Börse Frankfurt-News: Inflationsdaten sorgen für Entspannung (Anleihen)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - An den Rentenmärkten befinden sich die Renditen zum Wochenschluss auf dem Rückzug. Nach dem Höhenflug der vergangenen Wochen und Monate dürfte es sich dabei Händlern zufolge aber erst mal nur um eine technische Gegenreaktion handeln.
29. September 2023. Der im September bislang relativ starke Anstieg der Renditen hatte sich im Wochenverlauf zunächst weiter fortgesetzt. In Japan wurde heute Morgen bei den 30-jährigen Anleihen mit 1,66 Prozent der höchste Stand seit zehn Jahren erreicht. In den USA kletterten die Zehnjährigen auf ein 16-Jahreshoch bei 4,6 Prozent und hierzulande hat die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen mit 2,97 Prozent im Hoch die Marke von 3,0 Prozent nur knapp verpasst. Aktuell liegen wir hier bei 2,85 Prozent.
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Die heute Vormittag veröffentlichten Daten zum Preisanstieg in der Eurozone lagen mit 4,3 Prozent ggü. Vorjahr sowie einer Kernrate von 4,5 Prozent etwas unterhalb der Erwartungen. Zuvor war bereits Inflationsrate in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren gesunken. Die im August noch um 6,4 Prozent gestiegenen Verbraucherpreise lagen diesmal - auch dank Basispreiseffekten - nur noch 4,3 Prozent über dem Vorjahresniveau. Für eine generelle Entwarnung ist es nach Ansicht der Strategen bei der DWS aber "noch zu früh".
Vielleicht auch deshalb zogen die Renditen im Wochenverlauf zunächst weiter an. "Die Marktteilnehmer gewichten momentan wirtschaftspositive Nachrichten, die eine anhaltend hohe Inflation erwarten lassen, stärker als negative Signale", erklärt Hans-Joachim Lübbing von der Commerzbank den bis heute Morgen anhaltenden Aufwärtstrend. Der ist vor allem am langen Ende zu spüren, wodurch sich der Renditevorsprung der Kursläufer (inverse Zinsstruktur) zuletzt etwas verringert hat.
Als Grund dafür sieht Tim Oechsner, Kapitalmarktstratege der Steubing AG, vor allem die massive Verunsicherung hinsichtlich der Zinspolitik der US-Notenbank. Die Fed Funds Futures preisen eine weitere Zinserhöhung bis zum Jahresende mit rund 40 Prozent Wahrscheinlichkeit ein. Eine erste volle Zinssenkung wird derzeit erst für Juli eingepreist. "Die Aussicht auf zeitnah sinkende Zinsen und damit steigende Anleihenkurse ist erst mal vom Tisch, wodurch die Liquidität im Handel deutlich abnimmt", sagt der Anleihenhändler, der vor allem die fehlenden Käufer im Markt bemängelt. Den Renditerückgang zum Wochenschluss interpretiert er zunächst nur als "technische Gegenbewegung" auf den starken Anstieg zuvor.
Starke Nachfrage bei kurzen Laufzeiten
Bei der Baader Bank beobachtet Klaus Stopp bei den länger laufenden Anleihen ebenfalls nur vereinzelte Käufe. "Dafür geht bei den kurzen Laufzeiten einiges". Vor allem im Bereich der Bundesanleihen mit Laufzeit von 12 bis 18 Monaten herrscht dank attraktiver Konditionen reger Handel. So wird zum Beispiel die Ende 2024 fällig werdende Bundesanleihe (DE0001104909) bei einem Kupon von 2,2 Prozent aktuell zu ca. 98,50 Prozent gehandelt, woraus sich eine Rendite von rund 3,5 Prozent errechnet.
Der zuletzt sehr starke US-Dollar hat den Fokus einiger Anleger auch auf entsprechende Fremdwährungs-Bonds gelegt. "Bei USD-Anleihen ist ein bisschen was los", erzählt Stopp. Zudem kommt es ab und zu bei der "100-jährigen Anleihe" der Republik Österreich (AT0000A1XML2) zu Käufen. Das im Jahr 2117 fällige Papier ist durch seine lange Laufzeit prädestiniert für starke Kursausschläge. Bis Ende 2020 hatte sich der Kurs zunächst bis auf 230 Prozent mehr als verdoppelt, bevor dann der große Absturz begann. Aktuell wird die Anleihe nur noch zu 64 Prozent gehandelt, was eine Rendite von ebenfalls 3,5 Prozent bedeutet.
Neuemission von Grenke mit 7,5 Prozent Rendite
Im Handel mit Unternehmensanleihen verweist Marcus Mielert von Oddo BHF auf eine "sehr umsatzstarke Neuemission mit einer retailfreundlichen 1.000er-Stückelung". Konkret geht es dabei um die seit Wochenbeginn handelbare Anleihe von Grenke Finance PLC (XS2695009998), die bei einer Laufzeit bis April 2027 einen jährlichen Kupon von 7,875 Prozent verspricht. Bei einem Kurs von gut 101 Prozent bedeutet das einen mögliche Rendite von 7,5 Prozent.
Bei der Steubing AG wiederum sind unverändert die "Dauerbrenner" gesucht. Laut Oechsner sind das vor allem die Bonds von Unternehmen aus der deutschen Automobilindustrie. Dazu zählen zum Beispiel eine bis Februar 2027 laufende Anleihe von Volkswagen (XS2374595044) mit einer Rendite von 4,4 Prozent und ein Papier von Mercedes-Benz (DE000A3LH6T7), das im Mai 2026 fällig wird und aktuell mit 3,8 Prozent rentiert. Beim Zulieferer Continental (XS2630117328) winken bis zum Ende der Laufzeit im Juni 2028 aktuell 4,1 Prozent Rendite.
Von Thomas Koch, 29. September 2023 © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)