Aktien von Drillisch und United Internet gefragt: 1&1 Drillisch ruft Netzagentur bei Roaming-Verhandlungen um Hilfe
1&1 Drillisch hat angesichts stockender Verhandlungen mit Vodafone und Deutscher Telekom über eine Mitnutzung ihrer 5G-Netze nun die Bundesnetzagentur um Hilfe gebeten.
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Der kleinste der künftigen 5G-Mobilfunknetzanbieter rief den Regulierer auf, seine Schiedsrichterfunktion gegenüber den beiden Platzhirschen wahrzunehmen. 1&1 Drillisch beißt bei beiden Konzernen offenbar auf Granit beim Versuch, ein Deutschland-Roaming mit ihnen auszuhandeln. Deshalb sei die Netzagentur wie für einen solchen Fall vorgesehen am Freitag formell in die Verhandlungen einbezogen worden.
Möglicherweise wird 1&1 Drillisch einen solchen Schritt auch auf den Netzbetreiber Telefonica ausweiten. Hier liefen die Verhandlungen noch. Die Bundesnetzagentur soll jetzt die Verhandlungsverpflichtung der etablierten Netzbetreiber nach den 5G-Frequenzbedingungen effektiv und zeitnah durchsetzen.
1&1 Drillisch betreibt bisher kein eigenes Mobilfunknetz, hat im vergangenen Jahr aber 5G-Frequenzen ersteigert und will nun ein solches Netz aufbauen. Das Unternehmen ist dazu zunächst auf einen nationalen Roaming-Partner angewiesen, der überall dort für 1&1-Kunden sein Netz zur Verfügung stellt, wo noch keine eigenen 5G-Antennen stehen. Eigentlich sollte ein solches Abkommen schon vor einem Jahr in trockenen Tüchern sein. CEO Ralf Dommermuth hatte bei Vorlage der Halbjahresbilanz kürzlich beklagt, dass sich die Gespräche hinzögen.
Aktien von United Internet und 1&1 erholen sich
Bei den Aktien von United Internet sowie 1&1 Drillisch war am Dienstag ein Erholungsversuch angesagt. Für die United-Papiere ging es im MDAX via XETRA letztlich um 6,69 Prozent auf 32,54 Euro nach oben, während jene der Mobilfunktochter 1&1 im SDAX um 4,23 Prozent auf 18,35 Euro anzogen. Am Montag waren sie wegen Gewinnwarnungen infolge des Streits mit Telefonica Deutschland um den Zugang zum O2-Netz um bis zu 28 Prozent eingebrochen.
Am Tag nach dem Kursrutsch blicken einige Analysten auf dem schwer gedrückten Niveau optimistischer auf United Internet. Zuerst empfahl die Commerzbank die Aktie wieder zum Kauf und später dann auch das Bankhaus Metzler. Beide erklärten, dass der Kurseinbruch am Vortag übertrieben gewesen sei und letztlich mit dem O2-Netzbetreiber Telefonica Deutschland eine brauchbare Lösung gefunden werde.
Commerzbank-Analystin Heike Pauls argumentierte, dass die nun auf dem Tisch liegenden Konditionen für einen neuen Roaming-Vertrag bereits besser seien als jene, die zuvor zur Senkung der Gewinnschätzungen und zu dem Kursrutsch geführt hätten. Metzler-Experte Holger Schmidt gibt sich fest davon überzeugt, dass die künftigen Preise für die Kapazitäten im O2-Netz eher sinken als mehrere Jahre stabil bleiben werden.
Zu 1&1 Drillisch gab es aber vorerst keine positiven Kommentare. Diverse Analysten kürzten am Dienstag ihre Kursziele für die Papiere der United-Mobilfunktochter. Analyst Stephane Beyazian von Mainfirst gab infolge der gesenkten Gewinnziele sogar seine bisherige Kaufempfehlung auf. Ein besserer Roaming-Deal werde zwar kommen, aber auch dieser garantiere kein operatives Ergebniswachstum, solange das Unternehmen nicht über ein eigenes Netz verfüge.
Die Papiere von United Internet waren am Vortag auf ein Tief seit April abgestürzt, jene von 1&1 sogar auf ein Tief seit März, kurz nach den Tiefstkursen infolge des weltweiten Corona-Crash. Die Unternehmen mussten jeweils wegen steigender Kosten für den Zugang zum O2-Netz ihre Gewinnziele kürzen. Sie streiten schon länger mit dem Telefonica-Konzern über die Preise für die Bereitstellung von Kapazitäten in dessen deutschem Netz.
Laut dem Metzler-Experten Schmidt hat Telefonica Deutschland auch ein Interesse an einer gemeinschaftlichen Lösung, um eine sinkende Auslastung des Netzes zu vermeiden. Hier waren die Aktien am Montag trotz der Nachrichten, die von Börsianern eigentlich als förderlich angesehen wurden, mit dem Gesamtmarkt deutlich unter Druck geraten. Am Dienstag rückten sie nun im MDAX überdurchschnittlich um zeitweise 1,6 Prozent vor.
FRANKFURT (Dow Jones Newswires / dpa-AFX)
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