Konjunkturmotorik
Wann schaltet die Weltkonjunktur einen Gang höher?
Während das Bullenlager an den internationalen Finanzmärkten von der Liquiditätsschwemme der Zentralbanken Auftrieb erhält, wiegt im Bärenlager vor allem die Sorge um die Konjunkturentwicklung schwer. Frühindikatoren, wie der globale Einkaufsmanagerindex für die Industrie, deuten zwar auf ein dem Potenzialwachstum entsprechendes oder leicht darüber liegendes Weltwirtschaftswachstum in den kommenden Monaten hin. Die Abwärtsrisiken haben sich jedoch erhöht - die Konjunktur wird von mehreren Faktoren, darunter die geopolitische Unsicherheit, ausgebremst.
Mit Argusaugen beobachten Investoren insbesondere die Wirtschaftslage im Euroraum. Die Konjunktur kommt nicht recht in Schwung, auch weil der Kreditschöpfungsprozess nach wie vor stottert. Dank der Bilanzsanierung im Vorfeld der gemeinsamen Bankenaufsicht könnte ein angebotsseitiger Bremsfaktor für die stockende Kreditvergabe nachlassen. Zumindest lässt der jüngst veröffentlichte "Bank Lending Survey" auf großzügigere Kreditbedingungen im vierten Quartal hoffen.
Dass die Berichtssaison zum dritten Quartal in Europa, und insbesondere in den USA, mit positivem Unterton verlaufen ist, deutet auf ein gut geöltes Triebwerk der Wirtschaft, die Unternehmen, hin. Die USA, aber auch das Vereinigte Königreich und die asiatischen Schwellenländer bleiben Impulsgeber für die Weltwirtschaft. Was bedeutet das nun für die Geldpolitik?
Während die EZB und die Bank of Japan den Fuß weiterhin auf das geldpolitische Gaspedal drücken, dürften die beiden angelsächsischen Zentralbanken allmählich das Tempo drosseln - aber noch nicht bremsen. "Finanzielle Repression" in Form niedriger Zinsen ist und bleibt der wichtigste Treiber hinter der Suche der Anleger nach positiver realer Rendite.
Was lässt dies in den kommenden Monaten für die Finanzmärkte erwarten?
• Investoren sollten sich auf eine anhaltend kurvenreichere Strecke einstellen. In welchem Maße die Volatilität bei Risiko-Vermögensklassen steigt, hängt dabei entscheidend von einem sorgfältigen Erwartungsmanagement der angelsächsischen Zentralbanken im Hinblick auf ihre Exit-Strategien ab.
• Es empfiehlt sich, "auf allen Reifen zu fahren", also breit über die Vermögensklassen zu streuen.
• Es geht um das neue "Alphabet" des Investierens: In einer Welt mit geringerem Trendwachstum infolge des notwendigen Schuldenabbaus sollten die Marktrenditen ("Beta") an Bedeutung verlieren, während es vermehrt auf das "Alpha", das aktive Management bei der Selektion von Titeln und Anlagesegmenten, ankommt.
Ann-Katrin Petersen
Assistant Vice President, Global Capital Markets & Thematic Research, Allianz Global Investors
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