DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX vor einem neuen Jahreshoch?

27.09.10 08:26 Uhr

DAX vor einem neuen Jahreshoch? | finanzen.net

Am vergangenen Dienstag richteten sich wieder einmal alle Blicke auf die US-Notenbank Fed.

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Erwartungsgemäß wurde an den Leitzinsen nicht gerüttelt, interessant waren allerdings die Kommentare zur Sitzung. Keine Überraschung war es, dass die Notenbank die wirtschaftliche Erholung in den USA nur langsam fortschreiten sieht. Viel spannender waren die Äußerungen, die trotz Mini-Zinsen eine weitere Lockerung der Geldpolitik möglich erscheinen lassen.

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Das Deflationsgespenst spukt wieder

Aktuell ist zumindest offiziell zwar nicht geplant, die Geldpolitik noch expansiver auszurichten. Dennoch lies die Fed keinen Zweifel daran, dass sie Gewehr bei Fuß steht. Sollte es nötig sein, so wird die US-Notenbank weitere Maßnahmen ergreifen, darunter auch zusätzliche Ankäufe von Staatsanleihen. Dass die Fed gerade dieses Instrument sogar noch verstärken möchte, überrascht nun doch zumindest etwas. Während andernorts über zu viel Inflation geredet wird, ist es bei der Fed inzwischen wohl anders herum. Ganz offensichtlich ist die Inflation in den USA der Fed zu niedrig. Das Wort Deflation nehmen die Währungshüter allerdings noch nicht in den Mund. Die Reaktion am Rentenmarkt ließ trotzdem nicht lange auf sich warten. Die Renditen der US-Staatsanleihen beendeten ihre kurze „Normalisierungsphase“ und gaben erneut nach. Die Kurse am Bondmarkt stiegen folglich wieder an, während die Aktien die entgegengesetzte Richtung einschlugen. US-Häusermarkt bleibt schwach

Auch vom Häusermarkt gab es neue Zahlen. Im August stiegen die Verkäufe bestehender Häuser (Existing Home Sales) deutlich an, allerdings ist dies nur eine Reaktion auf den scharfen Rückgang der Vormonate. Gegenüber dem Vorjahresmonat liegen die Hausverkäufe immer noch um 19 Prozent zurück. Von einer Normalisierung ist der US-Immobilienmarkt also nach wie vor noch weit entfernt. Auch die Neubauverkäufe spiegeln die schlechte Lage wider. Der neue Einbruch am Immobilienmarkt nach dem Auslaufen steuerlicher Anreize bei einem Häuserkauf kam nicht unerwartet, überrascht aber im Ausmaß. Die US-Bürger haben schlicht kein Geld und Kredite werden ohne Sicherheiten nicht mehr vergeben. 30jährige Hypotheken sind für 4,3 Prozent zu haben. Wenn selbst derart niedrige Zinsen die eigenheimverliebten Amerikaner nicht aus der Reserve locken können, was dann? Die Lage in den USA bleibt daher angespannt, auch weil die Immobilienpreise weiter sinken dürften.

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Deutschland: Der Exportboom lässt nach

Warum die Amerikaner neuerdings für ihre Verhältnisse zu Konsummuffeln geworden sind, liegt vor allem an der hohen Arbeitslosigkeit. Der Arbeitsmarkt kommt einfach nicht in Schwung, das zeigte auch der unerwartete Anstieg der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. Allerdings gab es am Freitag starke Zahlen bei den Auftragseingängen in der Industrie, das gab der Wall Street wieder Auftrieb. Der Dow Jones stieg auf den höchsten Stand seit Mai. In Deutschland und der Eurozone insgesamt lieferten die am Mittwoch veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes ein weiteres Indiz, dass der Konjunkturschwung abnimmt. Vor allem der starke Boom bei den Auslandsaufträgen scheint vorbei zu sein und das trifft Deutschland besonders. Die Konjunkturdynamik wird in den nächsten Monaten weiter abnehmen, eine neue Rezession droht aber bei weitem nicht.

DAX kämpft mit der Marke von 6.300 Punkten

Der DAX startete am Freitag einen weiteren Versuch, den Widerstand bei 6.300 Punkten zu überwinden. Diesmal könnte dies gelingen und zu einem Test des Jahreshochs bei 6.385 Punkten führen. Trotzdem dürfte sich aus charttechnischer Sicht die volatile Seitwärtsbewegung der letzten Wochen fortsetzen, denn es wird in nächster Zeit weiterhin eher enttäuschende Konjunkturnachrichten geben.

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Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH i.G. übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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