DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Wie weit geht es noch abwärts?

08.02.10 08:54 Uhr

DAX: Wie weit geht es noch abwärts? | finanzen.net

Was wurde vor dem Beginn der aktuellen Quartalssaison nicht alles gesagt und geschrieben – auch von uns.

Die Unternehmen müssten die Vorschusslorbeeren rechtfertigen und die gestiegenen Kurse mit ebenfalls gestiegenen Gewinnen untermauern. Nun berichten viele Unternehmen nicht nur im Rahmen der Erwartungen, sondern übertreffen diese zum Teil sogar deutlich. Manche Unternehmen erhöhen sogar ihre Prognosen für das laufende und das nächste Geschäftsjahr. Dennoch bleiben die Aktienmärkte angeschlagen.

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Datenkalender bleibt gut gefüllt

Dabei ist auffällig, dass vor allem die Tech-Werte mit guten Zahlen auftrumpfen können. Ob Nokia, Microsoft, Intel oder jetzt Cisco Systems: Eine ganze Reihe von Unternehmen übertraf die Erwartungen des Marktes. Unser ehemaliger Musterdepotwert Cisco Systems schloss das zweite Geschäftsquartal besser ab als erwartet. Mit 1,9 Mrd. USD stieg der Gewinn um fast ein Viertel, während der Umsatz um acht Prozent auf 9,8 Mrd. USD angewachsen ist. Cisco-Chef John Chambers kommentierte die Zahlen mit dem Satz, dass die zweite Phase der wirtschaftlichen Erholung begonnen habe. Vermeintlich konservative Unternehmen wie etwa der US-Pharmakonzern Pfizer mussten dagegen Enttäuschungen publizieren. Der Viagra-Konzern verbuchte im vierten Quartal einen Gewinn je Aktie von 0,10 USD und einen Umsatz von 16,5 Mrd. USD. Während der Umsatz über den Erwartungen lag, verfehlte der Gewinn die Prognosen der Analysten deutlich. Ein weiterer Tiefschlag ist zudem der verhaltene Ausblick des Unternehmens.

Deutsche-Bank-Chef Ackermann tritt auf die Euphoriebremse

Auch hierzulande gab es bemerkenswerte Unternehmenszahlen, allen voran von der Deutschen Bank. Das Finanzinstitut überraschte mit einem unerwartet hohen Milliardengewinn. Im vierten Quartal wurde dank des Investmentbankings und einer Steuergutschrift ein Nettogewinn von 1,3 Mrd. Euro erzielt. Analysten hatten ein Nettoergebnis von im Schnitt 650 Mio. Euro erwartet. Im Gesamtjahr verdiente die Deutsche Bank 5,4 Mrd. Euro nach einem Verlust von knapp vier Mrd. Euro 2008. Allerdings trat Deutsche Bank Chef Josef Ackermann auf die rhetorische Bremse. Die hohen Margen würden nicht so schnell wiederkehren, ebenso das günstige Marktumfeld. Das bekam der Aktie nicht gut, ebenso wie Analystenkommentare, die nach dem Haar in der Suppe suchten und es im Eigenhandelsergebnis offenbar fanden.

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Euro-Sorgenkinder belasten

Die Tatsache, dass man auch bei augenscheinlich guten Zahlen solange nach dem Haken sucht, bis man diesen auch findet, zeigt, dass das Risikobewusstsein weiterhin sehr ausgeprägt ist. Eine Mitschuld daran trägt das Haushaltsdesaster in Griechenland, das den Euro belastet und eine Kettenreaktion in anderen Wackelländern wie Portugal, Spanien, Italien und Irland auslösen könnte. Da es ein Insolvenzrecht für Staaten nicht gibt und es auch in der EU und zwischen den Euroländern keine Vereinbarungen gibt, ist die Verunsicherung groß. Griechenland an sich ist ein kleines Land, das den Euro wohl nicht gefährden könnte, wenn es klare Regeln für den Fall einer Staatspleite gäbe. Zwar will Brüssel Griechenland jetzt genauer kontrollieren, doch das ändert ja an den Verhältnissen dort nichts. Letztlich können sich die Griechen nur selbst helfen, da eine Hilfe der EU ein fatales Signal an die anderen Wackelkandidaten wäre. Eine Hilfe scheint nur dann sinnvoll, wenn sie für die betreffenden Länder mit so schmerzhaften Folgen verbunden wäre, dass diese auf die Hilfe nach Möglichkeit verzichten würden, so z. B. den vorübergehenden Verlust der Souveränität in Haushaltsfragen. Schon jetzt sind die Folgen sichtbar. Die betreffenden Staaten bekommen zunehmend Probleme bei neuen Anleiheemissionen. Portugal brachte am Mittwoch nur kurzfristige Papiere im Volumen von 300 Mio. Euro unter und nicht die geplanten 500 Mio. Euro. Der Grund ist einfach: Das Risikobarometer, die Zinsen, waren den Investoren zu niedrig.

DAX bleibt charttechnisch angeschlagen

Weder die Sitzung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag noch die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag brachten positive Impulse. Dabei dürfte in Griechenland eine Eskalation vermieden werden und die Arbeitslosenquote in den USA ist überraschend von 10,0 auf 9,7 Prozent gefallen. Der DAX rutschte sogar unter die Unterstützungszone bei 5.480 Punkten und könnte nun die Marke von 5.330 Punkten anvisieren.

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Fazit:

Die guten Unternehmenszahlen werden von makroökonomischen Belastungen überlagert. An den Börsen bleibt die Lage daher angespannt.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.