-Mitglieder, die Schweiz aber nicht. Und Politiker verteilen Großaufträge am liebsten zu Hause.
Auch mittelgroße Unternehmen werden vom Ausbau der Infrastruktur in Europa profitieren. Etwa der österreichische Maschinenbauer Andritz, der Generatoren und Turbinen für Wasserkraftwerke und Pumpspeicher liefert. Die ebenfalls in Österreich ansässige MCE AG stellt Anlagen und Komponenten für die Energie- und Prozessindustrie in Mitteleuropa her und gehört seit 2009 dem deutschen Baugiganten Bilfinger Berger.
Das französische Unternehmen Nexans weckt ebenfalls Interesse: Der Pariser Konzern stellt Kabel her – unter anderem zum Transport von Energie. So haben die Franzosen gerade erst den Zuschlag erhalten, die Hochspannungskabel für den im Bau befindlichen Windpark London Array im Wert von 100 Millionen Euro im Meer zu verlegen.
Smartes Netz
Auch in den USA wird kräftig in Infrastruktur für Energievorhaben investiert: Im Oktober 2009 kündigte Präsident Barack Obama an, in diesem Jahr mehrere Milliarden Dollar zur Verfügung zu stellen. Ein Gutteil davon dürfte für intelligente Netze (Smart Grids) verwendet werden. Insgesamt, so rechnet der Branchendienst Lux Research vor, dürfte der Markt für solche Netze in den nächsten fünf Jahren auf 16 Milliarden US-Dollar anwachsen. Aktuell liegt er noch bei 4,5 Milliarden Dollar.
Smart Grids sollen mittels moderner Kontroll- und Zählersysteme sowie entsprechender Software die Auslastung der Netze deutlich verbessern – unumgänglich bei der Einspeisung Erneuerbarer Energien. Nach Berechnungen des Pacific Northwest National Laboratory ließen sich so allein in den USA 442 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen – das entspricht dem CO2-Ausstoß von 66 Kohlekraftwerken. In den USA dürfte Siemens-Dauerkonkurrent General Electric zum Zuge kommen. Der Konzern aus Fairfield im US-Bundesstaat Connecticut kann fast alles, was mit Energie zu tun hat: von Kraftwerken bis zur Energiesparlampe. Weil aber GE auch eine riesige Finanzsparte hat, die schmerzlich unter die Räder gekommen ist, eignet sich die GE-Aktie nur bedingt als Investment in den Sektor.
Übernahme
Da ist es interessanter, auf den Spuren von GE zu wandeln. Der Konzern kaufte sich gerade bei Tendril ein, einem Unternehmen, das Soft- und Hardware herstellt, die die Energieeffizienz steigern sollen. Tendril ist zwar nicht börsennotiert, aber andere Riesen liegen ebenfalls auf der Lauer nach neuen Lösungen innovativer Firmen. So gilt etwa EnerNoc als heißer Übernahmekandidat – vor allem IBM wird als Interessent gehandelt. Und auch Smart-Grid-Firmen wie die US-Unternemen Echelon oder Itron dürften auf den Kauflisten stehen. Allerdings eignen sich die entsprechenden Aktien nur für spekulative Anleger: Nicht übernommene Unternehmen könnten am Ende die großen Verlierer sein.
Um das Investment zu streuen, bietet sich das Smart-Grid-Zertifikat von SBOX an, in dem Itron, EnerNoc und Echelon ebenso enthalten sind wie der IT-Gigant Cisco, der im Smart-Grid-Markt mit-mischt. Auch der Smart Energy Fund investiert in Unternehmen mit Fokus auf Energieeffizienz, allerdings ebenso in nachhaltige Energien und Gas. Der Fonds hat sich über ein, drei und fünf Jahre innerhalb des Anlageuniversums am besten entwickelt. Und den Anteilbesitzern stabile Renditen beschert – nachhaltiger jedenfalls als „Yann“, Windmüllers Freund.
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Man möchte das kaum für möglich halten: Der Energieverbrauch aller privaten Haushalte in Deutschland entspricht exakt dem der hiesigen Industrie – kein schönes Ergebnis angesichts weiter steigender Kosten. Bewohner älterer Häuser und Wohnungen benötigen im Durchschnitt fast dreimal so viel Energie für Heizung und Warmwasseraufbereitung, wie als Obergrenze für Neubauten gestattet ist. Entsprechend hoch und vielfältig ist das Einsparpotenzial durch eine energetische Sanierung von Wohngebäuden.
„Es muss nicht immer das ganz große Sanierungspaket sein“, sagt Christian Michaelis, Energieexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Oft bringen schon vergleichsweise einfache Maßnahmen große Einspareffekte.“ Ein möglicher erster Schritt, um das Energiesparpotenzial in den eigenen vier Wänden zu enttarnen: „Mit einem einfachen Infrarotthermometer aus dem Baumarkt lassen sich schlecht gedämmte Mauerstellen am Haus ermitteln“, erklärt Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.
Diese sogenannten Wärmebrücken sind die kältesten Punkte an Wänden. Sie entstehen, wenn etwa die Dämmung des Daches nicht lückenlos an die Außenwand anschließt. Ein Richtwert: Als kritisch gilt, wenn die Wand eines 20 Grad warmen Raumes bei 50 Prozent Luftfeuchtigkeit kälter als 12,5 Grad ist. Viele Hauseigentümer beachten auch nicht, dass ein Heizverzicht während der Abwesenheit der Bewohner oder in der Nacht die Temperatur gefährlich absinken lässt: Leitungen können einfrieren und Wasserschäden auslösen.
Kostenintensiv kann es bereits werden, sobald die Innentemperatur unter 17 Grad sinkt. „Das Abschalten der Heizung verschiebt lediglich die Kosten“, erklärt Energieexperte Michaelis. „Das spätere komplette Hochfahren der Anlage bei niedrigen Raumtemperaturen ist in der Regel deutlich teurer als konstantes Heizen auf mittlerem Niveau.“
Wiederaufbauhilfe
Der ärgste Kostenfresser versteckt sich aber oft im Heizungskeller selbst: Über die Hälfte des gesamten privaten Energieverbrauchs macht die Wärmeerzeugung aus. „Bislang passiert viel zu wenig, um diesen Sektor effizient und zukunftstauglich zu machen“, kritisiert Brickwedde. Tatsächlich stehen viele Immobilieneigentümer im Modernisierungsstau: Zurzeit sind nur 13 Prozent der Heizungen in Deutschland auf dem Stand der Technik – und der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Wärmeversorgung liegt bei nur etwa acht Prozent.
Beim energieeffizienten Aufrüsten helfen kann ein Darlehen der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die besten Kreditkonditionen gibt diese für Bauherren, die durch die Sanierung den Energiebedarf ihres alten Hauses auf das Niveau eines Neubaus senken. Dazu muss ein Sachverständiger bestätigen, dass der Energieverbrauch im Haus nach der Sanierung einen entsprechenden Standard erreicht hat. Und hier ist eine wichtige Frist zu beachten: Bis zum 30. Juni 2010 fördert die KfW energiesparende Sanierungen mit Niedrigstzinsen und Tilgungszuschüssen, wenn der Energiebedarf des Hauses danach maximal 30 Prozent über dem Höchstwert für einen Neubau liegt.
Zu bedenken: Die KfW vergibt ihre Förderdarlehen nicht selbst – und viele Banken haben naturgemäß ein Interesse daran, bevorzugt ihre teureren Baufinanzierungskreditangebote zu vermitteln. „Interessenten sollten sich vor dem Bankberatungsgespräch sachkundig machen und insistieren, dass Förderkredite in den Baufinanzierungsplan miteinbezogen werden“, rät Michaelis. Stellt die eigene Bank für das KfW-Darlehen hohe Hürden bei der Mindestkreditsumme auf, sollten Bauherren Vergleichsangebote anderer Institute einholen.
Strahlemänner
„Hauseigentümer, die auf ihrem Eigenheim eine Fotovoltaikanlage errichten wollen, sollten sich grundsätzlich nicht von der Kürzung der Einspeisevergütung verunsichern lassen“, rät Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft. „Es ist zu erwarten, dass die Preise für Solarmodule – gegenwärtig etwa 3000 Euro pro Stück – um rund zehn Prozent jährlich sinken“. Damit sind für Eigenheimer, die Fotovoltaikanlagen anschaffen, weiter Renditen von acht Prozent auf die Investitionssumme möglich.
Allerdings geht das nicht ganz ohne unternehmerisches Risiko: Ob selbst qualitativ hochwertige Anlagen rund 30 Jahre entsprechende Strommengen produzieren können, konnte naturgemäß in der Praxis noch nicht erprobt werden. Nicht auszuschließen überdies, dass unerwartet hohe Reparaturkosten oder gar ein Totalschaden der Solaranlage die Rendite im wahrsten Sinne des Wortes verhageln. Die Kosten, die bei der Anschaffung einer Solaranlage anfallen, bieten privaten Betreibern dagegen steuerliche Vorteile, sofern sie ihren Stromüberschuss ins Netz einspeisen. Sie erzielen damit gewerbliche Einkünfte, die fiskalische Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen.
So können Eigenheimer noch von der degressiven Abschreibung profitieren, die mit dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz erneut eingeführt wurde: Wird die Fotovoltaikanlage bis zum 31. Dezember 2010 angeschafft, besteht die Möglichkeit, in den ersten Jahren 12,5 Prozent der Investitionssumme abzuschreiben. Zudem gibt es eine Sonder-AfA von einmalig 20 Prozent der Gesamtkosten. Viele Anreize für Immobilienbesitzer, die eigenen vier Wände auch energetisch auf Vordermann zu bringen
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