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Börse Frankfurt-News: Wochenausblick: "DAX-Bewertung im teuren Bereich"

27.01.25 10:24 Uhr

Börse Frankfurt-News: Wochenausblick: "DAX-Bewertung im teuren Bereich" | finanzen.net

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Mahnungen zur Vorsicht wegen Überhitzung werden lauter. Meist geht es aber nur um kurze Rücksetzer, die erwartet werden. In jedem Fall steht eine ereignisreiche Woche an, mit wichtigen Notenbankentscheidungen, Wachstums- und Inflationszahlen.

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27. Januar 2025. Atemholen nach fulminantem Jahresstart - nach dem Sprung über die 21.500 Punkte am Freitag geht es zu Beginn der neuen Woche ruhiger zu. Zuvor hatte das Ausbleiben konkreter Zollankündigungen durch Donald Trump für gute Laune gesorgt. "Der US-Präsident hat mit der Aussicht auf eine wirtschaftsfreundliche Politik ein Kursfeuerwerk ausgelöst", berichtet Claudia Windt von der Helaba. Die Androhung von Zöllen bleibe zwar bestehen, scheine aber (noch) nicht die erste Mittelwahl zu sein.

Am Montagmorgen steht der DAX bei 21.141 Zählern nach knapp 21.395 am Freitag zu Handelsschluss. Auch der Stoxx Europe 600 zeigt sich nach seinem jüngsten Allzeithoch etwas schwächer. Die US-Märkte waren am Freitag mit kleinen Verlusten ins Wochenende gegangen.

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Nur zwischenzeitliche Rücksetzer?

"Mit Konsolidierungen ist bei Irritationen in puncto Geld- und Handelspolitik zwischendurch immer wieder zu rechnen - auch nur, wenn Trump schlecht geschlafen hat", kommentiert Robert Halver von der Baader Bank. Die Aktienstimmung bleibe jedoch freundlich, erklärt er mit Blick auf KI, eine "fittere" US-Wirtschaft, die weltkonjunkturelle Stabilisierung und Aussichten auf die Eindämmung der großen geopolitischen Konflikte in Nahost und der Ukraine, und das alles bei "verhaltenen Eintrübungen von der Zinsseite".

"Bewertungen jetzt schon hoch"

"So erfreulich der erste Blick auf die vergangenen Wochen sein mag, gänzlich ungetrübt ist er nicht", meint hingegen Sören Hettler von der DZ BANK AG. So sei der Kursanstieg bei allen Indizes beinahe ausschließlich durch eine Stimmungsaufhellung getragen - und keineswegs durch höhere Gewinnschätzungen. Entsprechend höher sei nun das Bewertungsniveau. Beim DAX sei das KGV jüngst in den "teuren Bereich" geklettert, beim Euro Stoxx 50 immerhin klar über den historischen Mittelwert, beim S&P 500 liege es noch höher.

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Zudem gelte die Konzentration derzeit vorrangig den positiven Aspekten der Wirtschaftspolitik von Trump. "Dabei die Herausforderungen für die Finanzmärkte unter den Teppich zu kehren, dürfte alles andere als ratsam sein", meint Hettler. Mittelfristig müsse sich "nicht so schlimm wie befürchtet" in "besser als erwartet" wandeln.

Technik: "Rücksetzer bis 21.000 Punkte nicht auszuschließen"

Charttechnisch ist das Bild unklar. "Angesichts bestehender Kaufsignale von Indikatoren wie MACD und DMI sollten weitere Kursgewinne ins Kalkül gezogen werden", erklärt Ralf Umlauf von der Helaba zwar. Allerdings gebe es aktuell keinen Rückenwind vonseiten der Zinsspekulationen, weder hierzulande noch in den USA. Auch die Zeichen einer überkauften Marktlage seitens RSI und Stochastic mahnten mehr und mehr zur Vorsicht. "Sollten diese Indikatoren weitere Indexhöchststände nicht mehr begleiten, könnte dies auf ein Korrekturrisiko hinweisen", betont der Analyst. Rücksetzer bis 21.000 Zähler seien nicht auszuschließen.

Notenbankentscheide, Wirtschaftsdaten und Unternehmensberichte

Die neue Woche bringt zahlreiche Ereignisse. Zum einen stehen EZB- und US-Notenbankentscheidungen an. Außerdem werden viele Daten veröffentlicht, unter anderem zu Wirtschaftswachstum und Inflation. Nicht zuletzt ist diese Woche die mit weitem Abstand wichtigste dieser Berichtssaison, wie die DekaBank feststellt: "In den USA melden rund 38 Prozent der Marktkapitalisierung des S&P 500 ihre Quartalszahlen, darunter fünf der?Magnificent 7?", erklärt Chefvolkswirt Ulrich Kater. Er erwartet weiterhin deutlich positive Überraschungen. Zudem starte in der Eurozone die Berichtssaison mit den Zahlen der drei wertvollsten Unternehmen, konkret LVMH, SAP und ASML.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche

Montag, 27. Januar

10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima Januar.

Mittwoch, 29. Januar

20.00 Uhr. USA: Zinsentscheid der US-Notenbank. Die Fed dürfte die "Pausetaste" drücken und die Leitzinsen unverändert lassen, meint die Commerzbank. Der Zielkorridor für die Fed Funds bliebe damit bei 4,25 bis 4,50 Prozent.

Donnerstag, 30. Januar

11.00 Uhr. Eurozone: BIP viertes Quartal 2024 (1. Schätzung). Nach dem Plus von 0,4 Prozent im dritten Quartal dürfte die Wirtschaft im Euroraum im vierten Quartal der Commerzbank zufolge wieder deutlich weniger zugelegt haben, und zwar um 0,1 Prozent. Darauf deuteten die schwache Industrieproduktion, gesunkene Einzelhandelsumsätze sowie die niedrigen Einkaufsmanagerindizes hin.

14.15 Uhr. Eurozone: Zinsentscheid der EZB. Die DekaBank geht davon aus, dass die EZB die Leitzinsen erneut um 25 Basispunkte senken wird. Zudem werde sie weitere Zinsschritte signalisieren - mit optimistischen Kommentaren zum Erreichen des Inflationsziels im Verlauf dieses Jahres und der Einstufung ihrer aktuellen Geldpolitik als immer noch restriktiv.

14.30 Uhr. USA: BIP viertes Quartal (1. Schätzung). Das Bruttoinlandsprodukt in den USA dürfte auch im Schlussquartal relativ kräftig zugelegt haben, meint die DekaBank. Erneut sei hierfür vor allem der private Konsum verantwortlich. Für das Gesamtjahr ergebe sich ein Wachstum von 2,8 Prozent, unwesentlich weniger als 2023.

Freitag, 31. Januar

14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise Januar. Nachdem die deutsche Inflationsrate im Herbst zwischenzeitlich deutlich unter die 2 Prozent-Marke gefallen war, lag sie Ende 2024 mit 2,6 Prozent wieder klar darüber, wie die Commerzbank betont. Sie geht davon aus, dass sie im Januar auf diesem Niveau geblieben ist. Beigetragen hierzu hätten wohl deutlich höhere Energiepreise, bei denen sich auch ein höherer CO2-Preis bemerkbar mache.

14.30 Uhr. USA: Preisindex Konsumausgaben ohne Nahrungsmittel und Energie. Die Helaba prognostiziert für den von der US-Notenbank stark beachteten Index ein Plus von 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat und 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Von Anna-Maria Borse, 27. Januar 2025, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)