DAX: Wie weit geht der Fall?
Die Konjunkturängste haben sich im Verlauf der vergangenen Woche potenziert.
Dazu kam die Androhung der Rating-Agentur Moody´s, die Einstufung spanischer Staatsanleihen abzusenken. Das ließ auch die Sorgen am Kreditmarkt wieder wachsen.
S&P 500 und Nikkei 225 auf Jahrestiefs
Der US-Index S&P 500 und auch der japanische Nikkei 225 Index fielen auf neue Jahrestiefs. Das lässt weitere Kursverluste befürchten. Etwas besser behaupten konnte sich der DAX, der allerdings ebenfalls zweitweise unter die Unterstützung bei 5.850 Punkten abgesackt ist. Starke Kursverluste gab es wegen der Konjunktursorgen auch an vielen anderen Börsen, z.B. in China und seinen Nachbarländern. Der Shanghai Composite Index fiel auf den tiefsten Stand seit März 2009. Die Entwicklung in Asien ist allerdings zweigeteilt: Die Börsen in Indien, Indonesien und Malaysia z.B. notieren trotz der jüngsten Kursverluste noch in der Nähe ihrer Jahreshochs. Die Konjunktursorgen drückten auch auf die Rohstoffpreise und das sorgte für deutliche Kursverluste an den Börsen rostoffexportierender Länder wie Brasilien, Russland und Südafrika. Charttechnisch besonders angeschlagen ist die russische Börse. Der in Euro berechnete RDX steht kurz vor einem Test des Jahrestiefs bei 1.250 Punkten.
Schwache Zahlen aus den USA
Ein richtiger Schock war am Dienstag der Einbruch des vom Conference Board ermittelten Verbrauchervertrauens für die USA von 62,7 auf 52,9 Punkte. Ein wichtiger Grund für diese Stimmungsverschlechterung könnte die Verunsicherung der Konsumenten wegen der Schuldenkrise in Europa sein. Doch ich weiß nicht, ob man da den geografischen Weitblick der US-Konsumenten nicht überschätzt. Vielleicht sind dafür doch überwiegend hausgemachte Probleme verantwortlich. Schon in den Wochen zuvor hatten die sehr schwachen Daten vom Häusermarkt in den USA den Glauben an eine anhaltend starke Konjunkturerholung weichgeklopft. Der am Donnerstag veröffentlichte ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe verstärkte die Sorgen noch, denn er fiel stärker als erwartet von 59,7 auf 56,2 Punkte. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, enttäuschten schließlich auch noch die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag.
Immer mehr Sorgen um China
In China wird es immer klarer, dass sich die Konjunktur verlangsamt. Die Frage ist eigentlich nur, ob das – wie von der Regierung behauptet – auf einen stabileren Wachstumspfad führt oder ob es zu einem echten Abschwung kommt. Am Donnerstag enttäuschte der von der Regierung berechnete Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe für Juni mit dem zweiten Rückgang in Folge, und zwar von 53,9 auf 52,1 Punkte. Noch stärker war der Rückgang des von der HSBC Bank ermittelten Einkaufsmanagerindex, der sich im Gegensatz zu den Regierungsdaten mehr auf die Befragung kleinerer privater Industrieunternehmen stützt. Doch selbst das staatliche Statistikamt spricht von einem scharfen Rückgang der Auftragseingänge bei den kleinen Unternehmen, die Exportaussichten wurden ebenfalls als düster („grim“) bezeichnet. Ein Stottern des Konjunkturmotors China wäre das Schlechteste, was der Weltwirtschaft und auch der deutschen Wirtschaft derzeit passieren könnte.
BMW, Daimler und VW unter Druck
Vor allem wegen der Sorgen um China kamen die deutschen Autoaktien zeitweise kräftig unter Druck, denn Daimler, BMW und VW leben derzeit von den steigenden Verkaufszahlen in China. Die Aktien von BMW und Daimler sind dabei, ihre seit Februar bestehenden kurzfristigen Aufwärtstrends zu brechen. Die Abwärtsdynamik ist im Moment groß und dürfte noch anhalten. Der DAX kann demnächst die Unterstützung bei 5.620 Punkten testen und ob diese Marke hält, muss sich erst noch zeigen.
Fazit:
Der derzeitige Pessimismus an den Börsen ist trotz allem übertrieben. Wenn sich der Staub gelegt hat, wird es bei einzelnen Aktien wieder interessante Einstiegsgelegenheiten geben.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.