DAX: Mehr als nur eine Verschnaufpause?
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Gemischt ist der Begriff, der einem in Bezug auf die bisher im Jahr 2010 veröffentlichten Konjunktur- und Unternehmensdaten einfällt.
Die Industrieproduktion in der Eurozone lag mit einem Plus von 1,0 Prozent im November über den Erwartungen und auch die Arbeitsmarktdaten in Australien fielen deutlich stärker aus als erwartet. Das gab vor allem den Börsen in Asien Auftrieb. Wenig Neues brachte die Sitzung der Europäischen Zentralbank, außer dass Trichet den Druck auf die griechische Regierung zur Sanierung ihrer Staatsfinanzen verstärkte.
US-Einzelhandelsumsätze enttäuschen
War das alles noch positiv, so gab es am Donnerstag aus den USA eine negative Überraschung, denn die Einzelhandelsumsätze fielen im Dezember überraschend um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat. Damit endete eine Strecke von vier Monatsergebnissen mit über den Erwartungen liegenden Zahlen. Doch die Dezemberzahlen dürfen nicht überinterpretiert werden, denn sie sind vor dem Hintergrund des sehr starken Anstiegs um 1,8 Prozent im November zu sehen. Entsprechend gelassen reagierte auch die Börse in den USA. Erst die nächsten Monate werden zeigen, ob es tatsächlich einen Knick in der Expansion bei der Konsumentwicklung in den USA gibt. Derzeit deutet wenig darauf hin, zumal die US-Regierung mit dem so genannten „Cash for Appliances“-Programm den Konsum weiter anheizen will. Ähnlich wie bei den Automobilen erhalten dabei Haushalte beim Kauf neuer Haushaltsgeräte im Tausch gegen alte Geräte Subventionen.
Quartalssaison kommt in Schwung
Stärker als auf die Konjunkturdaten blicken die Anleger jedoch derzeit auf die Quartalsergebnisse der Unternehmen. Am Montag enttäuschte noch der Dow-Jones-Wert Alcoa mit seinen Zahlen, was der Aktie bei ihrer Aufwärtsbewegung einen jähen Dämpfer verpasste. Am Donnerstag präsentierte dagegen Intel ein über den Erwartungen liegendes Ergebnis und zeigte sich auch für die Zukunft optimistisch. Richtig negativ wurden dann die Zahlen JPMorgan am Freitag an den Märkten aufgenommen. Die US-Bank traf zwar beim Gewinn die Erwartungen, musste aber die Rückstellungen für faule Kredite erhöhen.
Beiersdorf, Metro und SAP
In Deutschland waren die vorläufigen Ergebnisse von Beiersdorf und Metro zwar wenig spektakulär und lagen im Rahmen der Erwartungen, aber das reichte den Börsianern nicht. Beide Aktien gerieten nach den Zahlen heftig unter Verkaufsdruck. Da drückt vermutlich auch die Furcht vor einer Abschwächung der Konsumkonjunktur auf die Stimmung. Sowohl Beiersdorf als auch Metro wirken charttechnisch angeschlagen, nachdem sie an wichtigen Widerständen gescheitert sind. Positiv war dagegen das überraschend von SAP vorgelegte vorläufige Ergebnis: Der Umsatz lag über den Erwartungen und der Gewinn war ganz ordentlich. Einen Ausblick auf das Geschäftsjahr 2010 soll es aber erst Ende Januar geben. Die Aktie konnte aber die zwischenzeitlichen kräftigen Kursgewinne nicht behaupten und kam am Freitag ebenfalls unter die Räder.
Fazit:
Der DAX konnte die Marke von 6.000 Punkten nicht behaupten. Der Verkaufsdruck dürfte vorerst anhalten. Entscheidend sind die zahlreichen Quartalszahlen vor allem von US-Unternehmen in der nächsten Woche. Nur echte positive Überraschungen könnten dem Markt wieder Auftrieb geben.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.