Schleusen geöffnet

Die Notenbanken weltweit überschütten die Märkte mit Liquidität, um so die schlimmen Auswirkungen der Finanzkrise abzumildern ...
... und einen totalen Einbruch der Wirtschaft zu vermeiden. Seit mehr als einem Jahr liegen die Leitzinsen in den USA nun faktisch bei Null. Gleichzeitig wird über den Aufkauf von Staatsanleihen zusätzliches Geld in das System gepumpt. Eine solche Flutung mit Finanzmitteln ist historisch einmalig. Europa steht dem großen Bruder kaum nach. Hier liegt der entscheidende Leitzins zwar noch bei 1,0 Prozent, aber auch das bedeutet ein absolutes Rekordtief. Zusätzlich werden den Banken auch bei uns milliardenschwere Liquiditätsspitzen verpasst. Die Geldmenge M1, die die kurzfristig fälligen Einlagen bei Banken sowie das Bargeld umfasst, ist daher im November 09 (eine aktuellere Zahl liegt nicht vor) im Jahresvergleich um 12,6 Prozent geklettert. Der Zuwachs liegt weit über dem durchschnittlichen Wert der vergangenen Jahre.
Schon seit Monaten prophezeien einige Experten, dass durch die Geldschwemme notwendigerweise eine kräftige Inflation folgen muss. Ganz von der Hand ist diese Argumentation nicht zu weisen. Güter, die im Überfluss vorhanden sind, verlieren regelmäßig an Wert - und bei Geld nennt man diesen Effekt nun einmal Inflation. Dem steht aber ein anderer Faktor gegenüber: Die schwache Wirtschaft und die nicht ausgelasteten Kapazitäten. Zuletzt fielen etliche Konjunkturdaten mies aus, so dass dieses Problem wohl erhalten bleibt. Vorhandene Überkapazitäten sprechen aber für fallende Preise. Gut zu sehen ist das bei den Rabattschlachten im Autosektor. Solange diese deflationären Effekte anhalten, dürften die Notenbanken kaum Anlass haben, die Geldschwemme aus dem Markt zu saugen.
Da das Geld in der Wirtschaft für Neuinvestitionen nicht vollständig gebraucht wird (es herrschen ja ohnehin Überkapazitäten), sucht sich die Liquidität andere Anlageformen. Vor allem der Rentenmarkt scheint teuer: Renditen für 10-jährige Staatsanleihen von weniger als vier Prozent passen nicht zur aktuell horrenden Verschuldung der Staatskassen. Richtig billig ist der Aktienmarkt zwar auch nicht mehr und dazu stören die schwachen Fundamentaldaten. Der Anlagenotstand dürfte einen Absturz bei Aktien aber vorerst verhindern. Ein Rücksetzer bis auf 5.300 Zähler im DAX scheint kurzfristig aber möglich.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global
Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf
deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und
bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes
deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter
www.aktien-strategie.de
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