Sorgen um die Eurozone nehmen zu
Auch wenn die Staatschuldenkrise in einigen Euro-Mitgliedsländern aus den Schlagzeilen verschwunden ist, ...
... heißt das nicht, dass die Probleme bereits überwunden sind. Vor allem in der Euro-Peripherie bleibt die Lage fragil. Während es in Spanien besser aussieht als erwartet, drohen in Irland griechische Verhältnisse.
Die Anglo Irish Bank wird zum Belastungstest
Die Wortwahl ist drastisch. Der Finanzbedarf seiner Banken sei „entsetzlich“, sagte der irische Finanzminister Brian Lenihan. Alleine die verstaatlichte Anglo Irish Bank könnte zusätzlich 11,4 Mrd. Euro brauchen. Bei Allied Irish Banks könnte der Finanzbedarf um 5,4 Mrd. Euro ansteigen und der irische Staat dadurch zum Mehrheitseigner werden. Die Allied Irish Aktie, die sowieso schon zum Pennystock verkommen ist, stürzte nochmals ab und verdeutlichte damit, dass man mit dem Schlimmsten rechnen muss. Insgesamt könnten die Kosten für die Sanierung der irischen Banken auf 50 Milliarden Euro anschwellen, was 32 Prozent des irischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) entsprechen würde. Das Haushaltsdefizit wird durch die Bankenhilfen 2010 auf rund 32 Prozent des BIP nach oben schnellen. Zur Beruhigung der Anleger kündigte die irische Regierung daher bereits höhere Ausgabenkürzungen an, als ursprünglich geplant. Die Situation an den Märkten entspannte sich daher etwas und auch der Euro wurde nicht übermäßig belastet. Allerdings trauen vor allem die Anleihegläubiger Irlands den Ankündigungen offenbar nicht so ganz. Die Kurse irischer Staatsanleihen befinden sich im Sinkflug und nähern sich dem portugiesischen Niveau an. Die Renditen dreijähriger irischer Bonds lagen zuletzt sogar über dem Zins, den das Land zahlen müsste, wenn es Mittel aus dem Europäischen Rettungsfonds beantragen würde. Kein Wunder also, dass Irland die Anleiheemissionen, die im Oktober und November geplant waren, absagte. Fazit: Die Eurokrise kann jederzeit wieder aufflammen. Dass sie das bislang nicht tat, ist vor allem dem schwachen Dollar zu verdanken, der unter den noch größeren Problemen der USA leidet. Leidtragende sind Fluchtwährungen wie der Schweizer Franken und der Japanische Yen.
Droht eine neue Rezession in Japan?
Am Mittwochmorgen veröffentlichte die Bank of Japan den Tankan, ihre umfassende vierteljährliche Umfrage unter den Unternehmen. Der Tankan gibt ein sehr detailliertes Bild von der Verfassung der japanischen Wirtschaft und die ist auf den ersten Blick gut. Sowohl die großen Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe als auch die großen Dienstleistungsunternehmen schätzen ihre aktuelle Lage besser als im letzten Quartal ein. Allerdings verschlechterte sich bei den Industrieunternehmen der Ausblick für das nächste Quartal. Das liegt vor allem am starken Yen. Und die Unternehmen kalkulieren derzeit im Durchschnitt mit einem USD/JPY-Wechselkurs von 89,44 JPY. Da müsste die Bank of Japan noch ganz schön intervenieren, um den Wechselkurs wieder auf dieses Niveau zu kriegen.
Risiko für japanische Aktien
Das vierte Quartal und das erste Quartal 2011 könnten schwach ausfallen in Japan, auch weil es im dritten Quartal bei den Konsumausgaben einige Vorzieheffekte gab. Manche Experten halten sogar eine Rezession für möglich. Doch dazu dürfte es höchstens technisch gesehen kommen, wahrscheinlich wird die Wirtschaft aber leicht weiter wachsen. Doch der Tankan ist ein klares Signal dafür, dass die Bank of Japan ihre Politik der Anleihekäufe (das so genannte Quantitative Easing) fortsetzt, also weitere Liquidität in die Märkte pumpt. Schon beim Treffen der Notenbanker nächste Woche dürfte das verkündet werden. Und es ist auch mit erneuten direkten Interventionen am Devisenmarkt zu rechnen, denn Japan leidet vor allem unter dem starken Yen. Die Exportwirtschaft verkauft weniger und die Industrieproduktion ist im August zum dritten Mal in Folge gesunken. Der Nikkei 225 Index dürfte daher wieder den Rückwärtsgang einlegen.
DAX hin- und hergerissen
Für den DAX sind die Krise im europäischen Finanzsektor und mögliche Währungsturbulenzen ein Belastungsfaktor. Eine Vielzahl positiver News vom heimischen Markt, zuletzt die guten deutschen Arbeitsmarktdaten, gaben dem DAX Unterstützung, aber die Impulse von der Wall Street waren durchwachsen. Am Freitag wurde der Rückgang des wichtigen ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA negativ aufgenommen. Derzeit testet der DAX die kurzfristige Unterstützung bei 6.200 Punkten. Sollte diese fallen, dann wird es weiter nach unten gehen. Nach oben hat sich der Widerstand bei 6.300/6.350 Punkten als äußerst harte Nuss erwiesen.
Fazit:
Der DAX pendelt weiterhin in engen Grenzen zwischen 6.000 und 6.350 Punkten. Nur ein Ausbruch in die eine oder andere Richtung dürfte neue Dynamik entfachen.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH i.G. übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.