Revolution bei den US-Banken
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Den US-Investmentbanken könnten schwere Zeiten bevorstehen.
US-Präsident Obama hat ein Verbot des Eigenhandels für Banken ins Auge gefasst, das er gegen den Widerstand aller Lobbygruppen und politischen Gegner durchsetzen will. Keine Bank soll mehr so bedeutend sein, dass sie durch den Staat gegebenenfalls gerettet werden muss. Dafür ist Obama offenbar bereit, viel zu riskieren und die Finanzindustrie von Grund auf umzukrempeln.
Was wird Realität?
Natürlich ist auch eine gehörige Portion Populismus im Spiel. Obamas Stern leuchtet bereits ein Jahr nach seinem Amtsantritt nicht mehr so hell. In Massachusetts haben Obamas Demokraten einen wichtigen Senatsposten verloren, auch weil die Bürger gerade auf die Wall Street Banken nicht gut zu sprechen sind. Diese Stimmung will sich Obama mit seinem Plan, die Größe und die Handelsaktivitäten der amerikanischen Banken stark zu beschneiden, zunutze machen. Bislang sind die Pläne allerdings noch recht vage, alleine die Ankündigung reichte jedoch für eine Talfahrt an den Aktienmärkten. Kernpunkt ist ein Verbot des Eigenhandels. Risikoreiche Geschäfte im eigenen Auftrag sollen so der Vergangenheit angehören. Auch sollen Banken keine Hedge Fonds und Private Equity Fonds besitzen dürfen. Finanzhäuser, die trotzdem weiter Eigenhandel betreiben wollen, müssten sich daher aufspalten und künftig als eigenständiger Hedge Fonds agieren.
Harte Worte erschrecken die Anleger
Dabei griff Obama auf ein hartes Vokabular zurück, das offenbar zeigen soll, dass er es ernst meint: „Nie mehr wird der amerikanische Steuerzahler von einer Bank in Geiselhaft genommen werden, die zu groß ist, um sie Pleite gehen zu lassen“, so Obama. An die Finanzlobbyisten schickte er mit dem Satz „wenn diese Leute einen Kampf wollen, ist das ein Kampf, den ich bereit bin aufzunehmen“ eine unmissverständliche Kampfansage. Zwar wird längst nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird, dennoch könnte es mit den Aktien der Banken, allen voran der Investmentbanken, erst einmal weiter bergab gehen. Nach ersten Analysen gehen Experten davon aus, dass sich die Struktur der Wall Street komplett verändern würde, wenn die Pläne denn umgesetzt würden. Die konkreten Auswirkungen können im Moment jedoch noch gar nicht abgeschätzt werden.
Fazit:
Viele Banken erwirtschaften inzwischen wieder Milliardengewinne. Gerade Goldman Sachs hat sich auch in der Krise als Branchenprimus bewiesen und erst letzte Woche wieder die gesamte Fachwelt positiv überrascht. Das gute Abschneiden sorgt jedoch vielerorts, wo Arbeitslosigkeit und Schulden grassieren, für Unmut. Da im November Kongresswahlen bevorstehen, liegt es nahe, dass Obama die ablehnende bis feindselige Stimmung in der Bevölkerung gegen die Wall Street Banken ausnutzen möchte.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.