Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Stagnation

18.02.10 09:37 Uhr

Stagnation | finanzen.net

Noch vor wenigen Wochen hatten Anleger und Experten auf eine deutliche Erholung der Konjunktur in Deutschland spekuliert.

Es kursierten Berechnungen, wonach das BIP 2010 um zwei oder mehr Prozent klettern könnte. Die Zinsen auf Rekordtief, die Ankurbelungsmaßnahmen der Bundesregierung und darüber hinaus die unerwartete Stabilität am Arbeitsmarkt hatten die Hoffnungen geschürt. Inzwischen trüben sich die Perspektiven für die deutsche Wirtschaft eher wieder ein.

Wer­bung

Die zuletzt enttäuschenden „harten Konjunkturdaten“ wie Auftragseingang, Industrieproduktion und Einzelhandel haben im vierten Quartal 09 zu einer Stagnation des BIPs geführt. Analysten hatten mehrheitlich mit einem Zuwachs gerechnet. Nur noch der Außenhandel brachte positive Impulse. Der private Konsum sowie die Investitionen belasteten die Wirtschaftsleistung. Und auch die weiteren Perspektiven trüben sich ein: So gingen die ZEW-Konjunkturerwartungen im Februar zum fünften Mal in Folge zurück. Laut ZEW-Präsident Wolfgang Franz hat Deutschland in Sachen Wirtschaftskrise das Schlimmste hinter sich, die Sorgen um den Arbeitsmarkt, die Staatsverschuldung und die Stabilität des Euros bleiben aber.

Nachdem für die weitere Wirtschaftsentwicklung schon eine Reihe an Buchstaben (L, W, V) bemüht wurden, hat der ZEW-Präsident jetzt einen neuen Begriff geprägt: Er fürchtet für die BRD eine „Wellblechkonjunktur“. Hat er Recht, ist die erhoffte stabile und stetige Erholung nach dem Einbruch 2009 passe. Langfristig wäre diese Entwicklung gesund, weil nur über eine längere Phase mit flauer Wirtschaftsentwicklung die über Jahrzehnte aufgebauten Verschuldungsquoten (vor allem in den USA, aber auch in einigen europäischen Ländern) abgebaut werden können.

Wer­bung

An den Börsen würde eine solche flache Wirtschaftsentwicklung kaum auf Gegenliebe stoßen. Die Anleger haben hohe Erwartungen an die Unternehmen. Für die DAX-Konzerne rechnen sie in 2010 mit einem Gewinnzuwachs von im Schnitt knapp 50 Prozent. Das ist nur zu schaffen, wenn die Gesamtwirtschaft halbwegs vernünftig wächst. Hält die stagnative Phase an, dürfte es zu einer Reihe an bösen Enttäuschungen kommen.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

Wer­bung


Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.