DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Geht der Absturz weiter?

15.02.10 09:18 Uhr

DAX: Geht der Absturz weiter? | finanzen.net

Lange Zeit war es unklar, wie die Mitglieder der Eurozone auf die drohende Pleite des Eurostaates Griechenland reagieren würden.

Entsprechend groß war die Verunsicherung an den Märkten. Nun ist klar, dass Griechenland aus Angst vor einer Kettenreaktion nicht fallen gelassen wird. Deutschland und Frankreich haben die Federführung bei der Rettungsaktion übernommen.

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Vorerst keine schnellen Hilfen

Wer jedoch auf ein Hilfspaket hoffte, sieht sich zumindest vorerst getäuscht. Griechenland bekommt politische Unterstützung von den Partnerländern, allerdings kein Geld. Überraschend ist jedoch die Wendung, dass Griechenland gar keine finanzielle Unterstützung beantragt hat, sondern aus eigener Kraft den Staatsbankrott abwenden möchte. Dass dies gelingen kann, scheint nach meiner Meinung unwahrscheinlich. Die Probleme sind zu groß, als dass die Griechen den Karren alleine aus dem Dreck ziehen könnten. Die Finanzhilfen aus Brüssel und den EU-Hauptstädten werden also kommen – früher oder später. Der neue EU-Ratspräsident Van Rompuy erklärte, die Mitglieder der Eurozone würden „falls notwendig entschlossene und abgestimmte Maßnahmen ergreifen, um die Stabilität im gesamten Währungsraum sicherzustellen“. Damit ist klar, in welche Richtung der Zug fährt. Nachdem jedoch direkte finanzielle Unterstützung vorerst ausbleibt, macht sich mancherorts Enttäuschung breit. Das mag einerseits verständlich sein, andererseits vielleicht auch voreilig, denn über die Details der Hilfsmaßnahmen ist noch wenig bekannt. Die Verunsicherung bleibt daher weiter im Markt, insbesondere auch wegen anderer Wackelkandidaten wie Portugal und Spanien.

Unternehmenssaison geht in die nächste Runde

Nicht vergessen werden sollte vor diesem Hintergrund die Quartalssaison, die natürlich weiter geht. Einen schweren Rückschlag gab es für Air France-KLM aufgrund der schwachen Konjunktur, rückläufiger Passagierzahlen und des hohen Preisdrucks. Der Lufthansa-Rivale verbuchte im dritten Geschäftsquartal einen hohen operativen Verlust von 245 Mio. Euro und einen Umsatzeinbruch um 16 Prozent. Die schlimmsten Befürchtungen der Analysten wurden damit sogar übertroffen. Die Aktie stürzte um neun Prozent ab und riss auch die Lufthansa mit nach unten. In Deutschland gab es dagegen einige positive Meldungen von Unternehmen aus der zweiten Reihe. Aurubis, Douglas, Gildemeister und Rhön-Klinikum überraschten positiv, auch die unter der Konjunkturschwäche schwer ächzende Heidelberger Druck schlug sich trotz roter Zahlen besser als von den Analysten erwartet.

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Die Gefahr für den DAX ist noch nicht gebannt

Auch am Devisenmarkt, wo der Euro gegenüber dem US-Dollar wieder absackte, war zu sehen, dass die Anleger die Griechenland-Krise immer noch nicht für ausgestanden halten. Der DAX bleibt daher in einer angespannten Situation. Der Widerstand bei 5.580/5.600 Punkten konnte nicht zurückerobert werden, dafür hat aber am Freitag die Unterstützung bei 5.480 Punkten gehalten. Erst wenn diese gebrochen werden sollte, dürfte es eine weitere Abwärtswelle beim DAX geben. Die Entscheidung darüber wird Anfang nächster Woche fallen.

Fazit:

Die Lage an den Aktienmärkten bleibt angespannt, da die Pläne zur Unterstützung Griechenlands nicht der erhoffte Befreiungsschlag waren. Zusätzlich belastend wirken sich die immer intensiveren Bemühungen der chinesischen Regierung zum Abbremsen des hohen Kreditwachstums aus. Die Weltkonjunktur hängt derzeit am Tropf Chinas.

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Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.